zurück zur Übersicht
Regenwald Report 04/2018 · Peru / Amazonasbecken

Am Amazonas wächst die Zuversicht – und der Wald

Aufforstung im Regenwald Das Permakultur-Projekt mit biodynamischer Landwirtschaft in Tamshiyacu trägt Früchte. Neben Gemüse und Obst werden auch lokale Baumarten gezogen und ausgepflanzt (© Magnus Arrevad)

Seit fünf Jahren tragen Ihre Spenden dazu bei, dass der Regenwald von Tamshiyacu geschützt wird und dass auf gerodetem Boden neue Bäume wachsen. Dafür kaufen unsere lokalen Partner Waldgrundstücke und verhindern, dass sich Kakaoplantagen weiter ungehindert ausbreiten. Rechtsbeistand im Widerstand gegen die Firma erhalten die Menschen von der Organisation Kene aus Lima

Francisco Guerra geleitet mich sicher durch den Dschungel. Immer wieder zeigt er mir Pflanzen, die heilende Wirkung haben. Für den Schamanen und Umweltschützer ist der Wald Apotheke und Ort spiritueller Einkehr.“ Stefanie Hess vom Weltfriedensdienst aus Berlin ist tief beeindruckt von Franciscos Wissen. Sie ist zum ersten Mal in Amazonien, um während ihrer Peru-Reise auch unsere Projektpartner ACELPA in Tamshiyacu zu besuchen. Zusammen mit anderen Einwohnern des Ortes hat Francisco den Verein für Naturschutz und Menschenrechte gegründet.

„Unser Ziel“, erzählt Stefanie Hess, „ist ein mächtiger Urwaldriese. 1.500 Jahre ist er alt, sagt Francisco ehrfürchtig. Er ist der Lebensraum von Hunderten Tier- und Pflanzenarten. Auch ich lasse mich in den Bann des Baumes ziehen. Zwischen seinen Brettwurzeln, die uns überragen, seinem mächtigen Stamm und seiner aus dem Urwalddach herausragenden Krone wird uns bewusst, wie klein wir sind und wie kurz unsere Lebensspanne ist. Nichts lässt hier erahnen, dass sich nur ein paar Kilometer weiter Industrieplantagen für Kakao in den Regenwald gefressen haben.“

Es begann im Jahr 2013, als ausländische Investoren plötzlich den Urwald abholzten. Sie wollten die weltweit größte Kakaoplantage anlegen – mit Motorsägen, Bulldozern und Hunderten von herangekarrten Arbeitern.

Das Ausmaß dieser ökologischen Katastrophe lässt sich auf Satellitenaufnahmen im Internet erkennen. Östlich des Ortes Tamshiyacu hat die Firma Cacao del Peru Norte SAC eine rechteckige, über 2.000 Hektar umfassende Lücke in den Regenwald geschlagen.

„Zuerst hat uns die Kakaofirma völlig überrumpelt“, berichtet der Bauer Ruperto. Fremde kamen und kauften Grundstücke auf. Sie versprachen den Kleinbauern Entwicklung, elektrischen Strom, sauberes Trinkwasser, sie spielten mit der Armut und Ahnungslosigkeit der Menschen und behaupteten, dass sie alles verlieren könnten, wenn sie nicht rasch verkaufen.

„Dann haben wir Kontakt zu Umweltorganisationen aufgenommen, darunter Rettet den Regenwald. Daraus ist eine fruchtbare Zusammenarbeit gewachsen, gemeinsam haben wir viel erreicht“, erklärt Francisco.

Francisco klettert auf einen Baum im Regenwald © Magnus Arrevad

Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald hat ACELPA direkt angrenzend an die Rodung der Kakaofirma schon 447 Hektar Wald gekauft. „Wir wollen damit die Ausbreitung der Kakaoplantage verhindern und den Wald vor der Abholzung bewahren. Wir vermessen das Gebiet, erfassen den Baumbestand und wollen den Wald dann als privates Naturschutzgebiet anerkennen lassen.“

Erfolgreicher Widerstand: Die Regierung stoppte die Rodungen

Auch an einer Alternative zum Wanderfeldbau und den Brandrodungen der Kleinbauern arbeitet der Verein – mit fünfzehn Frauen und Männern, sagt Ruperto. „Mit Permakultur halten wir die Böden fruchtbar. So können sie dauerhaft bepflanzt und müssen nicht nach wenigen Jahren wieder aufgegeben werden.“ In dem Musterbetrieb für waldfreundliche Landwirtschaft sprießen Ananas, Paprika, Tomaten und Zwiebeln – alles biodynamisch angebaut. Dazwischen Obstbäume wie Guabos, Ställe mit Hühnern, Fischteiche und Bienenstöcke.

Die Umweltorganisation Kene, die Partnerorganisation von Rettet den Regenwald und dem Weltfriedensdienst in der Hauptstadt Lima, betreibt politische und juristische Kampagnenarbeit. Sie verteidigt die Rechte der Einwohner und hat Gerichtsverfahren gegen die Landnahmen und Abholzungen der Kakaofirma eingeleitet.

Auch diese Arbeit trägt Früchte – selbst wenn Richter und Staatsanwälte ständig ausgetauscht werden oder Firmen sich andere Namen zulegen. So verhängte das Landwirtschaftsministerium bereits einen Arbeits- und Rodungsstopp gegen die Kakaofirma. Und 2017 wurde United Cacao, die auf den Kaimaninseln registrierte Holdinggesellschaft, von den Börsen in London und Lima suspendiert und musste wenig später Konkurs anmelden.

Die Zukunft der Kakaoplantage ist ungewiss. Die Böden sind für industrielle Monokulturen kaum geeignet, daran können auch die importierten Kakaoklone und Düngemittel wenig ändern. „Und welche verantwortungsvolle Schokoladenfirma sollte diese Bohnen schon kaufen“, fragt Francisco. „Wir haben dagegen begonnen, seltene Urwaldbäume aufzuziehen. Die pflanzen wir auf abgeholzten Flächen an. So schließt sich langsam wieder das Kronendach des Regenwaldes am Amazonas.“

Aktiv werden! Retter werden und Regenwald kaufen

Schon 447 Hektar Urwaldgrundstücke haben unsere Partner ACELPA von einheimischen Bauern gekauft, damit dieser Wald von den Behörden anerkannt und zu einer „privaten Naturschutzzone“ erklärt werden kann. Damit das Schutzgebiet noch größer wird, sammeln wir weiter Spenden. Ein Hektar kostet etwa 365 Euro – darin enthalten sind die Kosten für Vermessung, Notar und für Gebühren der Behörden.

Weitere ausführliche Infos finden Sie unter:
www.regenwald.org/spende/146/mit-regenwald-kauf-die-natur-schuetzen

Unser Tipp

Für seinen Kinofilm Das Geheimnis der Bäume entführt uns der preisgekrönte Regisseur Luc Jacquet in die Urwälder im Manú-Nationalpark am Amazonas in Peru. Die DVD mit Booklet und vielen Infos finden Sie im Shop auf Seite 15 – ein großes Kinoerlebnis!

 

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!