Bolivien stoppt Straße durch Nationalpark

Protestierende Indigene Indigene auf ihrem Protestmarsch

26.10.2011

Der bolivianische Präsident Evo Morales hat per Gesetz beschlossen, den Bau einer geplanten Landstraße durch den TIPNIS Nationalpark zu untersagen. Rettet den Regenwald hatte mehr als 20.000 Unterschriften zur Bewahrung des Tropenwalds gesammelt

Der bolivianische Präsident Evo Morales hat per Gesetz beschlossen, den Bau einer geplanten Landstraße durch den TIPNIS Nationalpark zu untersagen.

Am gestrigen Montag hat Präsident Morales das Gesetz 180 unterzeichnet, das den Bau einer Lndstarsse durch das Indianergebiet und den Nationalpark TIPNIS (Territorio Indígena Parque Nacional Isiboro Sécure) verbietet. Die monalangen Proteste der Ureinwohner des Regenwaldgebiets und deren Marsch zum Regierungspalast in La Paz haben damit ein erfolgreiches Ende gefunden. Ihr Sieg und somit der Schutz ihres natürlichen Lebensraumes ist nun sogar in Gesetzesform festgeschrieben. Doch lange sah es nicht danach aus. Der Protest der Indianer drohte das Land zu spalten. Hier eine Chronologie der Ereignisse:

Vor acht Wochen sind Tausende Indianer – darunter viele Frauen und Kinder – im bolivianischen Amazonasregenwald aufgebrochen, um zu Fuß friedlich zum Regierungspalast in La Paz zu marschieren. Der Grund: Die Regierung will mitten durch den Regenwald eine Landstraße durch das Indianerterritorium und den Nationalpark Isiboro Secure (TIPNIS) bauen und ignoriert damit die Rechte der Einwohner. Die Indigenen sind gegen die Straße. Diese bedroht die Lebensgrundlagen der Menschen und die Natur. Sie wollen deshalb persönlich mit dem bolivianischen Präsidenten Evo Morales reden.

Am 27.09.2011, erreichten sie einen wichtigen Erfolg, allerdings mit einem hohen Preis: "Aufgrund der Vorfälle und den nationalen Protesten habe ich das Projekt im TIPNIS ausgesetzt. Lassen wir die Menschen und vor allem die betroffenen Völker in den Departamentos Cochabamba und Beni entscheiden", so das Staatsoberhaupt des Andenlandes. Überschattet wird dieser Erfolg von Gewaltausbrüchen und mindestens einem Todesopfer. Am Wochenende waren die marschierenden Indianer von Polizeieinheiten aufgehalten worden. Mit Tränengas und brutalen Prügel-Attacken trieb die Polizei die Demonstranten am Sonntag schließlich auseinander und verhaftete zahlreiche von ihnen, darunter die Indianerführer. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt.

Morales wurde weltweit als erster indigener Präsident bekannt und ist berühmt für seinen Einsatz für Umwelt und Ureinwohner. Rettet den Regenwald unterstützt den Protestmarsch zur Bewahrung des Tropenwaldes im TIPNIS. Am 20. August überreichten wir mehr als 20.000 Unterschriften gegen den Straßenbau an den bolivianischen Botschafter in Berlin. Präsident Morales soll seinen Grundsätzen treu bleiben und an der Seite derer stehen, die sich für den Schutz des Amazonas und der indigenen Gemeinschaften einsetzen. Auf einer eigens eingerichteten TIPNIS Website wird dem Verein Rettet den Regenwald (auf spanisch Salva la Selva) für seine Unterstützung gedankt.

Update vom 29.9.2011: Die Verteidigungsministerin Cecilia Chacón kritisierte die Gewalt und trat am Montag aus Protest zurück. Sie rief Präsident Morales zum Dialog auf: "Ich kann den Interventionen durch die Regierung nicht zustimmen und ich werde dies nicht rechtfertigen, solange es andere alternative Lösungen im Rahmen der Achtung der Menschenrechte gibt. Meine Entscheidung ist unwiderruflich, es gibt keinen Weg zurück", lautete das Entlassungsschreiben an den Präsidenten.

Am Dienstag, den 30.9. trat auch der wegen des Gewaltausbruchs der Polizei heftig kritisierte Innenminister Sacha Llorenti zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn. Am Mittwochabend entschuldigte sich der Staatschef bei den Opfern des brutalen Polizeieinsatzes vom Sonntag. Morales beteuerte erneut, er habe den Polizeieinsatz nicht angeordnet: "Nie haben wir in der Regierung gedacht, dass eine solche Aggression gegen die indigenen Brüder passieren könnte." Morales hat nun angekündigt, eine Kommission einzuberufen, um die Vorfälle zu untersuchen. "Wir sind gezwungen, unsere Fehler zu korrigieren." Mit den Gegnern der Fernstraße will er jetzt eine friedliche Einigung suchen.

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