Holzhändler raus aus dem Bärenwald

Zwei friedliche Braunbären im Wald Braunbären in der Wildnis: Bald Vergangenheit? (© anzeletti / iStock)
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In den Urwäldern der Karpaten leben noch Bären und Wölfe. Doch rücksichtslose Firmen lassen dort ganze Berghänge roden. Auch das Unternehmen Schweighofer soll Stämme zweifelhafter Herkunft verarbeiten. Teile des Holzes werden nach Deutschland verkauft. Rumäniens Umweltministerium muss den illegalen Einschlag stoppen.

Appell

An: Rumäniens Umweltministerium

„In den Karpaten wird rigoros Wald gerodet. Auch die Firma Schweighofer verarbeitet Holz zweifelhafter Herkunft. Verhindern Sie illegalen Holzeinschlag.“

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In den Karpaten fällen Holzfirmen Bäume häufig illegal. Seit 1989 wurden 400.000 Hektar Wald ohne Genehmigung gerodet. Das Holz aus Rumänien wird zu Parkett, Laminat und Pellets verarbeitet und exportiert. „Einer der letzten Urwälder in Europa wird abgeholzt, um Häuser in Österreich und Deutschland zu heizen“, sagt Alexander von Bismarck, Chef der Environmental Investigation Agency (EIA).

Eine bedeutende Rolle spiele die Firma Holzindustrie Schweighofer aus Österreich. Das Unternehmen steht seit Wochen im Zentrum eines Skandals, bei dem es um manipulierte Lieferscheine, undurchsichtige Konzessionen und Schmiergeld geht.

Ein Video der EIA belegt die Praktiken der Firma Schweighofer. Von Bismarck hatte sich als Holzhändler ausgegeben und mit Unternehmensvertretern verhandelt. Die Firma kaufe „absichtlich und bewusst“ illegal geschlagenes Holz, so der Umweltschützer.

Firmenchef Gerald Schweighofer sagt, die Videosequenzen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Mit einem firmeneigenen Report behauptet das Unternehmen im Februar 2016, alle EIA-Vorwürfe widerlegt zu haben.

Unmissverständlich ist dagegen ein Brief, den Schweighofer an Premierminister Ponta geschrieben hat, um ein restriktiveres Forstgesetz zu verhindern. Er droht zumindest indirekt, Rumänien vor einem internationalen Schiedsgericht zu verklagen.

Jetzt will Schweighofer in einem neuen Sägewerk in Reci noch mehr Holz verarbeiten. Der rumänische Umweltschützer Hans Hedrich hält das Werk für illegal, weil eine Umweltverträglichkeitsprüfung fehle. Nach seiner Einschätzung bricht das „System Schweighofer“ zusammen, wenn das Werk dauerhaft stillgelegt würde: „Das wäre ein erster Schritt, die Wälder zu retten.“

Deshalb darf Rumäniens Umweltministerium keine Genehmigung für das Sägewerk in Reci erteilen und muss illegalen Holzhandel bekämpfen.

Hinter­gründe

Umweltschützer und Journalisten sprechen in Rumänien von einer "Holzmafia". Waldbesitzer, Holzfirmen, Politiker, Behördenvertreter und Polizisten arbeiten demnach Hand in Hand.

Die Herkunft von geschlagenem Holz wird offenbar gezielt verschleiert, indem Rodungsfirmen in einem Gebiet mehr Bäume als erlaubt schlagen und die illegalen Stämme unter die legalen mischen. Lieferscheine würde laut einheimischer Experten häufig gefälscht. „Die schmutzige Arbeit machen oft die Lieferanten", sagt Hans Hedrich von der rumänischen Organisation „Neuer Weg".

Holzindustrie Schweighofer ist seit dem Jahr 2002 in Rumänien aktiv und hat nach eigenen Angaben 778 Millionen Euro investiert. 2013 hat die Firma dort 510 Millionen Euro Umsatz gemacht, für 2015 werden 700 Millionen Euro angepeilt. Die Zahl der Mitarbeiter solle von 2.600 auf 3.150 steigen.

Einheimische beklagen, Schweighofer sei bei Versteigerungen systematisch bevorzugt worden. Hans Hedrich spricht von „feudalen Privilegien".

 

An­schreiben

An: Rumäniens Umweltministerium

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Wälder der Karpaten gehören zu den letzten Urwäldern Europas. Hier leben noch Bären, Wölfe und Luchse; Tierarten, die aus vielen Ländern bereits verschwunden sind.

Leider ist das unersetzbare Naturparadies in Gefahr. Rücksichtslose Firmen lassen im großen Stil Flächen roden. Seit 1989 sollen 400.000 Hektar Wald ohne Genehmigung vernichtet worden sein.

Derzeit erschüttert ein Skandal Ihr Land, in dessen Mittelpunkt die Firma Holzindustrie Schweighofer steht. Videos der Environmental Investigation Agency (EIA) deuten darauf hin, dass Schweighofer auch Holz aus zweifelhaften Quellen kauft, verarbeitet und exportiert. Andere Umweltschutzorganisationen und Journalisten erheben ähnliche Vorwürfe.

Holzindustrie Schweighofer will in Reci ein weiteres Sägewerk in Betrieb nehmen, bei dessen Bau nach Einschätzung von Umweltschützern offenbar gegen Gesetze verstoßen wurde. Mehrere Prozesse sind bei Gericht anhängig. Es ist nicht auszuschließen, dass in dem Werk zukünftig auch illegal geschlagenes Holz verarbeitet wird.

Bitte verweigern Sie Holzindustrie Schweighofer die Genehmigung für das Sägewerk in Reci und bekämpfen Sie generell illegalen Holzeinschlag in Rumänien.

Mit freundlichen Grüßen

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