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Regenwald Report 02/2021 · Erdölwahn in Afrika

Jagd auf Afrikas Öl

Protest von Fridays for Future gegen Fracking und Erdöl-Förderung in Namibia Aktivisten von Fridays for Future protestieren in Windhoek gegen die Suche nach Erdöl und Fracking. (© Vilho Nuumbala)

Internationale Ölbarone bohren in Afrika nach schwarzem Gold. Im Osten des Kontinents soll unter Federführung des französischen Total-Konzerns eine Rohöl-Pipeline sensible Ökosysteme zerschneiden, im südlichen Afrika will die kanadische Firma ReconAfrica Ölvorkommen mittels Fracking ausbeuten.

Erdöl kann man nicht trinken. Diese Aussage klingt banal. Doch in mehreren afrikanischen Staaten sind gerade Flüsse und Seen von der Gier nach Öl bedroht. Das Trinkwasser von Menschen und Tieren ist in Gefahr.

Im Nationalpark Virunga – berühmt für seine Gorillas – gibt es seit mehreren Jahren Bestrebungen, am Eduardsee nach Öl zu bohren. Zwar hat der britische Konzern SOCO nach internationaler Kritik seine Pläne 2014 aufgegeben. Doch die Regierung der Demokratischen Republik Kongo setzt unbeirrt auf Erdöl und will dafür auch den Schutz des Nationalparks beschneiden. Ein schwelender Konflikt.

Karte Uganda Tansania © Rettet den Regenwald e.V.

Weitaus brenzlicher ist derzeit die ostafrikanische Rohöl-Pipeline EACOP, die von den Ölfeldern des Tilenga-Projekts in Uganda zur 1.500 Kilometer entfernten Hafenstadt Tanga in Tansania gebaut werden soll. Die Trasse der Pipeline verläuft durch das Einzugsgebiet des Victoria-Sees und quert 200 Flüsse. Ein Leck könnte verheerende Folgen für die Natur und die Wasserversorgung von Millionen Menschen haben. Die Öl-Quellen selbst liegen in Ugandas Murchison Falls Nationalpark. Die vielfältigen Ökosysteme des afrikanischen Grabenbruchs beherbergen so erhabene Spezies wie Löwen, Elefanten und Flusspferde, darüber hinaus mindestens 500 weitere Tierarten. 

Stichwort Fracking

Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in tiefe Gesteinsschichten gepresst. Das soll dort kleine Risse aufbrechen, damit eingelagertes Öl und Gas gefördert werden können. Die Methode ist weltweit hoch umstritten.

ReconAfrica beteuert zwar, Erdöl in der Nähe des Okavango-Deltas auf konventionelle Weise fördern zu wollen. Aktivisten misstrauen jedoch Angaben der Firma, auf das Fracking-Verfahren zu verzichten. Im Wüstenstaat Namibia wäre die Verschmutzung des Grundwassers durch Fracking für Tausende Menschen existenzbedrohend.

Maßgeblich beteiligt an der Ölförderung und der Pipeline ist der französische Öl-Konzern Total. Doch die Finanzierung ist noch ungewiss. Darum hat Rettet den Regenwald zusammen mit 262 Organisationen aus aller Welt Banken aufgefordert, keine Kredite für dieses Projekt zu vergeben. Aktivisten haben Total zudem in Paris verklagt. Nachdem die beteiligten Firmen sowie die Regierungen von Uganda und Tansania im April Verträge für den Bau unterschrieben haben, verschärft sich die Lage.

Angst vor Fracking in Namibia

Auch die Nachrichten aus Namibia und Botswana sind alarmierend: Das aus Kanada stammende Unternehmen ReconAfrica will ein immenses, tiefes Sediment-Becken entdeckt haben. Nach einer einzigen Probebohrung verkündete die Firma Mitte April, tatsächlich auf Erdöl gestoßen zu sein. Obwohl die Manager diese Einschätzung im Kleingedruckten selbst relativierten, verbreitete Namibias Regierung die Jubelmeldung umgehend – offenbar bereits Petrol-Dollar vor Augen. Dabei begnügt sich der Staat mit 5 Prozent Gewinnbeteiligung, 95 Prozent streichen internationale Investoren ein.

Elefanten am Okavango-Delta Wenn in der Nähe des Okavango-Deltas Erdöl ausgebeutet wird, ist der Lebensraum der Elefanten akut bedroht. (© guenterguni/istockphoto.com)

Das Erkundungsgebiet wird womöglich bald durch Hunderte Bohrlöcher vernarbt sein. Es liegt in der Nähe des wegen seiner Tierwelt berühmten Okavango-Deltas und gehört zum grenzüberschreitenden Schutzgebiet KAZA. Um dort den Tourismus zu fördern, hat Deutschlands Staatsbank KfW jüngst mehrere Millionen Euro bereitgestellt. Geld, das nach Bohrbeginn wohl futsch wäre.

Aktivisten von Fridays for Future (FFF) in Windhoek, das Bündnis Frack free Namibia und Umweltschützer aus den Nachbarländern stemmen sich gegen das Projekt. Sie haben die indigenen San, in deren Heimat die angenommenen Ölfelder liegen, über die weitreichenden Folgen für ihre Lebensgrundlage wie die Wasserversorgung, die Natur und das Klima aufgeklärt. Für Ina Shikongo von FFF ist klar: „Das Erdöl muss im Boden bleiben!“

Überall auf der Welt, auch in Afrika.

Aktiv werden! Unterschreiben Sie unsere Petitionen

Petition „Kein Öl aus Afrikas Schatzkammer!“
Gegen drei afrikanische Erdöl-Projekte hat Rettet den Regenwald Petitionen gestartet und beteiligt sich in internationalen Netzwerken wie StopEACOP. Besonders Erfolg versprechend ist die Kampagne „Kein Öl aus Afrikas Schatzkammer!“.

Das Projekt von ReconAfrica ist in einem frühen Stadium. Wenn wir jetzt Druck machen, können wir die Region und die dort lebenden Menschen frühzeitig vor Umweltschäden bewahren. 

Bitte unterstützen Sie den Widerstand gegen die Erdöl-Förderung, welche die Klimakatastrophe verschlimmert.

Unterzeichnen Sie unsere Petition:
www.regenwald.org/rr037

 

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