Ecuador: Muss der Brillenbär dem Bagger weichen?

Bergregenwald und Brillenbär Hoch bedrohte Brillenbären leben in den Intag-Wäldern. (Credit: Wallpapers-hq.ru/bankoboev.ru) (© Wallpapers-hq.ru/bankoboev.ru)
73.145 Teilnehmer

Unter dem Toisan-Gebirge in Ecuador liegt ein großes Kupfervorkommen. Die Regierung will es zu Geld machen – doch die Menschen, die Bergregenwälder und auch die Brillenbären müssen dafür weichen. Die Bevölkerung will ihre Natur bewahren und bittet um Unterstützung: Unterschreiben Sie die Petition an Präsident Correa

Appell

An: Die Regierung von Ecuador

„“

Ganzes Anschreiben lesen

„Unsere einmalige Natur und der soziale Frieden sind viel mehr wert als das Kupfer”, erklären die Bewohner des Intag. Ihre Bergregenwälder im Norden Ecuadors gehören zu den artenreichsten Ökosystemen. Auch die seltenen Brillenbären leben hier. Leider liegen dort auch Kupfer- und Goldvorkommen. Bergbaufirmen wollen sie schon seit 20 Jahren ausbeuten. Doch bis heute sind sie am starken Zusammenhalt und am Widerstand der Bevölkerung gescheitert.

Unterstützt wird sie dabei von der lokalen Umweltgruppe DECOIN. Gemeinsam haben sie die Regierung und internationale Bergbauunternehmen zur Aufgabe gezwungen: 1997 traf es den japanischen Mitsubishi-Konzern, 2009 die kanadische Firma Copper Mesa/Ascendant Copper Corporation.

Auch Rettet den Regenwald unterstützt seit langem die Menschen im Intag. Mit Spendengeldern wurden 3.000 Hektar der bedrohten Bergregenwälder über den Kupfervorkommen gekauft und an das Dorf Junin als Gemeindewald übertragen.

Doch jetzt unternimmt die Regierung einen neuen Anlauf. Präsident Rafael Correa hat dazu das staatliche Bergbauunternehmen ENAMI gegründet. Gemeinsam mit dem chilenischen Staatskonzern CODELCO, dem weltweit größten Kupferproduzenten, will er das Llurimagua-Projekt angehen, so heißt die Minenkonzession im Troisan-Gebirge offiziell.

Mit Werbekampagnen von einem angeblich „sozial und umweltlich verantwortungsvollen Bergbau” versucht die Regierung, die Öffentlichkeit zu täuschen. Die Einwohner, die sich für den Erhalt ihrer Regenwälder, Lebensgrundlagen und Rechte einsetzen, verfolgt sie dagegen mit Schmutz- und Verleumdungskampagnen.

In diesem Jahr soll das Bergbauprojekt beginnen. Die Einwohner im Intag bitten um unsere Unterstützung. Rettet den Regenwald protestiert zusammen mit Intag e.V. Bitte schreiben Sie an Präsident Correa

Hinter­gründe

Kupfer

Deutschland ist einer der weltweit größten Kupferimporteure. Rund eine Tonne Kupfer verbraucht jeder von uns im Laufe seines Lebens. Das Metall steckt beispielsweise in Elektroleitungen und -geräten, Wasserrohren, Autos, Handys, Maschinen und Kraftwerken. In den Ringgeneratoren großer Windkrafträder werden bis zu 30 t Kupfer pro Windrad eingesetzt. Die Generatorwicklungen bestehen aus bis zu mehreren hundert Kilometern Kupferdraht.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr weltweit mehr als 19 Millionen Tonnen des Industriemetalls verwendet. Aktuell beträgt der Weltmarktpreis für Kupfer 6.000 Euro pro Tonne.

Die Alternativen

Der Kampf gegen den Bergbau im Intag hat viele alternative Projekte angeregt. Dazu gehören u.a. Ökotourismus, Kunsthandwerk und der Anbau von Biokaffee (bei uns im Regenwaldshop). Sie helfen den Menschen, ein Einkommen zu erwirtschaften und ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur zu führen. Die zahlreichen Initiativen der Menschen koordiniert der Dachverband Corporación Toisán. In Deutschland unterstüzt auch Intag e.V. die Entwicklung im Intag.

Mit Spende von Rettet den Regenwald haben die Einwohner eine Touristenunterkunft aus Bambus im Wald errichtet, die von den Einwohnern des Dorfes Junin gemeinschaftlich betreiben wird. Sie bieten Wanderungen durch die Bergregenwälder und zu den Wasserfällen an. Wer Junin und den Intag besuchen will, findet bei Intagtours weitere Infos.

An­schreiben

An: Die Regierung von Ecuador

Sehr geehrter Herr Präsident Rafael Correa,

die ecuadorianische Verfassung, die unter Ihrer Regierung erarbeitet wurde, erkennt auf bahnbrechende Weise die Rechte der Natur an. Sie verankert auch den Grundsatz des „guten Lebens (Buen vivir)“. Beide Rechte werden weltweit sehr bewundert.

Leider plant Ihre Regierung, die Bodenschätze des Landes auszubeuten. Das ist ein klarer Widerspruch zur geltenden Verfassung. Die Auswirkungen des Bergbaus zeigen, dass dieser weder „nachhaltig“ noch „verantwortlich“ ist.

Im Falle der geplanten Kupfermine im Intag (Projekt Llurimagua) bedeutet dies, mehrere Gemeinden umzusiedeln, Regenwaldgebiete abzuholzen, ganze Berghänge abzutragen, Flüsse umzuleiten und Deponien mit Millionen Tonnen von giftigen Abfällen zu errichten.

Die Einwohner des Intag zeigen schon seit vielen Jahren mit ihren verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Initiativen, dass eine andere Art von Entwicklung möglich ist.

Die Menschen fordern seitdem:
+ Auf den Bergbau in der Gegend endgültig zu verzichten.
+ Die Hetz- und Verleumdungskampagnen gegen die lokalen Organisationen und Einzelpersonen, die sich dem Bergbau widersetzen, zu stoppen.
+ Die in der Verfassung garantierten Menschenrechte, die Rechte der Natur sowie das Prinzip des „Guten Lebens“ einzuhalten.
+ Die Entwicklungsalternativen der Gemeinden und der aus acht lokalen Organisationen bestehenden Vereinigung Corporación Toisán tatkräftig zu unterstützen.

Bitte denken Sie daran, dass der langfristige Naturerhalt wichtiger ist für Ihr Land und seine Einwohner als die kurzfristigen Einnahmen aus dem Abbau von Kupfer, Gold oder Öl.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Gold

Ausgangslage – Schmutziges Gold

Goldvorkommen gibt es fast überall auf der Erde. 

Das kostbare Metall wird mit 55 Prozent hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet, 25 Prozent dienen zu Spekulationszwecken als private finanzielle Wertanlage und 11 Prozent werden von staatlichen Zentralbanken in Tresoren gelagert. Die US-Regierung besitzt mit 8.134 Tonnen mit Abstand den größten Goldbestand. Die Deutsche Bundesbank kommt mit 3.369 Tonnen an zweiter Stelle. Nur etwa 8 Prozent des Goldes gehen in die der Elektronikindustrie für Handys, Laptops und andere elektronische Geräte.

Gold kann als körnerartige Goldseifen (Nuggets), die mechanisch vom Bodensubstrat getrennt werden, vorkommen. Weitaus häufiger findet sich das Edelmetall jedoch in feinsten Spuren in der Gitterstruktur der Gesteinsminerale oder als Goldstaub in den Sedimenten von Flüssen. Um das Gold herauszulösen und zu binden, werden die Gesteine zermahlen und dann mit Chemikalien versetzt. 

Im großindustriellen Goldabbau wird das äußerst umweltschädliche Zyanid-Lauge-Verfahren angewandt. Um eine Tonne Gold zu fördern, müssen durchschnittlich 150 Tonnen Zyanid eingesetzt werden. Bereits wenige Milliliter davon sind tödlich für den Menschen.

Das Quecksilber-Verfahren kommt häufig bei Kleinschürfern zur Anwendung. Die goldhaltigen Erze werden zunächst stundenlang im Wasser gesiebt, bis der Goldstaub im Bodensatz konzentriert ist. Dieser goldhaltige Gesteinsschlamm wird dann mit Quecksilber gemischt, das mit dem Gold eine flüssige Legierung (Amalgam) eingeht. Diese Legierung wird erhitzt, das toxische Schwermetall verdampft und übrig bleibt reines Gold. Schutzanzüge gegen das Nervengift oder Rückgewinnungsvorrichtungen für das verdampfende Quecksilber sucht man beim Goldabbau durch Kleinschürfer oft vergeblich. Lukrative Geschäfte mit dem Edelmetall machen vor allem Kapitalgeber, Transportunternehmen und Chemikalienhändler. Menschen und Natur leiden unter dem Goldabbau.

Auswirkungen –Toxische Wüsten statt artenreicher Regenwälder

Durch Zyanid und Quecksilber werden Böden und das Grundwasser auf ewig verseucht. Selbst wenn Goldminen stillgelegt werden, gibt zyanidbehandeltes Gestein viele Jahrzehnte später giftige Schwefelsäuren ab.

Der industrielle Goldabbau benötigt zudem Unmengen an Wasser. Das kontaminierte Wasser wird zusammen mit den Gesteinsschlämmen in riesige Auffangbecken unter freiem Himmel gepumpt. Permanent versickern dabei große Mengen giftiger Abwässer in die Böden und werden in Bäche geleitet. Durch mangelhafte Konstruktion der Dämme oder nach starken Regenfällen kommt es immer wieder zu Dammbrüchen, bei denen sich innerhalb von Minuten Millionen Tonnen der toxischen Schlämme in die Umwelt und Flüsse ergiessen. Im Jahr 2000 in Rumänien verseuchten schwermetallhaltige Schlämme die Theiss, den größten Zufluss der Donau. Jegliches Leben in den Gewässern wurde ausgerottet. Die Giftbelastung war bis in die mehrere hundert Kilometer entfernte Donau nachzuvollziehen.

Im Regenwald kommt die Abholzung der Urwaldriesen für den Goldabbau hinzu. Bagger wühlen die Erde um, mit Wasserpumpen werden die Böden weggespült und durchsiebt, um goldstaubhaltigen Schlamm anzureichern und dann das Edelmetal mit Quecksilber zu binden. So entstehen entlang der Flüsse verseuchte Mondlandschaften. Um nur 0,24 Gramm Gold zu erhalten, entstehen 1000 Kilo Sondermüll und Abraum. Ein einzelner Goldring produziert demnach 20 Tonnen lebensgefährlichen Giftmüll.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt, dass Kinderarbeit in der Goldgewinnung weit verbreitet ist. Kinder können in enge Schächte klettern und waschen mit bloßen Händen die goldhaltigen Erze in Quecksilberlaugen.

Die Lösung – Vier Goldene Regeln zum Schutz von Mensch und Natur

Wurde auch mein Goldschmuck unter diesen menschenunwürdigen und umweltverpestenden Bedingungen hergestellt? Den verschlungenen Goldpfad nachzuverfolgen, ist aufgrund der Vielzahl der Akteure äußerst schwierig. Die Goldraffinerien, die mehrheitlich in der Schweiz sitzen und zusammen 70 Prozent der Weltproduktion ausmachen, geben an, den Rohstoff von zertifizierten Händlern zu beziehen. Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass viele Verkäufer Scheingeschäfte mit falschen Adressen führen (Filmtipp: „Dreckiges Gold - Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall“).

Auch wir tragen für die Auswirkungen Verantwortung: Was kann jeder einzelne also tun?

1. Konsum überdenken: Braucht man jedes Jahr ein neues Smartphone? Nutzen Sie Elektronikgeräte wie Handys und Laptops möglichst lange. Wenn die Funktionen versagen, können Sie das Gerät aussortieren – aber dann bitte in einer Recyclingstelle abgeben. Wussten Sie, dass laut einer UNO-Berechnung in nur 49 Handys soviel Gold enthalten ist wie in einer Tonne Golderz?

2. Schmuck umarbeiten: Goldschmuck, der aus der Mode gekommen ist oder einfach nicht mehr gefällt, lässt sich problemlos umarbeiten. Der Regenwald wird es danken.

4. Gold taugt nicht als Investition: Ist Gold wirklich ein sicherer Anker in Finanzkrisen? Experten raten davon ab. Und außerdem: Eine ethische und verantwortungsvolle Finanzanlage ist Gold nicht.

5. Wissen in die Welt transportieren: Machen Sie auf die umweltschädlichen Giftstoffe beim Tagebau, den Raubbau an der Natur und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aufmerksam, indem Sie unseren kostenlosen Regenwald Report mit fundierten Artikeln zu Regenwaldthemen beim Friseur oder Arzt auslegen. Gerne senden wir Ihnen hierfür ausreichend Exemplare zu.

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!