In Europa gibt es immer mehr Produkte ohne Palmöl - in Deutschland erst sehr zögerlich

Collage Logos "ohne Palmöl" © frei

21.06.2019

Viele Lebensmittelhersteller in Österreich, Italien oder Spanien ersetzen Palmöl durch Sonnenblumenöl - und werben mit „Palmölfrei“-Hinweisen auf den Verpackungen. Auch in Deutschland kommt diese Entwicklung langsam an – möglicherweise deshalb, weil die Bundesregierung mit vielen Millionen Euro die Verwendung von angeblich nachhaltig produziertem Palmöl finanziert.

Babymilch, Schokolade, Nuss-Nougat-Cremes, Kekse, Gebäck, Müsli, Soßen, Margarine - immer mehr Hersteller bieten Lebensmittel ausdrücklich ohne Palmöl an.

Sie ersetzen Palmöl zumeist durch Sonnenblumenöl und werben auf den Produktverpackungen mit Aufschriften und Emblemen damit, dass die Ware frei von Palmöl ist. Dazu gehören auch stilisierte Abbilder von Ölpalmen oder Orang-Utans.

In Ländern wie Österreich, Italien und Spanien gibt es bereits eine Vielzahl solcher gut sichtbar als palmölfrei deklarierten Produkte, und mittlerweile ist die Entwicklung auch in Deutschland angekommen. Die Aufdrucke erlauben es den Kunden, sich schneller und leichter zu orientieren – und palmölhaltige Ware im Ladenregal stehen zu lassen.

Supermarktketten wie COOP in Italien und Spar Österreich mit Hunderten Filialen haben bereits das tropische Öl komplett aus ihren Eigenmarken verbannt und durch zumeist heimische Öle ersetzt: Vor allem Sonnenblumenöl, aber auch Rapsöl und Butter.

Manche Hersteller wie Ja! Natürlich Naturprodukte Österreich erklären sich für komplett frei von Palmöl und begründen ihr Handeln mit der anhaltenden Regenwaldrodung und der Vernichtung der Artenvielfalt.

Auch internationale Multis reagieren auf die Nachfrage nach Produkten ohne Palmöl und bieten inzwischen erste Produkte oder Marken an, darunter Rama 100% pflanzlich ohne Palmöl an. Der US-Multi Kellogg hat z.B. die neue Premiummarke W. K. Kellogg für Müsli ohne Palmöl aufgelegt. Der Schweizer Nestle-Konzern wirbt bei Babymilch mit neuen palmölfreien Rezepturen.

Rettet den Regenwald e.V. weist seit vielen Jahren auf die Zerstörung der Urwälder und schwere Menschenrechtsverletzungen durch die Palmölindustrie sowie katastrophale Arbeitsbedingungen hin.

Als weiteren wichtigeren Grund Palmöl auszutauschen nenen viele Hersteller gesundheitliche Bedenken. Palmöl besteht zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren, die mt Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung gebracht werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) warnt vor hohen Konzentrationen von Fettschadstoffen in raffiniertem Palmöl, die Krebs erzeugen, das Erbgut und Organe zerstören können.

Die Entwicklung in der europäischen Nahrungsmittelindustrie spiegelt sich auch in den Palmölimporten der EU wider. Während die Branche im Jahr 2013 noch 5,2 Millionen Tonnen Palmöl einführte, gingen diese im Jahr 2017 auf 3,8 Mio. Tonnen zurück.

In Deutschland steckt diese Entwicklung noch in den Anfängen. Das liegt allerdings wohl nicht an mangelndem Umwelt- oder Gesundheitsbewusstsein. Vielmehr finanziert hierzulande die Bundesregierung seit Jahren mit vielen Millionen Euro Steuergeldern Label für angeblich nachhaltiges Palmöl sowie Palmöllobbyorganisationen.

Dazu gehört das Forum für Nachhaltiges Palmöl (FONAP), ein Zusammenschluss von 48 Unternehmen, Verbänden und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Dessen „Ziel ist es, den Anteil nachhaltig erzeugten Palmöls auf dem deutschen, österreichischen und Schweizer Markt schnellstmöglich signifikant zu erhöhen“.

Da die mittlerweile seit vielen Jahren bestehenden Nachhaltigkeitslabel für Palmöl in der Praxis nicht zu einem Rückgang der Regenwaldabholzungen für Ölpalmen und zur Verbesserung der Menschenrechtslage geführt haben, lehnen die meisten Umwelt- und Entwicklungsorganisationen diese PR-Initiativen der Industrie als Verbrauchertäuschung und deren Finanzierung mit Steuergeldern ab.

Ausführlichen Hintergrundartikel zu palmölfreien Produkten finden Sie hier.

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