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RegenwaldReport 02/2008

Projekte aktuell

Rettet den Regenwald unterstützt seit 1986 weltweit Menschen und Initiativen, die vor Ort für den Erhalt der Regenwälder kämpfen. Helfen auch Sie mit einer Spende!

Regenwaldkauf bei den Awá

Wer in Ecuador Natur schützen will, kommt nicht an den Indigenen vorbei.
Vermessung einer gekauften Parzelle im Regenwald in Ecuador.Vermessung einer gekauften Par-
zelle im Regenwald in Ecuador.
Mehr als fünfzig Prozent der verbliebenen Urwälder in Ecuador einschließlich vieler Schutzgebiete liegen in indigenen Territorien. Zwar genießen die Ureinwohner in der ecuadorianischen Verfassung besondere Berücksichtigung und Rechte wie die kostenlose Anerkennung ihrer traditionellen Landgebiete, allerdings sind bekanntermaßen recht haben und recht bekommen zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Indigenengebiete sind weiterhin das Armenhaus des Landes und deren rechtliche Anerkennung ein langwieriger Vorgang, der nicht nur von bürokratischen Hürden, sondern auch von politischen Entscheidungen abhängig ist. Sowohl der ecuadorianische Staat als auch extraktive Industrien haben es auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Regenwaldgebiete abgesehen, und da sind indigene Landrechte ein Hindernis. Die Awá im Nordwesten Ecuadors sind zwar gut organisiert in der eigenen Awá-Vereinigung und haben gerade im vergangenen Jahr mit einem spektakulären mehrtägigen Fußmarsch vom Regenwald zum Präsidentenpalast in Quito die legale Anerkennung ihres traditionellen Territoriums durchgesetzt, doch vor Ort im Regenwald machen Holzfäller, Palmölfirmen und Bergbauunternehmen weiter Druck. Aktuell bedrohen die Awá besonders Pläne zum Abbau von Gold in den Sedimenten der Flüsse. Die Awá haben die Bagger gestoppt und verweigern das Wegerecht. Doch die Goldsucher lassen nicht locker und weitere Konflikte sind vorprogrammiert.

Helfen Sie den Awá, Regenwald zu kaufen
Mit dem Kauf besonders wichtiger Regenwald-Grundstücke am Rande ihres Territoriums versuchen die Awá, ihre angestammte Heimat besser zu schützen. Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald wurde bereits im vergangenen Jahr ein 1.436 Hektar großes Regenwaldstück beim Awá-Dorf Río Tigre im Namen der Awá-Vereinigung erworben.Für dieses Jahr benötigen wir noch Spenden für den Kauf eines weiteren angrenzenden Regenwaldstücks. Die 550 Hektar große Fläche wird aktuell von sechs Siedlerfamilien beansprucht. Der Preis liegt bei 72 Euro pro Hektar. Des Weiteren werden 3.200 Euro für die topografische Vermessung, Notar-kosten, grundbuchliche Eintragung des Grundstücks und Erstellung eines Bewirtschaftungsplans benötigt, also insgesamt 43.200 Euro.
Das Grundstück liegt genau in einem biologischen Korridor zwischen den Mangrovenwäldern am Pazifik im staatlichen Cayapas-Mataje-Schutzgebiet, den Tieflandregenwäldern des Awá-Territoriums, den Bergregenwäldern im Golondrinas-Schutzgebiet und den Paramos (Grassteppen) im El Angel Nationalpark in den Anden. Viele Tierarten wie zum Beispiel die vom Aussterben bedrohten Brillenbären unternehmen jahreszeitliche Wanderungen, Letztere von den Paramos hinunter in die Bergregenwälder und zurück. Die Awá wollen in den gekauften Waldflächen nur umweltverträgliche Nutzungen zulassen und planen dazu ein kommunales Naturtourismusprojekt. Im angrenzenden Golondrinas-Schutzwald werden bereits solche Aktivitäten von lokalen Organisationen durchgeführt.

Mangrovenaufforstung auf den Philippinen

Der erste Schritt zur Regenerierung des beschädigten Ökosystems.Der erste Schritt zur Regenerierung
des beschädigten Ökosystems.

Auf der kleinen Insel Samal Island am Golf von Davao auf den Philippinen fehlen Mangroven-Setzlinge zum Schutz der Küste und als Brutstube für den Fischnachwuchs in den morastigen Küstenstreifen. Einst wurden die Mangroven großflächig abgeholzt. Dickere Stämme wurden für Holzbauten verwendet, da das Holz relativ schädlingsresistent ist, während dünnere Luftwurzeln zu Holzkohle verarbeitet wurden. Diese Wasserfläche zwischen Davao und Samal Island ist circa zwölf Mal größer als der Bodensee und versorgt mehr als vier Millionen Menschen mit Speisefisch. Allerdings haben die Bestände durch den Raubbau an den Mangroven und durch die großen Fischtrawler dramatisch abgenommen, die am Eingang des Golfs fischen. Um die Versorgung mit Seefisch zu sichern, sind nach Schätzungen der örtlichen Umweltbehörde (DENR) circa 500.000 Mangroven anzupflanzen. Das Programm wird zehn Jahre dauern. Mit fast 45.000 ausgesetzten Setzlingen, die zum großen Teil von Rettet den Regenwald gespendet wurden, ist der erste Schritt bereits getan. Des Weiteren soll durch ein Schutzprogramm dafür gesorgt werden, dass die Mangroven in Zukunft nicht wieder abgeholzt werden. Es ist ein Anfang, um Davao wieder in einen intakten Lebensraum zu verwandeln.

Frauen kämpfen gegen die grüne Wüste

Proteste am Weltfrauentag gegen die Grüne Wüste in Brasilien.Proteste am Weltfrauentag gegen
die Grüne Wüste in Brasilien.

900 Anhängerinnen der „Bewegung der Bauernfrauen“ (MMC) stürmten den Großgrundbesitz des Papierkonzerns Stora Enso im Rio Grande do Sul und installierten dort ein Protestcamp. „Wir wollen die Menschen in Brasilien wach rütteln und auf die Bedrohungen aufmerksam machen. Die meisten Menschen wissen davon gar nicht”, erklärt Lucy Piovesan von MMC. „Heute ist in unserem Land der Naturreichtum in den Händen des Agrobusiness´ und von multinationalen Konzernen, während die Bevölkerung immer weniger Zugang zu Ressourcen, Land, Wasser und Lebensmitteln hat”, fügt ihre MMC-Mitstreiterin Carmen Lorenzoni hinzu.

Die als „Grüne Wüste” verdammten Holzplantagen werden in Brasilien auf Kosten natürlicher Ökosysteme und der Nahrungsmittelproduktion weiter ausgedehnt. 560.000 Hektar industrieller Eukalyptus-Monokulturen gibt es bereits im Bundesstaat Rio Grande do Sul. In den nächsten sieben Jahren sollen insgesamt 380.000 Hektar Plantagen hinzukommen. Das dort erzeugte Holz soll die geplanten Zellulosefabriken der großen Konzerne Aracruz, Votorantim Celulose e Papel und Stora Enso versorgen – überwiegend für den Export und um den Konsum in den Industriestaaten zu befriedigen.

Ähnliche Ziele wie die MMC hat auch die Gruppe „Ländliche Reflexion“ in Argentinien. Dort sind die Sojaplantagen für deutsches Tierfutter und Agrosprit weiter auf dem Vormarsch. Mit zwei Radioprogrammen wird die Bevölkerung über die dadurch entstehenden Bedrohungen informiert. „Neuerdings kaufen Investitionsfonds die Farmen auf. Die neuen Verwalter reißen die Gebäude nieder, damit sich dort niemand niederlässt, wie sie sagen. Dann besprühen sie alles mit Herbiziden, um den ganzen Bestand an Unkraut loszuwerden. Das ist ein direkter Angriff auf alles Leben”, berichtet Jorge Rulli von der „Ländlichen Reflexion“.

 

Rettet den Regenwald will auch weiterhin diese und weitere Gruppen unterstützen, die gegen Urwaldzerstörung durch Bergbau, Ölförderung, Agrokraftstoffe sowie die industriellen Holzplantagen kämpfen. Helfen Sie mit!

Sehen Sie auch unsere Projektausgaben 2007: www.regenwald.org/bericht.pdf

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