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Ein junger Berggorilla klettert an einem Bambus
Gorillas in den Nationalparks Kahuzi-Biega und Virunga sind schutzlos (© Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott)
Schiffe im Hafen in Kasheke / Kalehe am Kivu-See für den Transport von illegaler Holzkohle aus dem Kahuzi-Biega Nationalpark nach Goma und Bukavu
Illegale Holzkohle aus dem Kahuzi-Biega Nationalpark wird über den Kivu-See nach Goma und Bukavu transportiert (© CAMV)
Markt für illegale Holzkohle aus dem Kahuzi-Biega Nationalpark, im Dorf Murhesa, Sommer 2025
Viele Menschen - Einheimische und Geflüchtete - sind auf Holzkohle angewiesen (© CAMV)

Stoppt die Spirale aus Gewalt, Rohstoffplünderung und Umweltzerstörung

03.09.2025Vor einem Jahr haben wir die Petition „Menschen und Natur im Kongo brauchen Frieden“ gestartet. In der Zwischenzeit hat sich die Lage in der Demokratischen Republik Kongo dramatisch verschlechtert. Für hunderttausende Menschen ist das eine Katastrophe. Auch die Umwelt wird verwüstet: Umweltschützer können nur eingeschränkt arbeiten, Milizen und Kriminelle dagegen ungehindert die Natur plündern.


Wo Gewalt, Gesetzlosigkeit und Not herrschen, ist die Natur in größter Gefahr. In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) kommt erschwerend hinzu, dass dort die Artenvielfalt besonders hoch ist und lukrative Ressourcen Begierde wecken.

So sind seit der Eroberung weiter Teile der Provinzen Nord- und Süd-Kivu durch die Rebellenarmee M23 große Waldflächen zerstört worden. Das belegen im Fall des Nationalparks Kahuzi-Biega (PNKB) Satellitenbilder des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus aus dem Januar und Juli 2025. Gebiete, die mit üppigem Primärwald bedeckt waren, weisen nun kahle Stellen auf. Auf Mongabay kann man Aufnahmen vergleichen.

Plünderung der Natur durch Rebellen, Milizen und Kriminelle

Wir haben Naturschützer und Menschenrechtler nach ihrer Einschätzung der jüngsten Entwicklungen gefragt. Wir halten ihre Namen aus Sicherheitsgründen anonym. Die UN zeichnen ein düsteres Bild der verheerenden Menschenrechts- und Sicherheitslage.

Diese Situation setzt Umweltschützer unmittelbar erhöhten Risiken aus: willkürliche Verhaftungen, Drohungen, Einschüchterungen und körperliche Gewalt. 

So berichtet uns einer unserer Partner, dass sich der Handlungsspielraum erheblich verringert habe. Mehrere Initiativen zum Schutz der biologischen Vielfalt mussten aus Geldmangel beziehungsweise wegen der instabilen Sicherheitslage ausgesetzt oder verschoben werden.

Wo möglich gehe die Arbeit gleichwohl weiter. So liefen mancherorts Eco-Guards in reduziertem Umfang Patrouille. Initiativen zur Agroforstwirtschaft und zur Stärkung alternativer Lebensgrundlagen würden fortgesetzt.

Wenn nichts unternommen wird, wird der Nationalpark Kahuzi-Biega, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, in Kürze verschwinden“, warnt er.

Wo der Staat mit seinen Behörden schwach ist, verschärfe sich die illegale Plünderung natürlicher Ressourcen.

Die Ausbeutung der Nationalparks Kahuzi-Biega und Virunga hat mit dem Aufkommen der M23 zugenommen, da bereits existierende Netzwerke illegaler Akteure noch größer geworden sind.

Das schreibt uns ein international anerkannter Experte, der sich nach mehreren Mordanschlägen versteckt hat. Er sieht eine „Arbeitsteilung" zwischen regierungstreuen Milizen der Wazalendo, die innerhalb des Nationalparks Kahuzi-Biega (PNKB) operieren, und den Rebellen der M23, die im wesentlichen Gebiete außerhalb des Parks beherrschen: Die Wazalendo kontrollieren demnach die Ausbeutung des Parks wie das Fällen von Bäumen, die M23 profitiert vom Handel etwa mit Holzkohle in Bukavu und Goma.

In diese beiden Millionenstädte sind hunderttausende Menschen vor den Kämpfen geflohen, viele von ihnen sind beim Kochen auf Holzkohle und Brennholz angewiesen. „Ohne diesen Absatzmarkt hätte es den großflächigen Verlust der Vegetationsdecke wie derzeit nicht gegeben.“

Andere Quellen beschreiben, dass sich das Einflussgebiet von M23 auf der einen Seite und Militär und Wazalendo auf der anderen Seite ständig verschiebt und sich nicht einfach zuordnen ließe. Die Konfliktparteien profitieren demnach vor allem durch „Gebühren" an Straßensperren entlang der Handelsruten und „Zölle“ von der Ausbeutung der Schutzgebiete.

In Bukavu soll das Angebot an Holzkohle mittlerweile so groß sein, dass der Preis von 80 US-Dollar pro Sack zwischenzeitlich auf 15 Dollar eingebrochen sei. Im Ort Murhesa an der Überlandstraße Miti-Bukavu ist ein neuer Markt für Holzkohle entstanden. Auf Fotos sieht man zahlreiche weiße Säcke, in denen das Brennmaterial üblicherweise transportiert wird.

Die natürlichen Ressourcen des PNKB werden zerstört. Es ist wirklich alarmierend. Die großen Bäume mit einem Durchmesser von ein bis zwei Meter werden mit Kettensägen abgeholzt für die Produktion von Holzkohle.

Auch Bergbau greift weiter im PNKB um sich. Lokalen Quellen zufolge kommen Geschäftsleute aus Bukavu mit Geräten zur Suche von Gold und anderen Mineralien in das Schutzgebiet. Gold und Kassiterit würden entlang mehrerer Flüsse abgebaut und über Bukavu nach Ruanda transportiert.

Was die Wilderei angeht: die Wazalendo, die in den Park kommen, haben keine anderen Nahrungsquellen als den Park. Wir befürchten, dass die Artenvielfalt in diesem Teil des Parks vollständig verloren geht", warnt ein Experte.

Die Umweltschützer in der DRK arbeiten – unter großem Einsatz und Risiko und im Rahmen ihrer Möglichkeiten – weiter. Wir stellen uns täglich die Frage: Wie können wir sie aus der Ferne unterstützen und helfen, die Natur zu bewahren?

Petitionen rütteln auf und erzeugen politischen Druck

In den vergangenen 13 Monaten hat Rettet den Regenwald drei Petitionen gestartet, die alle dasselbe Drama beleuchten: die Gewalt im Osten der DRK und ihre zerstörerischen Folgen auf Mensch und Natur. Die Petitionen sind ein Dreiklang – jede setzt einen anderen Schwerpunkt: angefangen von der politischen Forderung nach Frieden über den Schutz einzelner Aktivisten bis hin zur Kritik an den wirtschaftlichen Ursachen der Gewalt und der Verantwortung des Globalen Nordens.

Mit der Petition Menschen und Natur im Kongo brauchen Frieden warnen wir, dass ohne ein Ende der Gewalt Sicherheit für die Bevölkerung und der Schutz für Wälder illusorisch sind.

Der Osten des Kongo braucht Sicherheit und Frieden. Die Wahrung der Menschenrechte und der Schutz der Natur bleiben sonst illusorisch.

Wir haben den Aufruf an den Präsident der DRK Felix Tshisekedi und Repräsentanten von UN und EU gerichtet. Bisher haben 53.563 Unterstützerinnen und Unterstützer diese Petition unterschrieben.

Bei der Petition Kongos Wälder werden abgeholzt - Schützt die Naturschützer haben wir in den Mittelpunkt gestellt, dass Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger im Kongo immer stärker bedroht sind. Unsere Hauptforderung an die Regierung in Kinshasa lautet:

Beenden Sie die Verfolgung, Verhaftung, Einschüchterung und Schikane von Wald- und Menschenrechtsaktivisten. Stärken Sie den Umweltschutz.

Weil die DRK auf Geld aus dem Ausland angewiesen ist, haben wir internationale Geber der Central African Forest Initiative (CAFI) und die deutsche Regierung in cc genommen. Bisher haben wir für diese Kampagne 64.909 Unterschriften gesammelt.

Bei der dritten Petition geht es ganz konkret um einen der wesentlichen Treiber des Konflikts: Die Ausbeutung von Bodenschätzen und Wäldern befeuert Gewalt. Unsere Hauptforderung geht an die EU und ihre Mitgliedsländer:

Ruanda ist für Gewalt und Naturzerstörung in Kongo-Kinshasa mitverantwortlich. Die EU muss handeln: Kündigen Sie die Partnerschaft über kritische Rohstoffe.

Diese Petition stellt die Verbindung zwischen der systematischen Plünderung von Rohstoffen wie Gold und Coltan, der Finanzierung von Milizen und der EU-Rohstoffpolitik her. Wer Rohstoffe aus dem Kongo und aus Ruanda kauft, trägt Mitverantwortung für Krieg und Zerstörung. Bislang hat die Petition 55.534 Unterschriften bekommen.

Die drei Petitionen formulieren zusammen einen dringenden Appell:

Stoppt die Spirale aus Gewalt, Rohstoffplünderung und Umweltzerstörung – für die Menschen und Wälder im Kongo.

Insgesamt haben wir bisher 174.000 Unterschriften für die Menschen im Kongo gesammelt. Bitte unterschreiben auch Sie, falls Sie es noch nicht getan haben. Wir wollen die drei Petitionen als Packet bei Regierungen, EU und UN übergeben.

  1. Im Kahuzi-Biega Nationalpark (PNKB) leben Östliche Flachlandgorillas (Gorilla beringei graueri), im Virunga Nationalpark Berggorillas (Gorilla beringei beringei). In Friedenszeiten können Touristen in geführten Touren Gorillas beobachten. Beide Parks stehen allerdings seit vielen Jahren auf der Liste „Welterbe in Gefahr“ der Unesco, unter anderem wegen der drohenden Suche nach Erdöl und anhaltender Gewalt.

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