„Sie verbrennen die Zukunft unserer Kinder!“ Waldbrände in Indonesien bedrohen Menschen, Tiere und Regenwälder

Wände aus Rauch: Aus dem regenwald steigt dichter Qualm auf und verdunkelt den Himmel. Im Vordergrund wurden bereits jungen Ölpalmen gepflanzt Feuer und Rauch vernichten Regenwald für Palmöl (© Save Our Borneo)

Wenige Monate vor dem Klimagipfel in Paris ereignet sich in Indonesien eine der schlimmsten Klimakatastrophen unserer Zeit, und die Weltpresse nimmt keine Notiz: In Kalimantan auf Borneo und auf Sumatra brennen die Wälder. Tausende Hektar sind bereits den Flammen zum Opfer gefallen – auch Menschen und unzählige Tiere. Verursacher sind Palmölkonzerne, die durch Brandrodung ihre Plantagen ausweiten.

„Jedes Jahr wird es schlimmer“, sagt Nordin, Chef der Umweltorganisation Save our Borneo. „Seit mehr als zwei Wochen sind unsere Kinder zu Hause, denn die Schule fällt aus. Mein Sohn Mirza wurde geboren, als es brannte, das war 2009. Seine Lunge ist geschädigt. Und auch meine anderen beiden Kinder werden krank. Alles nur wegen der Gier nach Palmöl.

Immer mehr Palmöl für Biosprit, immer mehr Plantagen, immer mehr Feuer – sie verbrennen die Zukunft meiner Kinder!“

Seit Jahren brennen in Indonesien zwischen Mai und November die Regenwälder. Im Zuge der massiven Expansion der Palmölplantagen wird das Land mit Feuer auf die industriellen Monokulturen vorbereitet. Das geschieht großflächig, obwohl es verboten ist.

Doch seit die indonesische Regierung beschlossen hat, jeden Liter Biodiesel mit 4.000 Rupiah (2,4 Eurocent) zu subventionieren, steigt der Druck auf die letzten Wälder und auf das Land der Indigenen und Kleinbauern auf Sumatra und Borneo.

Bis zum Jahr 2020 will die Regierung eine Beimischungsrate von 80 % erreichen.

Konsumgüterhersteller wie Unilever, Henkel oder Nestlé stehen damit vor einem großen Problem: Wie sollen sie sich weiter die notwendigen Rohstoffe beschaffen? Unilever, weltgrößter Palmölverbraucher, versucht jetzt, Altplantagen aufzukaufen. Bei einem Jahresbedarf von 1,5 Millionen Tonnen Palmöl braucht der Konzern allerdings riesige Flächen an Ölpalm-Monokulturen. Sein Hauptlieferant ist bis jetzt Wilmar International, größter Palmölhändler der Welt, der weiter expandiert.

„Nie“, so Rettet den Regenwald-Partner Feri Irawan, „kann es gelingen, diejenigen, die jetzt die Feuer legen, direkt mit den großen Palmölhändlern wie Wilmar, Sinar Mas oder Musim Mas in Verbindung zu bringen. Denn es gibt kein Gesetz, das von den Firmen Transparenz verlangt. Erst wenn die Früchte auf den Plantagen reif sind und das rote Fett produzieren, können wir beweisen, wohin es fließt. Doch dann ist es zu spät.“

Seit Wochen brennt es in Jambi auf Sumatra. Feri hat sich gemeinsam mit einem indonesischen Fernsehteam vom Hubschrauber abseilen lassen und steht nun auf der Konzession der Firma Ricky Kurniawan Kertapersada, RKK. Hier hat die Firma 1.000 Hektar Torfsumpfwald abgebrannt. „Die Torfschichten sind sieben Meter tief“, sagt Feri.  Nach seinen Recherchen ist RKK eine Tochterfirma von Gudang Garam – dem Zigarettenkonzern, dem insgesamt 1,7 Millionen Hektar Palmölplantagen in Indonesien gehören. „Der gesamten Gruppe muss die Betriebsgenehmigung entzogen werden“, so Feri Irawan.  „Denn nach jetziger Beweislage wurde hier ein Verbrechen begangen.“ Der Umweltaktivist bringt die Firma vor Gericht, um einen Präzedenzfall zu schaffen. Auf seine Anzeige hin ermittelt inzwischen auch die Polizei.

Sogar die Nationalparks brennen. Im Nationalpark Berbak in Jambi hat die Firma PT. Pesona Belantara Persada Feuer legen lassen, und so brennt einer der letzten Torfwälder Sumatras.

Auch im Nationalpark Tanjung Puting brennt es. Der geschützte Regenwald im Südwesten Borneos ist Heimat der letzten Orang-Utans und Nasenaffen. Dort hat die BGA-Gruppe abgeholzt und Feuer gelegt. BGA liefert sein Palmöl an Sinar Mas, das in den Fabriken des finnischen Staatskonzerns Neste Oil zu Biosprit verarbeitet wird und schließlich in den europäischen Dieseltanks verbrennt.

„Alle Firmen, die indonesisches Palmöl verarbeiten, sind Mitverursacher der gewaltigen Feuer“, so Feri Irawan. „Diese Firmen müssen endlich für die Umweltverbrechen entlang ihrer gesamten Lieferkette haften.“ Das fordert mit dem Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten aus Jambi auch Rettet den Regenwald.

Aktualisierung

Inzwischen ermittelt die Polizei in Kalimantan und auf Sumatra gegen 24 Firmen und 126 Personen wegen ihrer Verstöße gegen die Umweltgesetze. Sieben verantwortliche Manager wurden verhaftet. Dazu gehört auch der Senior-Manager der Firma Bumi Mekar Hijau, die zur Unternehmensgruppe Asia Pulp and Paper (APP) mit Sitz in Singapur gehört.

APP ist Indonesiens größter Papier- und Zellstoffkonzern.

Insgesamt sollen auf Sumatra 52.000 Hektar brennen, auf Borneo sogar 138.000 Hektar.

Tendenz steigend.

 

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