Motorsägen raus aus dem Regenwald

Holzfäller mit Motorsäge von Stihl Kahlschlag im Regenwald: Weltweit benutzen Holzfäller Motorsägen von Stihl (© J. Sutton-Hibbert)
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Der Motorsägen-Hersteller Stihl ist in Malaysia in Regenwaldvernichtung verstrickt. Der Vertrieb der Maschinen liegt dort weitgehend in den Händen der KTS-Gruppe. Zu deren Geflecht gehören Holz- und Palmölfirmen, denen illegale Rodungen auf dem Land Indigener vorgeworfen werden. Stihl darf keine Geschäfte mehr mit KTS machen.

News und Updates Appell

An: Vorstandvorsitzender von Stihl Bertram Kandziora, Aufsichtsratsvorsitzender Nikolas Stihl

„Stihls malaysischer Vertriebspartner KTS ist in die illegale Rodung von Regenwald in Sarawak verstrickt. Stihl muss die Geschäftsbeziehung sofort beenden.“

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Ein Schauplatz der Regenwaldvernichtung ist der Fluss Sungai Lijan. „Isotimber hat ohne Erlaubnis Bäume umgesägt“, sagt Sandak Mandang vom Volk der Iban: „Hier haben wir die Holzfäller von Isotimber 2014 vertrieben.“ Mit einem schmalen Boot hat er uns hierher gebracht, wo eine staubige Piste das Wasser quert. Kilometerweit zieht sie sich durch den Regenwald. Jetzt verklagen die Einheimnischen die KTS-Beteiligung Isotimber vor Gericht.

„Wir werden den Kampf um unseren Wald gewinnen“, sagt Matek Geram von der Organisation SADIA.

Auch in den wertvollen Torfwäldern hinterlässt KTS eine Spur der Verwüstung. Die Tochterfirma Bintulu Lumber Development (BLD) hat hier für Palmölplantagen bis zu 14.000 Hektar gerodet, wo seltene Nasenaffen lebten. Bewohner der Gemeinden Kampung Tutus verklagen das Unternehmen und werfen ihm vor, ohne Erlaubnis auf ihrem Land gerodet und Plantagen angelegt zu haben.

Stihl und KTS - eine persönliche Freundschaft

Firmenpatriarch Hans Peter Stihl posierte 2012 für die Tageszeitung Borneo Post, die ebenfalls zu KTS gehört, mit KTS-Chef Dato Henry Lau. Die Geschäftsleute lobten die enge, bereits seit 44 Jahren andauernde Zusammenarbeit. „Während des gemeinsamen Erfolgsweges ist eine Freundschaft erblüht“, schreibt das Blatt. 2014 traf auch Junior Nikolas Stihl in Sarawak Henry Lau. Stihl und KTS – das ist auch eine persönliche Beziehung. Es ist daher zu bezweifeln, dass die Schwaben nichts von der Verstrickung in Regenwaldvernichtung gewusst haben.

Schriftlich bestreitet Stihl, von illegalen Rodungen Kenntnis zu haben. Man vertraue den Versicherungen von KTS, sich an Gesetze zu halten.

Stihl muss alles dafür tun, illegale Waldvernichtung zu verhindern. Stihl muss daher jede Geschäftsbeziehung zu KTS und ähnliche Firmen beenden.

Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an Stihl.

Hinter­gründe

Eine Reportage aus Sarawak, die auch Isotimber und BLD thematisiert, finden Sie im Regenwald Report 1/2016.

In der Stadt Sibu räumt ein Stihl-Händler während eines Besuchs von "Rettet den Regenwald"-Mitarbeitern ein, dass der Verkauf von Motorsägen erlahme, weil der Wald bereits großflächig gerodet wurde. Allerdings verkaufe sich ein neues Produkt gut: Palmcutter für die Ernte auf den Plantagen. Stihl hat erst von der Waldvernichtung profitiert und verdient jetzt an den Plantagen.

Stihl macht 3 Milliarden Euro Umsatz

Stihl hat 2014 erstmals mehr als 3 Milliarden Euro umgesetzt. Im Februar 2016 kündigte Vorstandschef Bertram Kandziora Investitionen von einer Milliarden Euro an, unter anderem in eine Fabrik auf den Philippinen.

In Malaysia soll Stihl einen Marktanteil von 70 Prozent haben. KTS spielt eine Schlüsselrolle für die Absatz in den Bundesstaaten Sarawak und Sabah. Auch im Sultanat Brunei vertreibt KTS die Stihl-Sägen.

Die KTS-Gruppe ist ein undurchsichtiges Geflecht von Firmen und Beteiligungen. Mitglieder der Familie Lau, allen voran Henry Lau, gehören fast überall zu den Vorständen und Teilhabern.

Vernichtung von Torfwald für Palmöl

Bintulu Lumber Development BLD steht im Mittelpunkt einer Petition, die "Rettet den Regenwald" im September 2015 gestartet hat. Dabei geht es um die Rodung von 14.000 Hektar Torfwald für die Anlage von Palmöl-Plantagen. Laut Geschäftsbericht 2014 hält Henry Lau 39.2 Prozent der Anteile, Robert Lau 36.48 Prozent.

Der Bruno Manser Fonds, der sich für das Volk der Penan in Sarawak einsetzt, hat diese Daten zusammengetragen:

1. KTS hält 144'485 ha (1445 km2) Holzkonzessionen in Sarawak. (Sarawak State Government 2015)

2. Stihl arbeitet seit 1968 beim Verkauf von Motorsägen im malaysischen Teil von Borneo mit dem Holzkonzern KTS bzw dessen Tochter KTS Trading zusammen. 2014 erfolgte der Verkauf über 70 Verkaufspunkte in Sarawak, Sabah und Brunei. (The Borneo Post, 17. Januar 2014)

3. Stihl hält einen Marktanteil von 70 Prozent in Malaysia (Borneo Post, 16. Januar 2014) und ist Marktführer für Motorsägen im malaysischen Teil von Borneo (Sarawak und Sabah). (The Borneo Post, 17. Januar 2014). Grosse Holzkonzerne wie KTS und Samling arbeiten seit Jahrzehnten praktisch ausschliesslich mit Stihl-Motorsägen (Recherchen des BMF, Bildmaterial seit den 1980er-Jahren).

Holzkonzerne arbeiten fast ausschließlich mit Stihl-Sägen

4. Malaysia gehört für Stihl zu den grössten Märkten in Südostasien. Stihl erzielte 2011 rund 25 prozent des Umsatzes von damals 2.6 Milliarden Euro in Asien. (Hans Peter Stihl, zitiert in The Borneo Post, 21.Oktober 2012).

5. Sarawak war seit Anfang der 1980er-Jahre bis 2014 der weltweit führende Exporteur an tropischen Hölzern. Während des 35jährigen Holzbooms wurden in Sarawak rund 500 Millionen Tonnen Tropenhölzer im Wert von schätzungsweise 50 Milliarden Dollar geschlagen. (BMF-Berechnungen) Es ist davon auszugehen, dass ein wesentlicher Anteil dieser Bäume mit Stihl-Motorsägen gefällt wurde.

6. Die Vereinten Nationen schätzen den Anteil von illegalem Holzschlag in Sarawak 2013 auf 50 Prozent (UNODC: Transnational Organized Crime in East Asia and the Pacific. A Threat Assessment, 2013, p. 95).

 

An­schreiben

An: Vorstandvorsitzender von Stihl Bertram Kandziora, Aufsichtsratsvorsitzender Nikolas Stihl

Sehr geehrter Bertram Kandziora,
sehr geehrter Nikolas Stihl,

beim Vertrieb von Motorsägen – und Palm Cuttern – in Malaysia arbeiten Sie eng mit der KTS-Gruppe zusammen.

Zu deren Geflecht, das von der Familie Lau kontrolliert wird, gehört die Firma Isotimber. Ihr werden illegale Rodungen auf dem Land indigener Iban vorgeworfen. Die Einheimischen haben das Unternehmen deshalb angezeigt und verklagt.

Die Firma Bintulu Lumber Development (BLD), die ebenfalls zu KTS gehört, hat nahe der Stadt Sibu tausende Hektar ökologisch besonders wertvollen Torfwald gerodet. Bewohner der Gemeinde Kampung Tutus klagen gegen das Unternehmen und werfen ihm vor, ohne Erlaubnis auf ihrem Land gerodet zu haben.

Mitarbeiter von „Rettet den Regenwald“ haben die Rodungen von Isotimber und BLD besucht und gemeinsam mit örtlichen Umweltschützern und Menschenrechtlern Belege für die Vorwürfe gesammelt.

Stihl-Motorsägen werden weltweit von Holzfällern verwendet – für legale und für illegale Rodungen. Die Firma muss alles dafür tun, illegale Waldvernichtung zu verhindern. Stihl muss daher jede Geschäftsbeziehung zu KTS beenden.

Mit freundlichen Grüßen

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