Den Sandraub in Sulawesi stoppen!

Eine Frau sitzt im Wasser in einer von Felsen und Sandstrand gesäumten Bucht Dieses Paradies soll verschwinden - für die Zementproduktion (© Christine Denck)

Sand wird knapp. Für Bauprojekte und künstliche Inseln werden auf der ganzen Welt Strände abgetragen und Meere ausgebaggert. In Indonesien wird Sand ganzer Küstenstriche geraubt. Zum Beispiel in der Bucht bei Palu auf der Insel Sulawesi. Die Anti-Bergbau-NGO Jatam schlägt Alarm!

News und Updates Appell

An: Bapak Longki Djanggola, Gouverneur von Zentral-Sulawesi; Bapak Kasman Lassa, Bupati von Donggala

„Den Sandraub in Sulawesi stoppen! Kein Sandabbau in der Palu-Bucht und im Distrikt Donggala!“

Ganzes Anschreiben lesen

Etal Douw steht an der Küste seiner Heimatstadt Palu und blickt über die ausgedehnte Bucht. Direkt vor ihm tut sich ein 20 Meter tiefer Sandkrater auf; unzählige weitere Gruben und Steinbrüche zernagen und zerfransen die weite Uferlandschaft der einst bewaldeten Bucht.

Auf dem düster fließenden Labuan schleppt ein Lastkahn nach dem anderen den Sand weg und hinterlässt eine Mondlandschaft. Die gesamte Küste der Palu-Bucht bis in den Distrikt Donggala in Zentralsulawesi ist abgebaggert. Die Gawalise-Berge im Westen der Palu-Bucht sind durchlöchert. Mangrovenwälder verschwinden, Flüsse verschlammen, Felder vertrocknen.

50 Lastschiffe à 3000 Tonnen transportieren den Sand pausenlos Richtung Borneo. „Wir haben berechnet, dass von unserer Küste jährlich 18 Millionen Tonnen Sand abgetragen werden. Für die Trans-Borneo und Trans-Papua-Highways", erklärt Etal. „Für künstliche Inseln, für Zement und Beton.“

Die Straßen führen durch Borneos und Papuas Regenwälder – Transportwege für Tropenholz, Palmöl, Erze und die Ressourcen aus den Waldgebieten. Der Sandabbau zerstört also nicht nur die Küste von Sulawesi, er ist die Grundlage für den Ressourcenabbau anderswo.

Laut UNEP werden jährlich 47 bis 59 Milliarden Tonnen Sand abgebaut, mehr als die Hälfte gelangt in die Zement- und Betonproduktion. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zementproduktion weltweit verdreifacht.

2,8 Milliarden Tonnen Zement werden jedes Jahr weltweit produziert - mit gigantischen Umweltschäden!

„Die Folgen für uns sind gravierend. Waldnutzung, Fischfang und Gemüseanbau sind nicht mehr möglich. Dagegen sind wir Erdrutschen und Überschwemmungen ausgesetzt. Helft uns!"

Hinter­gründe

Sand - die unbekannte globale Krise

Sandabbau verursacht eine „globale Umweltkrise, von der ihr wahrscheinlich noch nie gehört habt“, titelte der Guardian das Problem Anfang 2017. Sand und Kies werden weltweit in einem Ausmaß gefördert wie niemals zuvor.

Jährlich werden 47 bis 59 Milliarden Tonnen Sand abgebaut, so die Schätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP im Jahr 2015, und inzwischen sei Sand seltener, als man glaubt. Den Löwenanteil verschlingt die Bauwirtschaft, um den explosionsartig gestiegenen Bedarf an Zement und Beton zu decken. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zementproduktion weltweit verdreifacht. Ausgebeutet werden vor allem Länder, in denen es kaum oder schwache Umweltgesetze gibt, Menschenrechte missachtet werden und Korruption herrscht: Kambodscha, Myanmar, Indien, Indonesien. Dort haben die Verbrecherbanden leichtes Spiel; längst liegt der Sandraub in den Händen einer weltweit agierenden Mafia.

Nach Wasser ist Sand das gefragteste Rohmaterial auf der Welt. Es steckt in Glas, Elektronik, Papier, Kosmetik. Aber den Löwenanteil verschlingt die Baubranche: Stahlbeton besteht zu zwei Dritteln aus Sand. Laut UNEP verschlang 2012 die weltweite Betonproduktion zwischen 25,9 und 29,6 Milliarden Tonnen Sand. Mit diesem Beton könnte man eine 27 Meter hohe und 27 Meter breite Mauer um den Äquator bauen. In jedem Kilometer Autobahn stecken 30.000 Tonnen Sand. Auch für Landgewinnung und Küsten-Management (Aufschüttungen) steigt die Nachfrage nach Sand. Vor allem in schnell wachsenden Ländern wie China, Brasilien, Indien und in den reichen Staaten wie Dubai und Singapur. Wüstensand eignet sich übrigens nicht für Baubranche und Landgewinnung. Die Körner sind glatt und rund und haften nicht. Sand aus Meeren und Flüssen ist kantig und rau.

Sandraub in Indonesien

Palu ist nur ein Ort von 16 Küsten und kleinen Inseln, wo im Großmaßstab Sand abgebaut wird. Dazu kommen hunderte oder tausende Orte, wo Sand illegal geraubt wird, von Java über Kalimantan bis nach Sulawesi. Zurück bleiben zerstörte Küstenökosysteme und eine verarmte Bevölkerung.

Trotz Exportverbot gelangt immer noch Sand nach Singapur, doch längst ist der Bedarf an Sand im eigenen Land die treibende Kraft - für Häfen, Flughäfen, Straßen und künstliche Inseln.

Der Profit ist immens; aus Erfahrungen mit Sandabbau für das Landgewinnungsprojekt in der Jakarta-Bucht schätzen unsere Partner von Jatam den Gewinn aus einer Schiffsladung von 3000 Tonnen Sand auf fast 20.000 Euro.

Der Sandraub ist mafiös organisiert. Selten nur gelingt es, die Täter festzunehmen. Doch bisher kommen sie mit milden Strafen davon. Journalisten und Umweltaktivisten werden bedroht und die Bevölkerung eingeschüchtert.

Reklamasi - Landgewinnung im Meer

Dubai und Singapur sind die Paradebeispiele für Landzuwächse und künstliche Inseln, für die im Großmaßstab Sand verbraucht wird. Inzwischen hat Indonesien den Sandexport verboten, doch es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Schiffe auf See ihre Flagge austauschen und mit falschen Angaben Singapur beliefern.

Landgewinnung nach dem Modell Singapurs ist seit dem Exportverbot für Sand urplötzlich in vielen Orten Indonesiens in Planung. Mehrere große Landgewinnungsprojekte (reclamation = Landgewinnung durch Auffüllen des Meeres mit Stein und Sand; indon.: reklamasi) stoßen auf großen Widerstand. Ein Riesenprojekt mit Luxushotels und Palästen in der Jakarta-Bucht, für das Sand von kleinen Inseln im Westen Javas geraubt wird, erregt die Bewohner von Jakarta. Bei Bali soll in der Benoa-Bucht ein weiteres Luxus-Ressort gebaut werden. Und im Süden von Sulawesi ist das Center Point of Indonesia, eine luxuriöse Waterfront City, geplant. Den Sand dafür soll das holländische Unternehmen Royal Boskalis von den Inseln Tanakek und Sanrobone beschaffen. Dem breiten Widerstand Tausender Familien begegnet die Behörden mit Gewalt. Drei Protestler sitzen derzeit im Gefängnis.

Sandmafia Sulawesis

Wieviel Sand aus Palu aktuell in Singapur anlandet, ist unbekannt. Im Hafen von Singapur ankern immer wieder Sandschiffe mit indonesischen Mannschaften, die aber keine Auskunft geben wollen, woher ihre Ladung stammt. 

In der Palu-Bucht und im Distrikt Donggala agieren neben registrierten (legalen) Unternehmen auch viele illegale. Im Hafen Pantoloan schlagen neben 12 registrierten weitere 38 illegale Unternehmen ihr Material auf eigene Schiffe um. Diese 50 Unternehmen beanspruchen außerdem große Uferbereiche für die Lagerung und die Ladung von Sand und Gestein. 

Der Hafen Pantoloan, angelegt für Güter und Passagiere, ist dem Sandraub nicht gewachsen. Überall, wo Sand und Kies Profit verspricht, kommen immer neue Firmen dazu. Für einen für sie günstig gelegenen Hafen haben sie einfach ohne jede Genehmigung eine künstliche Insel geschaffen. Folge der Aufschüttung und der Baggerarbeiten ist die Zerstörung der Meeresflora und –fauna. Das bedeutet auch: weniger Fische für die vom Fischfang lebende Bevölkerung an der Küste.

Ein Transportschiff üblicher Größe fasst 3000 Tonnen Sand, größere Schiffe fassen 6000 Tonnen. Jedes der Unternehmen kann alle zwei bis drei Tage einen 3000-Tonner beladen und abtransportieren. Mit anderen Worten: von den Küsten und Bergen Zentralsulawesis werden in einem Jahr 18 Millionen Tonnen Sand und Gestein abgetragen. Diese beeindruckende Zahl zeigt, wie massiv die Küste abgebaggert und in die natürliche Schutzfunktion eingeriffen wird.

Gesteins- und Sandabbau an der Küste und den nahegelegenen Bergen haben Auswirkungen auf die Straßen. Die öffentlichen Straßen sind mittlerweile in einem miserablen Zustand, die hohe Staubbelastung führt dazu, dass Atemwegserkrankungen zunehmen. 

Weder die Provinz Zentralsulawesi noch die Stadt Palu noch der Distrikt Donggala kümmert der Sandraub.

An­schreiben

An: Bapak Longki Djanggola, Gouverneur von Zentral-Sulawesi; Bapak Kasman Lassa, Bupati von Donggala

Sehr geehrter Herr Longki Djanggola, sehr geehrter Herr Kasman Lassa,

Sand ist eine begehrte Ressource für die Herstellung von Zement und Beton. Doch inzwischen warnen Wissenschaftler und auch die UNEP vor den Folgen des maßlosen Sandabbaus. Nicht nur ist Sand knapp geworden, der Sandraub hat lokale und globale Umweltkrisen zur Folge, die nicht mehr ignoriert werden dürfen. Es wird viel mehr Sand abgebaut, als die Flüsse mit ihren Sedimenten nachliefern können. Folgen sind zerstörte Küsten, verschmutzte Flüsse und ruinierte Meere. Die Küsten verlieren ihre Schutzfunktionen, die Menschen vor Ort ihre Existenz. Außerdem sind sie gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt.

Die Bucht von Palu und der Distrikt Donggala gehörten zu Indonesiens schönsten und artenreichsten Gegenden - bevor der massive Abbau von Sand und Gestein sie zerstörte. Es liegt in Ihren Händen, Schlimmeres zu verhindern. Wir fordern Sie auf, sofort Maßnahmen gegen illegale Machenschaften des Sandraubs zu unternehmen und die gesetzwidrig agierenden Unternehmen sofort zu schließen. Für den gesamten Sandabbau in der Palu-Bucht und in Donggala müssen ökologische und soziale Kriterien eingehalten werden.

Sandraub gelangt heute ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Mit diesem Verbrechen soll der Ruf Ihrer schönen Heimat nicht in Verbindung gebracht werden. Wir fordern Sie auf, an das Wohl zukünftiger Generationen zu denken und die Natur Zentral-Sulawesis, Palus und Donggalas für Ihre Kinder und Kindeskinder zu erhalten. Stoppen Sie den Sandraub!

Mit freundlichen Grüßen,

News und Updates

Diese Petition ist in folgenden Sprachen verfügbar:

178.972 Teilnehmer

Helfen Sie, das Etappenziel von 200.000 Unterstützern zu erreichen:


Weiter aktiv bleiben?

Wir verwenden Ihre Daten ausschließlich für unsere Kampagnen. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.

Letzte Aktivitäten
Mehr letzte Aktivitäten

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!