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Regenwald Report 03/2012

Blutiger Landraub für Zuckerrohr

E10 aus Brasilien

Wo früher artenreicher Regenwald wuchs, breitet sich heute Zuckerrohr-Wüste ausWo früher artenreicher Regenwald wuchs, breitet sich heute Zuckerrohr-Wüste aus

Der Ölkonzern Shell will mit „grünem“ Biokraftstoff sein Image aufpolieren. Als Rohstofflieferant erscheint Brasilien hervorragend geeignet; das Land ist führend bei der Herstellung von Agrotreibstoffen, allen voran Ethanol aus Zuckerrohr. 

2010 gründete Shell in Brasilien mit dem dort heimischen Ethanol-Konzern Cosan die Firma Raízen. Was Shell „übersah“: Der Zuckerrohr-Lieferant von Raízen hat für seine Plantagen im Bundesstaat Mato Grosso do Sul die Guarani-Indianer brutal vertrieben. 

Shell zieht sich nachweltweiten Protesten aus Mato Grosso do Sul zurück

Verzweifelt kämpfen die Ureinwohner seitdem um ihr Land. Doch sie haben mächtige und gefährliche Gegner. Am 18. November 2011 wurde ein Camp der Guarani überfallen. Die Täter erschlugen den Gemeindesprecher Nísio Gomes vor den Augen seiner Familie und entführten zwei Kinder. Der Auftrag für den Anschlag kam von den Großgrundbesitzern, mit denen Raízen Geschäfte machte.

Shell wirbt weiterhin mit seinen „nachhaltig“ erzeugten Biokraftstoffen. Aber nach den massiven Protesten von Umweltschützern und Menschenrecht-lern aus aller Welt zog sich der Konzern im Juni 2012 aus Mato Grosso do Sul zurück. Auch Rettet den Regenwald setzte sich mit Petitionen an Shell und die brasilianische Regierung für die Rechte der Guarani ein. 

Studie belegt illegale Ausbreitung und schwere ökologische Folgen

Kämpft für sein Land: Guarani-Häuptling, Brasilien/<a href=Kämpft für sein Land: Häuptling
der Guarani Kaiowá, Brasilien,
© Fiona Watson/Survival

Der Mord und die Entführung waren keine Ausnahme, sondern der tragische Höhepunkt von Umwelt- und Menschenrechtsverbrechen auf den Zuckerrohrfeldern von Mato Grosso do Sul. 2009 legte die brasilianische Organisation „Biofuel Watch Center“ eine Studie über die Expansion der Zuckerrohrplantagen vor. Darin wurde kritisiert, dass sich viele Plantagen illegal in die geschützten indigenen Gebiete ausbreiten. 

Die Studie beschreibt auch die ökologischen Folgen der Zuckerrohr-Expansion: Der Bundesstaat hatte 2007 und 2008 die höchsten Abholzungsraten in Brasilien. Auch wenn die Felder nicht auf gerodeten Flächen angebaut werden, bedrohen sie den Regenwald. So müssen z. B. die Viehzüchter in bewaldete Regionen ausweichen. Durch den enormen Flächenbedarf für Zuckerrohr werden bis 2020 weitere sechs Millionen Hektar Urwald gefällt –  so die düstere Prognose des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Brasilien ist mit 1,5 Millionen Tonnen Zuckerrohr-Ethanol pro Jahr schon jetzt der wichtigste Ethanol-Lieferant der EU in Übersee. Mit umweltfreundlicher Energieerzeugung hat der Zuckerrohranbau nichts zu tun.

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