Indonesien: Mord für Palmöl

06.03.2014

Auf der Insel Sumatra eskaliert der Krieg um das Land der indigenen Bevölkerung: Am 5. März ließ die Palmölfirma Asiatic Persada einen Bauern von bezahlten Soldaten entführen und so brutal misshandeln, dass der Mann an seinen Verletzungen starb. Er hatte zusammen mit eintausend Menschen gegen die jahrelange Gewalt durch das Unternehmen protestiert

„Liebe Freunde, wir haben Angst. Die Palmöfirma Asiatic Persada hat 2000 Soldaten gekauft, die mit Gewehren auf wehrlose Menschen losgehen. Sie schießen in die Luft und schlagen die Leute zusammen. Es herrscht Krieg, ein Krieg, den niemand von uns wollte. Wir haben daran geglaubt, dass die Gesetze doch noch eingehalten werden. Doch jetzt gibt es einen Toten, er heißt Puji Titus. Soldaten und Sicherheitskräfte von Asiatic Persada haben ihn zu Tode gefoltert. An Händen und Füßen gefesselt, haben sie ihn schließlich ins Krankenhaus gebracht. Er starb heute Abend um 23.03 Uhr.“

Diese Nachricht schickte uns Feri Irawan von unserer Partnerorganisation Perkumpulan Hijau. Der Mord an Puji Titus ist der schockierende Höhepunkt in der langen Tragödie der indigenen Waldnomaden vom Volk der Suku Anak Dalam auf Sumatra. Seit knapp drei Jahrzehnten bekämpft Asiatic Persada die Ureinwohner in der Provinz Jambi: 1986 hat die Firma damit begonnen, ihren Regenwald für Plantagen zu roden. Doch die Menschen ließen sich von dem Land ihrer Ahnen nicht vertreiben und versuchen seitdem, in einer Wüste aus Ölpalmen zu überleben. Immer wieder heuerte die Firma bezahlte Soldaten an, die gemeinsam mit dem Wachpersonal die Häuser der Familien zerstörten, sie bedrohten und oft schwer verletzten.

Der vorletzte Gewaltakt mit 1.500 bewaffneten Männern fand im Dezember 2013 statt – damals flohen 500 Familien vor den Gouverneurspalast in der Provinzhauptstadt Jambi. Wochenlang kampierten sie dort, um ihr Land zurückzubekommen und für die zerstörten Häuser entschädigt zu werden. Mehr als 70.000 Menschen unterschrieben unsere Protestaktion (www.regenwald.org/aktion/936/indonesien-terror-und-vertreibung-fuer-palmoel), und Feri Irawan und seine Aktivisten organisierten große Demos für die Rechte der indigenen Bevölkerung (www.regenwald.org/news/5651/indonesien-grossdemo-fuer-die-opfer-der-palmoelfirma).

Schließlich wurden die Familien auch aus Jambi vertrieben, doch bis heute haben sie ihre Heimat nicht erreicht: Asiatic Persada hatte längst ihr Land verbarrikadiert. Dort, in der Nähe der Ölmühle des Palmölkonzerns Wilmar, zu dem Asiatic Persada bis 2013 gehörte, eskalierte jetzt die Gewalt: 2000 angeheuerte Soldaten versuchten, die Menschenmenge mit Gewehrschüssen auseinanderzutreiben, sechs Indigene wurden krankenhausreif geschlagen, und Puji Titus in die Fabrik geschleppt und zu Tode gefoltert.

Feri Irawan hat seinen Körper geborgen und den Mord bei der Polizei angezeigt.

„Wir geben nicht auf“, schreibt er uns. „Morgen gehen wir wieder los, ohne Waffen. Viele von uns kommen zu Fuß, unserer Kinder sind barfuß. Wir sind über tausend Leute.“

Wilmar International ist der weltgrößte Palmölkonzern, zu seinen Kunden gehören auch Unilever und der finnische Biosprit-Konzern Neste Oil. Das Palmöl, an dem das Blut der Ureinwohner und Bauern aus Sumatra klebt, findet sich schließlich auch in unserer Margarine und in unserem Dieseltank.



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