Biokraftstoffe – Zahlen zu Produktion, Verbrauch, Rohstoffen

Fotomontage: 15 Mähdrescher ernten in Keilformation eine Sojaplantage. In die abgeerntete Fläche ist der Umriss einer Zapfsäule © Collage RdR Grafik Produzierte Biokraftstoffmenge nach Rohstoffen und Anteil weltweit im Jahr 2023 © RdR Grafik Rohstoffe für Bioethanol in der EU 2023 in Millionen Tonnen © RdR Grafik Rohstoffe für Biodiesel und hydrierte Pflanzernöle in der EU 2023 in Millionen Tonnen © RdR Grafik Rohstoffe für Bioethanol in Deutschland in Millionen Tonnen © RdR Grafik Rohstoffe für Biodiesel und hydrierte Pflanzenöle (HVO) in Deutschland in Millionen Tonnen © RdR

Welche Mengen an Biokraftstoffen werden weltweit, in der EU und in Deutschland verbraucht, aus welchen Rohstoffen werden sie produziert und von woher stammen sie? Wir haben die aktuellen Daten recherchiert und für Sie aufbereitet.

Biokraftstoffe global

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden im Jahr 2023 weltweit etwa 182 Milliarden Liter Biokraftstoffe produziert. Als Rohstoffe dienten dazu ganz überwiegend Nahrungsmittelpflanzen (Anteil 90 %): Getreide wie Mais und Weizen, zuckerhaltige Pflanzen wie Zuckerrohr und Pflanzenöle wie Palm- und Sojaöl. Abfall- und Reststoffe sowie tierische Fette (Schlachtabfälle) hatten einen Anteil von lediglich 10 % (siehe Abb. 1).

 

Lebensmittel zu Biokraftstoffen zu verarbeiten, ist aus Sicht von Rettet den Regenwald und vielen weiteren Umwelt-, Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen nicht nur aus ethischen Gründen nicht vertretbar.

Es ist auch aufgrund des enormen Einsatzes von Ressourcen weder nachhaltig noch klimafreundlich: Riesige Land- und Ackerflächen werden benötigt, für die oft Regenwälder und andere tropische Ökosysteme abgeholzt werden. Für den Anbau werden große Mengen Düngemittel, Pestizide, aber auch Diesel für die Traktoren und Lastwagen zum Bestellen der Äcker, für die Ernte und den Abtransport sowie Energie und Wasser zur Verarbeitung der Rohstoffe zu Biokraftstoffen verbraucht.

Entgegen der Behauptungen von Politik und Industrie spielen Biokraftstoffe aus Rohstoffen wie Holz und Stroh (Cellulose) sowie Algen trotz intensiver staatlicher Förderung keine Rolle. Die Verfahren sind großtechnisch nicht ausgereift und der Energieaufwand und die Kosten für deren Produktion sind so hoch, dass sie nicht wettbewerbsfähig gegenüber Biokraftstoffen aus Nahrungsmitteln oder Erdöl sind.

Biokraftstoffe in der EU

Ethanol

In der EU wurden im Jahr 2023 insgesamt etwa 6,3 Milliarden Liter Ethanol verbraucht. Als Rohstoffe dienten dazu zucker- und stärkehaltige Lebensmittelpflanzen, vor allem Mais, Zuckerrüben und Weizen (Quelle USDA 2023) (siehe Abb. 2).

 

Biodiesel und hydrierte Pflanzenöle

Der Verbrauch von Biodiesel und hydrierten Pflanzenöle beträgt in der EU etwa 18,3 Milliarden Liter  im Jahr (2023), wozu als Rohstoffe vor allem pflanzliche Öle wie Raps-, Palm- und Sojaöl sowie Altspeisefette - insbesondere gebrauchte Frittieröle - und tierische Fette (Schlachtabfälle) zum Einsatz kamen (siehe Abb. 3).

 

Biokraftstoffe in Deutschland 

Bioethanol

In Deutschland wird Bioethanol aus stärke- und zuckerhaltige Nahrungsmittelpflanzen produziert: An erster Stelle steht Mais mit 53 %, gefolgt von Weizen (14 %), Zuckerrohr (13 %), Triticale (Weizen-Roggen-Kreuzung, 8 %), Abfall und Reststoffen (4 %), Roggen (3 %), Gerste (2 %) und Zuckerrüben (1 %) laut den im Januar 2024 veröffentlichten Zahlen der für die Anrechnung von Biokraftstoffen zuständigen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): (siehe Abb. 4).

 

Lediglich 9 % des in Deutschland verkauften Bioethanols werden aus heimischen Rohstoffen erzeugt. 91 % des Bioethanols stammen aus Importen aus benachbarten EU-Ländern oder von anderen Kontinenten.

Darunter fallen 156.000 Tonnen Bioethanol aus Zuckerrohr, die aus Mittel- und Südamerika nach Deutschland importiert wurden. Das ist wesentlich mehr als die gesamte Bioethanolproduktion aus den in Deutschland angebauten Rohstoffen. Zudem weist Zuckerrohr in den Statistiken der BLE eine starke Steigerung auf - die Menge hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Der Zuckerrohranbau ist häufig mit gravierenden Problemen wie Regenwaldrodung, Landkonflikten, Menschenrechtsverletzungen und Gewalt verbunden.

In Deutschland nehmen die für die Produktion von Ethanol genutzten Ackerflächen 235.000 Hektar ein (2023). Als Rohstoffen dienen zu 99 % Nahrungsmittel: Weizen macht 25 % aus, gefolgt von Gerste (20 %), Roggen (17 %), Triticale (15 %), Zuckerrüben (15 %) und Mais (8 %). Der Anteil von Abfällen und Reststoffen beträgt lediglich 1 % und ist zudem seit Jahren stark rückläufig (Quelle BLE 2024).

Biodiesel und hydrierte Pflanzenöle:

In Deutschland werden Biodiesel und hydrierte Pflanzenöle vor allem aus Abfall- und Reststoffen (Anteil 60 %, Menge 1,7 Millionen Tonnen 2022) hergestellt. Dabei handelt sich neben Altspeisefetten (Frittierölen, Englisch Used Cooking Oils - UCO) um ölige Abwässer der Palmölmühlen (Englisch Palm Oil Mill Effluent - POME), Tallöl aus Papier- und Zellulosefabrlken und Schlachtabfälle aus der Fleischindustrie.

Der Anteil von Raps-, Palm- und Sojaöl betrug 40 % bzw. 1,1 Millionen Tonnen (Quelle Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). 583.000 Hektar Anbaufläche wurden dazu in Deutschland belegt (siehe Abb. 5).

 

Über die Hälfte der Altspeisefette (0,9 Millionen Tonnen 2022) wird aus Übersee importiert, der Großteil aus fragwürdigen Quellen aus China und Indonesien. Dabei gibt es schon seit langem den Verdacht und Berichte, wonach dort frisches Palmöl zu gebrauchtem Frittieröl umdeklariert wird. Da aus angeblichen Abfällen und Reststoffen hergestellten Biokraftstoffe per Gesetz als „fortschrittlich“ gelten und besonders gefördert werden, besteht ein hoher Anreiz für skrupellose Geschäftsleute, mit falsch gekennzeichneten Rohstoffen Kasse zu machen.

In mehreren EU-Staaten und bei der EU-Kommission laufen diesbzgl. Verfahren. Auch der deutsche Bundestag hat sich schon mehrfach mit Anfragen dazu an die Bundesregierung beschäftigt. Sehen Sie sich dazu auch die Fernsehreportage Fake-Biodiesel aus China? des ARD-Magazins Panorama 3 vom November 2023 als Video an.

Anhang mit den Daten der Abbildungen in Tabellenform:

Tab. 1: Produzierte Biokraftstoffmenge nach Rohstoffen und Anteil weltweit im Jahr 2023 (Quelle IEA)

SUMME 182,2 100
Rohstoff Produzierte Biokraftstoffmenge in Milliarden Litern Anteil in %
Mais 68,2 37
Zuckerrohr 38,6 21
Palmöl 21 12
Sojaöl 17,1 9
Rapsöl 7,7 4
Weizen, Roggen, Gerste 10,7 6
Altspeisefette, Reststoffe 11,9 7
Tierische Fette 7,2 4

Tab. 2: Rohstoffe für Bioethanol in der EU 2023 in Millionen Tonnen (Quelle USDA)

Rohstoff Menge in Millionen Tonnen Anteil in % (gerundet)
Mais 6,8 39
Zuckerrüben 5,2 30
Weizen 3,6 21
Gerste 0,6 3
Triticale 0,5 3
Roggen 0,5 3
Abfälle 0,3 2
SUMME 17,5 100

Tab. 3: Rohstoffe für Biodiesel und hydrierte Pflanzernöle in der EU 2023 in Millionen Tonnen (Quelle USDA)

Rohstoff Menge in Millionen Tonnen Anteil in % (gerundet)
Rapsöl 6,4 42
Palmöl 1,4 9
Sojaöl 0,7 5
Sonnenblumenöl 0,3 2
Altspeisefette 4,4 29
Tierische Fette 1,0 7
Andere Rohstoffe 0,9 6
SUMME 15,1 100

Tab. 4: Rohstoffe für Bioethanol in Deutschland in Millionen Tonnen (2022) (BLE)

Rohstoff Menge in Millionen Tonnen Anteil in % (gerundet)
Mais 0,63 53
Weizen 0,17 14
Zuckerrohr 0,16 13
Triticale 0,1 8
Roggen 0,04 3
Gerste 0,03 2
Zuckerrüben 0,02 1
Abfälle, Reststoffe 0,04 4
SUMME 1,19  100

Tab. 5: Rohstoffe für Biodiesel und hydrierte Pflanzenöle (HVO) in Deutschland in Millionen Tonnen (2022) (Quelle)

Rohstoff/Herkunft Gesamtmenge in Millionen t Anteil in % (gerundet)
Abfälle/Reststoffe 1,7 60
Raps 0,6 21
Palmöl 0,3 11
Soja 0,2 7
Sonnenblume 0,03 1
SUMME 2,83 100

  1. USDA 2023United States Department of Agriculture - Foreign Agricultural Service, 14.8.2023. Biofuels Annual, Country: European Union: https://apps.fas.usda.gov/newgainapi/api/Report/DownloadReportByFileName?fileName=Biofuels%20Annual_The%20Hague_European%20Union_E42023-0033.pdf

  2. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

    Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Jan. 2024. Evaluations- und Erfahrungsbericht für das Jahr 2022. Seite 87, Tab. 17: https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Klima-Energie/Nachhaltige-Biomasseherstellung/Evaluationsbericht_2022.pdf?__blob=publicationFile&v=2

  3. Ethanol genutzten Ackerflächen 235.000 HektarFachagentur für Nachwachsende Rohstoffe, 2024. Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland: https://www.fnr.de/nachwachsende-rohstoffe/anbau

  4. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Jan. 2024. Evaluations- und Erfahrungsbericht für das Jahr 2022. Seite 51-52, Abb. 24 & 25: https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Klima-Energie/Nachhaltige-Biomasseherstellung/Evaluationsbericht_2022.pdf?__blob=publicationFile&v=2

  5. 583.000 Hektar AnbauflächeFachagentur für Nachwachsende Rohstoffe, 2024. Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland: https://www.fnr.de/nachwachsende-rohstoffe/anbau

  6. beschäftigt Deutscher Bundestag, 11.1.2024. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU – Drucksache 20/9922 – Import von möglicherweise auf Basis von Palmöl hergestelltem Biodiesel: https://dserver.bundestag.de/btd/20/100/2010099.pdf

  7. Quelle USDAUnited States Department of Agriculture - Foreign Agricultural Service, 14.8.2023. Biofuels Annual, Country: European Union: https://apps.fas.usda.gov/newgainapi/api/Report/DownloadReportByFileName?fileName=Biofuels%20Annual_The%20Hague_European%20Union_E42023-0033.pdf

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