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RegenwaldReport 03/1997

Ecuador: Noch ist Zeit zum Handeln

Bewohner der Nebelwälder in Ecuador legten im Mai '97 eine Kupfermine still. Sie wollen ihre Lebensräume auf Dauer erhalten und gegen die Profitgier verteidigen.

Carlos und seine Freunde wohnen in den Bergwäldern von Ecuador. Die Region Intag gehört zu den artenreichsten der Welt und hat schon viele Forscher in ihren Bann gezogen. Für das berühmte CotacachiCayapas Reservat bildet vor allem die Gegend um den Fluss Junin eine wichtige Pufferzone. Zahlreiche bedrohte Arten, wie Brillenbär, Bergtapir und Jaguarundis finden hier ein intaktes Zuhause. Für die Menschen im Nordwesten Ecuadors ist der Wald mit seinen glasklaren Flüssen unerschöpfliche Trinkwasser- und Lebensquelle. Viele haben das inzwischen erkannt. Nur noch 12 Prozent der ursprünglichen Wälder sind heute verblieben, die möchten die Bewohner für zukünftige Generationen bewahren.

Was mit einer Handvoll Leuten angefangen hat, ist inzwischen zu einer Volksbewegung geworden. Die lokale Umweltorganisation DECOIN vereinigt engagierte Gemeinden, die sich für den Schutz ihrer Natur einsetzen. Insgesamt 25.000 Mark konnte Rettet den Regenwald den Aktivisten schon überweisen. Mit Hilfe der Spenden wurden Schutzgebiete eingerichtet, Biolandbau, Aufforstung und Okotourismusprojekte gestartet (Regenwald Report 4/96).

Doch seit einiger Zeit wirft ein gefährliches Monster lange Schatten auf die Zukunft der Menschen in Intag. Minengesellschaften haben es auf die Gold- und Kupfervorkommen der Region abgesehen. Seit 1991 betreibt die Firma Bishimetals, eine Tochter des japanischen Mitsubishi-Konzerns, in dem Gebiet um den Junin-Fluss Explorationsarbeiten. Die Aktivitäten sind illegal, denn die vom Gesetz verlangte Umweltprüfung wurde nie vorgelegt. Auf Druck von lokalen Umweltschützern legte die Firma zumindest für die zukünftig anstehende Förderphase ein Umweltbericht vor. Die Auswirkungen des Kupferabbaus sind, der firmeneigenen Studie zufolge, fatal: Sie sagt "massive Entwaldung, die zu Desertifikation und lokalen Klimaveränderungen führen wird" voraus. Über 20 Tierarten sind durch das Projekt mit Ausrottung bedroht, darunter Brillenbär, Jaguar und Berg-Tapir.

Die Kupfergewinnung hat noch nicht einmal begonnen, aber schon die Voruntersuchungen haben schwerwiegende Folgen. Anwohner des Flusses Junin klagen bereits jetzt über Hautkrankheiten und verendete Haustiere. Vergeblich versuchten sie, mit Regierungsvertretern Gespräche zu organisieren. Im Mai 1997 besetzten 200 Menschen das Camp der Junin-Mine. Sie verpackten und entfernten Ausrüstungen und Geräte und zerstörten das Camp. Die Geräte wurden unbeschädigt der Regierung übergeben. Die Regierung macht die Mitglieder der Umweltorganisation DECOIN für die zerstörte Mine verantwortlich. "Die Regierung schimpft uns Öko-Terroristen!", sagt Carlos Zorrilla, "Das einzige Verbrechen das wir begangen haben, war die Bevölkerung über die Folgen des Bergbaus aufzuklären". Das hatte die Firma seit Jahren versäumt, obwohl es das Gesetz vorschreibt. Die Menschen fühlen sich betrogen. Im Juli 97 hat die Regierung Ecuadors sogar noch weitere Flächen für den Bergbau freigegeben. Die Bewohner bangen nun um 400 000 Hektar in der "Cordillera de Toisan" im Norden Intags. "Das ist das grösste Verbrechen das man sich vorstellen kann", meint Carlos.

Für die Regierung bedeutet der Bergbau "wirtschaftliche Entwicklung". Für die Bewohner von Intag bedeutet er: grossflächige Abholzung, vergiftete Flüsse und Vertreibung von Familien. Carlos und die Mitglieder von DECOIN sind entschlossen, weiterzukämpfen. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, internationale Umweltorganisationen sind eine entscheidende Stütze. Carlos will mit dem Fall Ecuador ein Exempel statuieren. "Wir senden ein klares Signal an die Regierungen dieser Welt und an die grossen Bergbaufirmen." An die Menschen in Deutschland appelliert er: "Helft uns, die letzten Urwälder in Westecuador zu bewahren. Es ist noch nicht zu spät zum Handeln." Gemeinsam mit dem Rainforest Action Network in den USA unterstützt Rettet den Regenwald die Menschen in Intag. Schreiben Sie an den verantwortlichen Minister an folgende Adresse: Dr. Raul Baca Carlo Ministro de Energia y de Minas de Ecuador Santa Prisca 223 y 215 Quito - Ecuador Fax: 00593 2 502 092 Oder überweisen Sie Ihre Spende auf das folgende Konto: Rettet den Regenwald Kennwort "Ecuador" Sparda Bank Hamburg Kto: 600 463 BLZ: 206 905 00

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