Tägliche News zu dem Indonesier-Besuch: „Palmöl macht uns arm!“
Muhammad Rusdi, Bürgermeister von Karang Mendapo auf der Insel Sumatra, hat Ökonomie studiert. Er räumt mit dem Märchen auf, dass die Wirtschaft in Indonesien weiter wachsen müsse, damit es den Menschen besser gehe.
„Das Argument, dass die Expansion der Plantagen zum Wohlstand der Bevölkerung führt, ist leeres Gerede. Die Politik fördert allein die wirtschaftliche Entwicklung einiger weniger Großkonzerne wie Wilmar und Sinar Mas, nicht die der Kleinbauern und Indigenen. Großkonzerne werden durch die Expansion der Palmölplantagen immer reicher und die Indigenen und Kleinbauern arm und ärmer. Das sehen wir ja an Bidin und Ida und ihrer Familie“, sagt Rusdi. „Sie besitzen eine Urkunde über das Land, das die Familie seit 1932 bewohnt. Sie haben den Wald und seine Früchte genutzt, Durian und Rambutan angebaut. Sie hatten alles, was sie zum Leben brauchten. Jetzt haben sie nichts mehr. Bidin und Ida sind durch die Plantage arm geworden. Schon bevor die Paramilitärs im August alles zerstört haben.“
Was passiert, wenn die Kleinbauern, und nicht die Großkonzerne Plantagen bewirtschaften, zeigt sehr anschaulich das Beispiel aus Rusdis Dorf Karang Mendapo:
„Unsere Gemeinde hat sich 600 Hektar Land vom Palmölmulti Sinar Mas zurückerkämpft“, sagt Rusdi. „Diese Plantage wird nun von den Kleinbauern selbst bewirtschaftet. Die Palmölfrüchte verkaufen sie an die Palmölfabrik, die ihnen am meisten bietet. Wir haben vier Fabriken in der Umgebung, alle gehören den Großkonzernen. Sie müssen den Bauern nun die Ernte abkaufen von dem Land, das sie ihnen vor vielen Jahren gestohlen haben.“
Und so ist Karang Mendapo in kürzester Zeit zum reichsten Dorf im Distrikt von Sarolangun geworden. Sinar Mas hat mit seinen 19.000 Hektar immer nur sich selbst bereichert. Und jetzt besitzen sie auch noch die Unverschämtheit, sich diese 600 Hektar vom TÜV Rheinland zertifzieren zu lassen, als „nachhaltiges Kleinbauern-Programm.“
Am Nachmittag besprechen wir im Büro von Watch Indonesia die Diskussion mit den Parlamentariern, die für Montag geplant ist.
Das Hauptanliegen unserer Regenwaldkämpfer an die Mitglieder des deutschen Bundestages: „Sie haben die Nachhaltigkeitsverordnungen für Stromerzeugung und Biosprit beschlossen. Wir wollen ihnen erzählen, dass im Namen dieser sogenannten Nachhaltigkeit die Menschenrechte brutal verletzt werden“, sagt Nordin. „Auch deshalb sind Bidin und Ida mitgekommen. Es gibt keine Nachhaltigkeit beim massenhaften Anbau von Palmöl. Das müssen die Politiker, die solche Gesetze machen, endlich begreifen.“