Bialowieza-Urwald erhalten, Holzfäller stoppen

Wisent im Bialowieza-Wald in Polen Wisent im Bialowieza-Wald in Polen (© kalasek/Istockphoto.com)
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Einen Wald wie in Bialowieza gibt es sonst nirgends in Europa: Seit Jahrhunderten sind weite Teile unberührt, die Biodiversität ist einzigartig. Jetzt schlagen Holzfäller Flächen kahl. Polens Regierung ignoriert sogar ein Urteil des EuGH, das einen Stop verlangt. Bitte fordern Sie, die Vernichtung des Urwalds von Bialowieza zu beenden.

News und Updates Appell

An: Ministerpräsidentin Szydło, Umweltminister Szyszko, EU-Umweltkommissar Vella, Unesco-Direktorin Rössler

„Polens Wald von Bialowieza gehört zu Europas artenreichsten Ökosystemen und gilt als Welterbe der Menschheit. Der Holzeinschlag muss sofort beendet werden.“

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„Bialowieza ist ein Hafen der Artenvielfalt – ohnegleichen auf diesem Kontinent“, sagt Jaroslaw Krogulec von Birdlife Poland. 180 Vogelarten brüten dort, darunter Dreizehenspecht und Sperlingskauz. Zu den 59 heimischen Säugetierarten gehören Luchse und Elche. 900 Wisente ziehen umher – die größte frei lebende Herde des Kontinents. Biologen sind fasziniert von der Vielzahl an Moosen, Flechten und Pilzen.

Die Unesco hat das Gebiet, das sich Polen und Weißrussland teilen, längst zum Erbe der Menschheit geadelt. Doch Polens Regierung ist dabei, dieses Erbe zu zerstören.

Mit großen Maschinen fällen Waldarbeiter sogar 150 Jahre alte Fichten. „Es macht mich sauer, wie einige Vandalen, Barbaren, den Wald zerstören können“, sagt der Biologe Professor Tomasz Wesolowski, der seit Jahrzehnten den Urwald von Bialowieza erforscht. „Irgendwann kollabiert der Wald komplett und ist für immer verloren“, warnt er.

Polens Regierung behauptet, die Rodungen schützten den Wald vor dem Borkenkäfer. Doch Ökologen halten das für falsch und vorgeschoben. Der Urwald werde mit Käfern allein fertig. Der Regierung gehe es allein darum, mehr Profit mit dem Verkauf von Holz zu machen. Seit das Forstgesetz geändert wurde, hat sich der Holzeinschlag im Land verdreifacht.

Die EU ist alarmiert, doch die nationalkonservative Regierung setzt sich über Warnungen aus Brüssel hinweg. Sogar ein EuGH-Urteil ignoriert sie. Warnungen der Unesco sind ihr egal.

Polnische Umweltschützer kämpfen umso mutiger für den Wald. Sie haben sich an die Maschinen der Holzfäller gekettet und riskieren die Verhaftung durch die Polizei. Am 13.8. soll ein "internationaler Marsch für den Wald" für Aufmerksamkeit sorgen.

Bitte setzen Sie sich für die Rettung des Waldes von Bialowieza ein und unterschreiben Sie unsere Petition.

Hinter­gründe

Der Wald von Bialowieza liegt im Grenzland von Polen und Weißrussland. 1979 erklärte die Unesco Polens Bialowieza Nationalpark zum Welterbe, 1992 erhielt der auf weißrussischer Seite angrenzende Nationalpark Belovezhskaya Pushcha ebenfalls das Prädikat. 2014 wurde die Fläche ausgeweitet und bedeckt heute 141.885 Hektar zuzüglich einer Pufferzone von 166.708 Hektar.

Der Titel Welterbe garantiert allerdings nicht automatisch Schutz. Während in Weißrussland nahezu die gesamte Fläche des Welterbes auch Nationalpark ist, ist das in Polen lediglich bei 17 Prozent der Fall.

Weitere Informationen finden Sie unter diesen Links:

Offizielle Webseite des Bialowieza Nationalparks

Bialowieza als Unesco-Welterbe

Sorge der Unesco um den polnischen Teil des Welterbes

Artikel aus ALERT

Reuters-Artikel Activists step up protest against logging in ancient Polish forest

AP-Artikel in der Seattle Times: http://www.seattletimes.com/business/fate-of-primeval-forest-in-balance-as-poland-plans-logging/

AP-Artikel in US-News: https://www.usnews.com/news/world/articles/2017-05-26/poland-faces-deadline-to-stop-over-logging-in-ancient-forest

Weitere Guardian-Artikel

https://www.theguardian.com/environment/2017/apr/07/polish-law-change-unleashes-massacre-of-trees

https://www.theguardian.com/world/2016/may/25/poland-starts-logging-primeval-bialowieza-forest-despite-protests

Weitere Artikel und Quellen

Poland says primeval forest should not be UNESCO natural heritage site

In Poland, a primeval forest is threatened by commercial logging

Stand in solidarity with the Bialowieza Forest!

An­schreiben

An: Ministerpräsidentin Szydło, Umweltminister Szyszko, EU-Umweltkommissar Vella, Unesco-Direktorin Rössler

Sehr geehrte Ministerpräsidentin Beata Szydło,
sehr geehrter Umweltminister Jan Szyszko,
sehr geehrter EU-Umweltkommissar Karmenu Vella,
sehr geehrte Dr. Mechtild Rössler (Direktorin Unesco World Heritage Centre),

der Wald von Bialowieza ist von unschätzbarem ökologischen Wert. Seine Biodiversität ist einmalig in Europa. Ökologen und Touristen schwärmen von seiner ursprünglichen Schönheit. Bereits 1979 wurden Teile des Gebietes von der Unesco zum Welterbe erklärt.

Umso schockierender ist es, dass nun im Bialowieza-Wald im großen Maßstab gerodet wird. Offenbar werden selbst mehr als 150 Jahre alte Bäume gefällt. Das unvergleichliche Ökosystem, zu dem mächtige Bäume genauso wie Totholz gehören, und der Lebensraum zahlreicher Vogelarten, Säugetiere und Insekten sind in akuter Gefahr.

Ökologen halten das Argument, durch das Fällen von Bäumen werde der Wald vor Borkenkäfern geschützt, für falsch und vorgeschoben.

Zahlreiche Wissenschaftler und Naturschützer aus Polen und ganz Europa sprechen sich gegen die Rodungen im Bialowieza-Wald aus und setzen sich für dessen Erhalt ein.

Bitte werden Sie Ihrer Verantwortung für einen der letzten Urwälder Europas gerecht und schützen Sie den Wald von Bialowieza.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

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