Bolivien: Highway bedroht Indianer und Regenwald

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In Bolivien droht der Bau einer Landstraße eines der artenreichsten Tropenwaldgebiete der Anden zu zerschneiden. Dabei genießt der Isiboro-Secure als Nationalpark und Indianer-Territorium eigentlich doppelten Schutzstatus. Hinter dem Bauprojekt stehen vor allem brasilianische Interessen. Die Straße würde einerseits Zugang zu Holz- und Bodenschatz-vorkommen in Bolivien verschaffen und andererseits einen Transportweg für Agrargüter wie Soja und Ethanol aus dem Westen Brasiliens zu den Exporthäfen in Chile herstellen.

Appell

Die Landschaften in Isiboro-Secure sind sehr abwechslungsreich. Berge, Täler, Flüsse und Seen und die verschiedenen Höhenstufen von 180 bis 3.000 Meter über dem Meer bieten ein vielfältiges Mosaik verschiedener Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Bereits 1965 wurde das in den Provinzen (Departamento Beni) und Chaparé (Departamento Cochabamba) gelegene Isiboro-Secure-Gebiet offiziell zum Nationalpark erklärt und 1990 auch als Indianer-Territorium anerkannt. Seitdem trägt das nach den beiden Flüssen Isiboro und Secure benannte Naturreservat zweifachen offiziellen Schutzstatus. Mit über 1,2 Millionen Hektar Fläche ist es etwa halb so groß wie Mecklenburg-Vorpommern.

Gleich drei Indianervölker (Chiman, Mojeño und Yuracaré) leben dort in 64 Gemeinden. Mit ihrer traditionellen und umsichtigen Lebensweise haben sie bis heute die Naturschätze erhalten. Für die Landrechte haben die Indianer lange gekämpft. Erst im vergangenen Jahr erhielten sie offizielle Landtitel. Nun droht der Bau der Straße ihr Land zwischen Villa Tunari und San Ignacio de Moxos in zwei Teile zu zerschneiden. Straßen sind die Einfallstore von Landspekulanten, Kokahändlern, Ölkonzernen, Bergbaugesellschaften, Holzfirmen und der Agrarindustrie.

Das Projekt passt wenig zur Politik des bolivianischen Präsidenten Evo Morales, der seine Jugend im Chaparé verbracht hat. Morales hat als erster indigener Präsident Boliviens und mit seinem Kampf für die Rechte der Indianer und der Madre Tierra, der Mutter Erde, bereits Geschichte in Lateinamerika geschrieben. Die mächtigen internationalen Erdölkonzerne hat Morales verstaatlicht, doch den Interessen des mächtigen Nachbarn Brasiliens konnte sich Morales nicht entziehen. Im August 2009 besiegelte er mit einer Umarmung mit seinem brasilianischen Amtskollegen Lula da Silva das 415 Millionen US-Dollar teure Infrastrukturprojekt.

Brasilien schultert denn auch 80 Prozent der Baukosten, die mit 1,5 Mio. US$ pro Kilometer in einer für bolivianische Verhältnisse ungeheuren Höhe liegen. Die 306 Kilometer lange Landstraße ist Teil der berüchtigten Initiative für die Integration der regionalen Infrastruktur Südamerikas (IIRSA) und stellt eine strategisch wichtige Verbindung zwischen dem Amazonasgebiet, dem Andenhochland und der Pazifikküste her. Sie öffnet den Zugang zu reichen Ressourcenvorkommen in Bolivien (Holz, Erdgas- und -öl, Erze) und verkürzt die Entfernung zu den chilenischen Exporthäfen. Von hier sollen brasilianischer Ethanol-Agrosprit und Soja über den Ozean kostengünstig exportiert werden.

Die indigenen Gemeinschaften lehnen das Projekt rundweg ab. Wir wollen unser Land unberührt erhalten, lautet ihre Forderung. Die geplante Straße verstößt gegen die neue Verfassung, da die Betroffenen weder wie dort vorgesehen konsultiert wurden noch die erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfungen vorliegen. Bitte unterstützen Sie die Forderungen der Indianer und Umweltschützer in Bolivien und schreiben Sie an den Präsidenten Evo Morales. Die Übersetzung des Schreibens ins Deutsche finden Sie hier.

Hinter­gründe

Übersetzung des Schreibens

Präsident Evo Morales
Regierungspalast
Calle Ayacucho esquina Comercio s/n
La Paz – Bolivien
Tel/Fax: (591-2)2202321
E-Mail: correo@presidencia.gov.bo


Sehr geehrter Herr Präsident Morales,

ich wende mich an Sie mit der Bitte, dass die Landstraße Villa Tunari-San Ignacio de Moxos nicht gebaut wird. Diese würde den Nationalpark und das Indianerterritorium Isiboro-Secure (TIPNIS) durchschneiden. Sie haben Ihre Verpflichtung ausgedrückt, sowohl die Umwelt als auch die Rechte der indigenen Völker in Ihrem Land und auf der ganzen Welt zu verteidigen.

Der Park enthält eine enorme Fülle an Pflanzen- und Tierarten. Vor einiger Zeit hat Bolivien sich gegenüber den indigenen Völkern verpflichtet, den TIPNIS zu schützen. Der Bau der Landstraße bedeutet letztendlich das Aussterben der indigenen Völker Yuracaré, Mojeños und Chimanes sowie die irreparable Zerstörung des Ökosystems. Sie ermöglicht, dass Siedler, Kokahändler und Ölkonzerne eindringen und die Agrarindustrie sich weiter ausdehnt. Der Staat hat keine Möglichkeit, all diese Bedrohungen zu kontrollieren. Der Bau von Straßen in unberührten Gebieten bedeutet immer deren rasche Zerstörung. Die Rodung der Vegetation an den Ausläufern der Anden hätte katastrophale Folgen für die tiefer gelegenen Gebiete.

Die Souveränität Boliviens wird von diesem Projekt bedroht. Es steht für einen auf der Zerstörung des Amazonasgebiets beruhenden Entwicklungsplan und den imperialistischen Ambitionen der brasilianischen Regierung auf dem Kontinent. Letztere ist vor allem an diesem Projekt interessiert, das ihr den Zugang zum Pazifik für die Ausfuhr von Soja und Agrokraftstoffen bietet.

Herr Präsident Morales, bitte beachten Sie Ihre eigenen Worte: „Wir müssen eine produktive Entwicklung prägen, die rational ist und der Verteidigung der Umwelt dient, um mit der Mutter Erde zusammenzuleben, die Ursprung des Lebens ist." Ich appelliere an Ihre Sensibilität und Ihre eigenen Ideen und bitte Sie, den Bau der Autobahn Villa Tunari-San Ignacio de Moxos zu verhindern und die Integrität der Bevölkerung des Indianerterritoriums Isiboro-Securé und der einzigartigen Natur zu verteidigen. Bitte nutzen Sie Ihre Macht, um die Mutter Erde zu erhalten und ermöglichen Sie Bolivien, dem beispielhaften  Ziel des Sumak Kawsay – des guten Lebens – zu folgen. Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

An­schreiben

Presidente Evo Morales
Palacio de Gobierno
Calle Ayacucho esquina Comercio s/n
La Paz – Bolivia
Tel/Fax: (591-2)2202321


Estimado Sr. Presidente Morales:

Por el compromiso que manifiesta en defensa del medio ambiente así como de las poblaciones indígenas y sus derechos en su país y en todo el mundo, me dirijo a usted para solicitarle que no construya la carretera Villa Tunari-San Ignacio de Moxos, que atravesará el parque nacional y territorio indígena Isiboro Secure TIPNIS.

Este parque contiene una enorme riqueza en especies de plantas y animales. En su día, Bolivia se comprometió con los pueblos indígenas para resguardar el TIPNIS. Pero ahora, la construcción de la carretera significará en síntesis la condena a la extinción para poblaciones indígenas yuracares, mojeñas, mojas y chimanes; la destrucción irremediable del ecosistema debido a que facilitará la entrada de colonos, narcotraficantes y empresas petroleras, madereras y la expansión de la frontera agrícola. El Estado no tiene capacidad para regular todas estas amenazas que, como sucede siempre que se abre una carretera en una zona virgen, significarán su rápida destrucción total. La pérdida de la cobertura vegetal en las faldas de los Andes tendrá consecuencias desastrosas para las tierras bajas.

La soberanía de Bolivia se ve amenazada con este proyecto. El proyecto representa una perspectiva desarrollista que se basa de la destrucción de la Amazonía y las ambiciones imperialistas de Brasil en el continente. La última está especialmente interesado en este proyecto que le facilitará el acceso al pacífico para sus exportaciones de soja y agrocombustibles.

Presidente Morales, por favor, recuerde sus propias palabras: “Debemos imprimir un desarrollo productivo, pero racional y en defensa del medio ambiente, para convivir con la Madre Tierra, que es el origen de la vida”. Apelo a su sensibilidad y a sus propias ideas, y le pido que impida la construcción de la carretera Villa Tunari-San Ignacio de Moxos y defienda así la integridad de la población del Territorio Indígena y Parque Nacional Isiboro Sécure y el incomparable medio ambiente. Haga uso de su autoridad para preservar a la Madre Tierra y permita a Bolivia seguir por la senda ejemplar del Sumak Kawsay (vivir bien).

Muchas gracias. Atentamente,

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