Zement - Naturzerstörung für Betonwüsten

Paini gegen Zement Bäuerin Paini führt den Widerstand gegen die Zementwerke an (© BanksPhotos/iStock - Collage: Rettet den Regenwald) Karstgebirge an einem Fluss Für den Abbau von Kalkgestein werden ökologisch wertvolle Karstgebiete zerstört (Foto: Karstlandschaft in China). (© Mr. Tickle (CC BY-SA 3.0)) Rauchende Schornsteine einer Zementfabrik Zementfabrik Al Kufa im Irak. (© Carsten Wiehe (CC-BY-SA-3.0)) Zement Widerstand Demo Demonstration gegen Zement vor der deutschen Botschaft in Indonesien 2016. (© JMPPK - Bürgerinitiative Kendeng Gebirge)

Wissen Sie, dass 48 Prozent der Treibhausgase von Indonesiens Industrien aus der Zementindustrie stammen? Nur wenigen ist bewusst, wie umweltschädlich und energieintensiv diese Industrie tatsächlich ist. Den betroffenen Menschen wird durch die Zerstörung der Natur die Lebensgrundlage genommen. Mitspracherecht haben sie keins. Wie konnte es so weit kommen? Was können wir gegen den Zement-Boom tun?

5-Minuten-Info über Zement und Beton

Die Ausgangslage – Naturzerstörung für Zement

Karstgebirge an einem Fluss Für den Abbau von Kalkgestein werden ökologisch wertvolle Karstgebiete zerstört (Foto: Karstlandschaft in China). (© Mr. Tickle (CC BY-SA 3.0))

Zement ist als Bindemittel ein wichtiger Bestandteil von Beton. Er wird aus den Grundstoffen Kalkstein, Lehm, Sand und Eisenerz gebrannt. In einem energieintensiven und aufwändigen Prozess werden diese Grundstoffe auf 1.450°C erhitzt (gesintert) gekühlt und anschließend zermahlen.

Weltweit wird heute jährlich dreimal so viel Zement hergestellt wie im Jahr 2001. Gründe sind große Infrastrukturprojekte und allgemeine Bautätigkeit. Besonders stark ist die Nachfrage nach Baumaterialien in China, wo 51 Prozent der global produzierten Zementmenge verbraucht werden. Der Bauboom und die damit einhergehende Nachfragesteigerung führen dazu, dass sich Großkonzerne weltweit Karstgebiete als Rohstoffquelle für Kalk- oder Gipsgesteine sichern.

Karstgebiete sind allerdings für das Gleichgewicht des Ökosystems wesentlich. Durch Verwitterungsprozesse (Regen und CO₂) entstehen besondere Landschaftsformen wie Höhlen, Senken und Türme. Da sich das Regenwasser in tiefliegenden Erdschichten sammelt, sind Karste vitale Wasserspeicher. Ihre Rolle kommt besonders in Trockenzeiten zur Geltung, wenn sie Menschen und Tiere mit Wasser zum Trinken und zum Bewässern der Felder versorgen. Außerdem speichern Karstgebirge insgesamt 0,11 Milliarden Tonnen CO₂ im Jahr und tragen somit bedeutsam zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei. Neben seinem wirtschaftlichen und ökologischen Wert hat der Karst durch die besonderen Gesteinsformationen auch kulturelle und spirituelle Bedeutung für die Bevölkerung.

Die Auswirkungen – Grauer Klimakiller

Rauchende Schornsteine einer Zementfabrik Zementfabrik Al Kufa im Irak. (© Carsten Wiehe (CC-BY-SA-3.0))

An die Stelle des Kalksteinabbaus mit der Hand ist eine wachsende High-Tech-Industrie getreten. Von den zahlreichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung hört man wenig. Zementwerke haben einen extrem hohen Energieverbrauch. Pro Tonne Zement werden ca. 110 kWh Strom benötigt, so viel wie ein 3-Personen-Haushalt etwa innerhalb von zwei Wochen verbraucht. Zudem ist der Zement-Industriezweig ein Klimakiller: Sechs bis neun Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf Zementwerke zurück. Das ist viermal so viel wie der gesamte internationale Flugverkehr ausstößt! Neben CO₂ werden auch Staub und giftige Gase wie Stickstoffoxide und Schwefeldioxide im unmittelbaren Umfeld der Zementfabriken in die Luft geblasen.

Direkte Auswirkungen hat der Kalksteinabbau auf die Karstgebiete. Die Wasserspeicherfunktion geht verloren und die Felder und Siedlungen der Bevölkerung werden zerstört. Der Abbau des Karsts hat nicht nur ökologische Konsequenzen, sondern zerstört auch die Lebensgrundlagen der Indigenen und Bauern. Gesetzliche Regelungen zum Erhalt der Biodiversität und zum Mitspracherecht der Indigenen stehen oft nur auf dem Papier, da die Zementlobby einen starken Einfluss auf lokale Politiker hat. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns unserer Handlungsmöglichkeiten bewusst werden.

Die Lösung – Zement vermeiden: Gewusst wie!

Zement Widerstand Demo Demonstration gegen Zement vor der deutschen Botschaft in Indonesien 2016. (© JMPPK - Bürgerinitiative Kendeng Gebirge)

Die scheinbar unaufhörliche Ausweitung grauer Zementwüsten ist noch nicht in Beton gegossen. Wir alle können dazu beitragen, dass bei uns weniger Oberflächen versiegelt und in Indonesien keine weiteren Landschaften für die Zementherstellung zerstört werden. Zahlreiche Projekte und Initiativen machen vor, wie's geht:

    1. Eigentum verpflichtet: Nutzen oder vermieten Sie Ihre Wohnungen, schützen Sie sie dadurch von Abriss und vermeiden Sie einen Neubau. Die Leipziger „Wächterhäuser“, die von Zwischenmietern bewohnt werden, gehen mit gutem Beispiel voran.
    2. Leerstand füllen: Überzogene Mieten wegen Wohnungsmangel in Großstädten? Unsinn! Was angeblich an Wohnraum fehlt, ist eigentlich schon da. In Frankfurt am Main zum Beispiel stehen 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer. Mit geschickten Architekten, fähigen Technikern und cleveren Finanzexperten könnten daraus schicke Wohnungen entstehen.
    3. Mut zur Nähe: Immer mehr Menschen wohnen allein: 40 Prozent der Haushalte in Deutschland sind Single-Wohnungen. Wenn dieser Trend weitergeht, wird es auch negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben. Wir brauchen eine Kultur der Gemeinschaft. Eine geteilte Küche ist ein guter Start, und gemeinsam zu kochen macht Spaß.
    4. Nein zum Abriss: Berliner Historiker und Architekten gehen mit ihrem Protest zum Abriss der Kant-Garagen, einem industriell wirkenden Parkhaus aus den 1930ern, mit gutem Beispiel voran. Obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz steht, plante der Besitzer es wegen hohen Sanierungskosten abzureißen. Nicht nur Geschichte würde dadurch verloren gehen, der Neubau hätte auch erhebliche Mengen an Zement verschlungen.
    5. Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft und Handel sind auf Unternehmensgewinne aus und vernachlässigen die drastischen Auswirkungen auf Klima, Flora und Fauna. Politiker genehmigen Mega-Tagebauprojekte und verkaufen sie als wirtschaftlichen Fortschritt. Regenwald.org informiert über die ökologischen und sozialen Folgen der Zementproduktion und nimmt über Petitionen Einfluss auf die Entscheidungsträger. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.
    6. Petitionen unterschreiben: Online-Protestaktionen üben Druck auf die europäischen Unternehmen aus, die mehrheitliche Anteile an Tagebauen halten.
    7. Auf Missstände aufmerksam machen: In den vergangenen Jahren hat sich die Bevölkerung Deutschlands nur wenig verändert. Trotzdem werden jährlich neue Wohnungen und Eigenheime gebaut. Das rührt daher, dass sich Investitionen in Immobilien finanziell auszahlen. Banken heizen den Bausektor zusätzlich durch schnelle, einfache Kredite an. Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen auf diesen Missstand aufmerksam. Dadurch wird der Druck auf politische Entscheidungsträger und Banken noch größer.
Aktuelle Petition zum Thema

Ihre Unterschrift hilft, die Regenwälder zu schützen! Unsere Petitionen wenden sich gegen Regenwald zerstörende Projekte und nennen Verantwortliche beim Namen. Gemeinsam sind wir stark!

Paini gegen Zement Mutige Regenwaldkämpfer stellen sich gegen die Naturzerstörung durch den Zementabbau. (© BanksPhotos/iStock - Collage: Rettet den Regenwald)

202.842 Teilnehmer

Heidelberg Materials raus aus den Kendeng-Bergen!

Der deutsche Konzern Heidelberg Materials will das Kendeng-Karstgebirge auf der indonesischen Insel Java abbauen und dort eine Zementfabrik errichten. Doch Eingriffe in das sensible Karstgebirge sind eine ökologische und humanitäre Katastrophe. Die Bevölkerung wehrt sich mit aller Kraft.

Mehr Informationen

An: Dr. Dominik von Achten, Vorsitzender des Vorstands, und Christoph Beumelburg, Konzernsprecher

„Kein Abbau des Kendeng-Karstgebirges auf Java! Mensch und Natur vor Profit!“

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