Die Wälder der Erde sind das Leben und keine Umwelt-Dienstleistungen, die man bezahlen kann
Mit dem neuen Finanzfonds TFFF, der von Brasilien auf der Weltklimakonferenz COP30 gestartet wurde, sollen die Regenwälder besser geschützt werden. Indigene und Umweltschützer weisen die Initiative als zerstörerisch, kolonialistisch und räuberisch zurück. TFFF diene dazu, Geschäfte auf Kosten der Regenwälder auf den globalen Finanzmärkten zu betreiben
Wir haben keinerlei Erwartung an die Diskussionen, die auf der COP30 geführt werden“, sagt die indigene Führerin Miriam Tembé.
Wir haben Miriam und ihren Sohn Italo Tembé im indigenen Dorf I’Ixing im Regenwald des Bundesstaates Pará besucht.
„Auf der COP wird nicht über die Einhaltung der Rechte der Waldvölker diskutiert, über die Demarkierung der indigenen Territorien, die Vergabe von Landtiteln oder die Achtung der vorherigen, freien und informierten Konsultation. Und ebensowenig über die Erhaltung all der Naturschätze, die wir in unseren Territorien bewahren. Unsere Flüsse, Bäche, Wälder spielen keine Rolle“, so Miriam Tembé weiter.
„Wir wissen, dass die Regierungen auf der Weltklimakonferenz über die Vermarktung all dieser Reichtümer in unseren Territorien, die unser Zuhause sind, sprechen. Die COP wird dazu dienen, den Kapitalismus noch stärker zu machen, als er ohnehin schon ist.“
„Wenn wir unsere Rechte sichern wollen, müssen wir für uns selbst kämpfen. Wir müssen die Völker vereinen und zusammen mit unseren Kräften kämpfen. Wir müssen uns selbst helfen. Es macht keinen Sinn, auf den Staat zu warten, denn er wird uns nicht helfen“, sagt Miriam Tembé
Wir haben unseren Regenwald schon immer geschützt, wir wollen kein Geld dafür“, erklärt Itahu Ka’apor vom indigenen Rat Tuxa Ta Pame aus Maranhão.
Wir haben mit Itahu Ka’apor am Randes des „Gipfels der Völker“, den eine Allianz von brasilianischen Organisationen parallel zum Weltklimagipfel COP30 in Belém an der Amazonasmündung organisiert hat, gesprochen.
„Anfang November haben wir Indigene aus Indonesien in unserem Gebiet empfangen. Sie sind gekommen, um mehr über unseren Kampf für ein gutes Zusammenleben im Regenwald unseres Territoriums zu erfahren. Unser 532.000 Hektar großes indigenes Land Alto Turiacu ist eines der letzten Regenwaldgebiete im Bundesstaat Maranhão“, sagt Itahu Ka’apor.
„Wir haben mit ihnen ein Bündnis für den internationalen Kampf für Gebiete ohne staatliche Willkür, für den Schutz der Wälder und für autonome Regierungen geschlossen. Wir sind gegen die Kommerzialisierung der Natur, gegen REDD+ und TFFF. Projekte, die den Verkauf und die Zerstörung des Waldes zum Ziel haben“, so Itahu Ka’apor.
Seminar der Global Forest Coalition zum TFFF
Im Rahmen des „Gipfels der Völker“ hat die Global Forest Coalition am 13. November ein Seminar zu TFFF durchgeführt, an dem wir teilgenommen haben. Nachfolgend einige der Einschätzungen, die wir dort eingefangen haben:
Wir sind hier nach Belém gekommen, um TFFF zu stoppen. Diese Initiative, dieser Mechanismus ist zerstörerisch, sie wird die Regenwälder nicht schützen, sie wird deren Lage sogar noch verschlimmern. Denn sie wurde geschaffen, um Geschäfte auf den globalen Finanzmärkten zu betreiben“, erklärt Mary Louise Malig, GFC, Philippinen.
„In den Medien wird behauptet, die TFFF-Initiative käme aus dem Globalen Süden, sie sei von Brasilien, der Demokratischen Republik Kongo und Indonesien erarbeitet worden, also den Ländern mit den größten bestehenden Regenwaldgebieten. Doch das stimmt nicht, die Initiative wurde bereits 2008 von einem Funktionär der Weltbank in Washington verfasst. Dabei ging es auch nicht um Maßnahmen zum Schutz der Tropenwälder und des Weltklimas, sondern um neue Geschäftsmöglichkeiten für Investmentbanken“, sagt Mary Louise Malig.
TFFF soll nicht vom Klima-Gremium der Vereinten Nationen, sondern von den Finanzministern der G20-Staaten verwaltet werden. TFFF wird als ein marktbasierter Mechanismus mit öffentlicher und privater Finanzierung verbreitet, der die Mängel und das Versagen anderer Initiativen für den globalen Wald- und Klimaschutz – wie „REDD“ und der „Clean Development Mechanism“ – beheben soll. Doch warum sollten wir überhaupt diesen Investoren vertrauen?“, fragt Mary Louise Malig.
„Es sind die gleichen Leute, die Geld in Bergbau, Holzeinschlag, die Öl- und Agrarindustrie investieren, also alles Aktivitäten, die die Wälder vernichten und das Weltklima ruinieren.“
Die 125 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 108 Milliarden Euro), die TFFF zusammenbringen soll, sind nicht gesichert, genauso wenig wie die jährlich 4 Milliarden US$ (3,4 Milliarden Euro), die an Länder ausgezahlt werden sollen, die ihre Regenwälder erhalten. Diese Summe wird nur erwirtschaftet, wenn die für die Geldinvestitionen kalkulierte Rendite von 7 % aufgeht und sich die Investoren zuerst die ihnen garantierte 3 % Rendite in die Taschen gesteckt haben“, so Pablo Solange.
Die Wälder der Erde sind das Leben, sie sind nicht nur einfach Umwelt-Dienstleistungen, die man bezahlen kann", sagt Pablo Solange von der Fundación Solange in Bolivien.
In der COP30 gibt es keine angemessene Beteiligung der indigenen Völker, auch beispielsweise die Jugend ist dort nicht repräsentiert. Genauso wenig ist dort die Natur vertreten, obwohl sie, wie wir wissen, Rechte hat. Wir alle und die indigenen Völker, die in den Wäldern leben, müssen diese verteidigen“, erklärt Pablo Solange weiter.
Die sozio-ökonomischen Auswirkungen von TFFF wären fatal, der Fonds ist ein koloniales Erbe“, sagt Kwami Kpondzo vom Centre pour la Justice Environnementale (CJE) aus Togo.
„Die Erschaffer von TFFF wollen die tropischen Wälder und die dort lebenden Menschen kontrollieren, deren Leben und Gesundheit von den Wäldern abhängen, weil sie diese als Apotheke nutzen. Sie marginalisieren das Wissen der indigenen Waldvölker, sie wollen deren Leben in den Wäldern beschränken, die Menschen vertreiben“, berichtet Kwami Kpondzo.
„Wenn wir TFFF erlauben, dann erlauben wir unsere Enthauptung. Wir wollen auch nicht, dass TFFF verbessert wird, das ist nicht möglich. Wir verlangen, dass TFFF abgelehnt wird, weil dieselben Leute den Fonds finanzieren sollen, die in Bergbau, Agrarindustrie und Plantagen investieren. Wir müssen jetzt nein zu falschen Lösungen sagen“, sagt Kwami Kpondzo.
Indonesien ist ein Laboratorium für Projekte der Weltbank wie REDD+. Sie versprechen den Einwohnern Geld über REDD, aber dann, Monate später, kommt kein Geld“, erklärt Satrio Manggala vom Netzwerk Walhi in Indonesien.
„Nach den Projekten gibt die Regierung die Wälder Firmen, die die Menschen mit Gewalt aus ihrer Heimat vertreiben. TFFF erinnert mich an die Kolonialzeit, es ist ein Prozess der Kolonialisierung der Wälder der Erde“, fährt Satrio Manggala fort.
TFFF ist keine Politik zum Schutz der Natur, sondern zu deren Kommerzialisierung, ein Projekt der Spekulation, das als Schutzprojekt verkleidet ist“, sagt einer der Zuhörer, Felipe aus Brasilien.
„Dieser „grüne“ Kapitalismus ist ein Modell der ewigen Ausbeutung der Ressourcen der Erde, der totalen Finanzialisierung der Natur, hinter dem die großen Banken und Investmentfonds stecken. Für sie steht der Gewinn über dem Leben, die Natur wird gekauft und verkauft. TFFF ist räuberisch, es konzentriert die Kontrolle über die Wälder“, so Felipe weiter.
Regenwaldschutz ist kein Finanzprodukt! TFFF stoppen
Die Regenwälder gehören nicht in die Hände von Investoren: Der Finanzfonds TFFF muss gestoppt werden.
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