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RegenwaldReport 03/1997

Burma: Teakdeals für Terror

Die Diktatur in Burma plündert die Regenwälder, um Waffen einzukaufen. Deutsche Firmen machen mit.

Mühsam schleppt sich der Elefant über den Holzsammelplatz. Im Schlepptau hat der Dickhäuter einen riesigen Baumstamm, frisch geschlagen im Urwald von Burma. Solche Bilder sind heute seltener geworden. Elefanten werden zunehmend ersetzt durch schwere Militärmaschinen, die die Baumriesen massenhaft aus dem Wald abtransportieren. Burmas Regenwälder, Heimat der letzten Tiger und seltener Orchideen, werden geplündert von einem Regime, dass weltweit für seine Brutalität verurteilt und von Burmas Völkern selbst als illegal bezeichnet wird. 1988 sicherte sich der SLORC (State Law and Order Restauration Council) durch ein Blutbad die Macht, Tausende von Menschen wurden dabei getötet. Die 1990 vom Volk gewählte Präsidentin Aung San Suu Kyi steht unter Arrest. Vertreter der Demokratiebewegung klagen an: "Die Menschen in Burma haben keinen Nutzen von der Abholzung ihrer Wälder. Der vom SLORC kontrollierte Holzexport ist illegal". Der Handel mit Teakholz ist für die Diktatur in Burma die zweitwichtigste Einkommensquelle, "kommt gleich nach dem Drogenhandel", berichtet der englische Journalist Damian Lewis. Auf einer geheimen Mission fand er Beweise für die grausamen Zustände in den Holzfällergebieten. Den ersten Schock bekamen die Journalisten, als sie bei Nacht und Nebel einen illegalen Holztransport an der thailändischen Grenze filmten. Der Schmuggel nach Thailand blüht - die Thais selbst haben bereits 1988 ein totales Abholzverbot verhängt. Ein wütender Soldat stürmte auf den Reporter zu und rammte ihm sein Gewehr in die Rippen. In Burma werden sogar Kinder aus den Schulen geholt und gezwungen, in der Armee zu arbeiten. Reporter Lewis zeigt ein Papier der Militärregierung. "Das Militär schickt Befehle an die Dorfältesten. Jedes Dorf muss Zwangsarbeiter zum Bäumefällen schicken. Jeder dieser Briefe endet mit kaum verhüllten Drohungen. Oft legen sie zur Verdeutlichung eine Gewehrkugel bei". Ein junger Soldat berichtet, "Dorfbewohner wurden abgeholt und gezwungen im Urwald Bäume zu fällen. Sie rannten davon und suchten etwas zu essen - aber die Soldaten nahmen sie gefangen. Sie banden sie an ein Kreuz und folterten sie. Die nicht am Kreuz starben, wurden in den Wald gebracht und erschossen." Etwa 80 Prozent des weltweit gehandelten Teakholzes kommt aus Burma. Bei ausländischen Unternehmen ist die Diktatur ein beliebter Handelspartner, nicht zuletzt weil Burma als eines der letzten Länder noch Rundholz (unverarbeitete Stämme) exportiert. Auch im Hamburger Hafen laufen Schiffe mit dem kostbaren Holz ein. 1991 wurde entdeckt, dass Schiffe, die in Hamburg Teak abladen, mit Waffen an Bord wieder nach Burma zurückfahren. Holz für unsere Segelyachten gegen Waffen für das Terror-Regime. Hamburg ist ein wichtiger Umschlagplatz für Tropenholzimporte und die meisten grossen Importeure haben ihren Sitz im norddeutschen Raum. "Die hochwertigen Qualitäten kommen nach wie vor aus Burma", bestätigt auch der Hamburger Importeur Stefan Bührich, Geschäftsführer der Firma Freudenberg. In einem Interview mit dem Holz-Zentralblatt preist er die "nachhaltige Forstwirtschaft" in dem Unrechtsstaat. Das Land hätte sich zwar seit den Unruhen 1988 "optisch stark verändert", durch staatliche Kontrolle sei jedoch "sichergestellt, dass Holz auf legale Weise zum Verkauf kommt". Mit grossem Erstaunen wird zur Kenntnis genommen, dass die Firma Freudenberg sich seit neuestem öffentlich für den Verkauf von unabhängig zertifiziertem, ökologisch und sozial verträglichem Holz einsetzt. Aber Ihre (potentiellen) Kunden wollen Taten sehen, Herr Bührich.

Interview: „Er drohte mich zu erschießen"

Der englische Journalist Damian Lewis war zwischen 1993 und 95 wiederholt in Burma, um über Menschenrechtsverletzungen zu berichten. Rettet den Regenwald sprach mit Lewis über seine jüngste Reise im Jahr 1997. Man hört immer wieder, wie schwierig es ist, über die Situation in Burma zu berichten. Wie seid Ihr überhaupt ins Land gekommen? Lewis: Wir gaben den LKW-Fahrern Geld und sie brachten uns von Thailand über die Grenze. Eine Zeit lang wurden wir auch von überlebenden Karen-Rebellen geschützt. Es gab keinerlei offizielle Kontakte, all unsere Aktionen waren sozusagen illegal. Das ist die einzige Möglichkeit, autentische Berichte zu bekommen. Konntet Ihr ungehindert filmen? Lewis: Nein, das war sehr schwierig - es sei denn man zahlte Bestechungsgelder oder war mit bewaffneten Guerillas unterwegs. An einem Stützpunkt wurde ich von einem bewaffneten Soldaten bedroht, der einen illegalen Holztransport beschützte. Er drohte mich zu erschiessen, wenn ich meinen Film nicht rausgäbe. Ich weigerte mich. Ich überlebte nur, weil ich meinen Kollegen Steve Thompson dabei hatte. Ich sagte dem Mann: "Wenn Sie hier einen Ausländer und einen Journalisten erschiessen, werden sie echte Probleme bekommen. Vergessen Sie nicht, wir sind zu zweit". Das schien ihn davon zu überzeugen, lieber nicht zu schiessen. Ein junger Soldat gab ein sehr offenes Interview. Haben die Menschen keine Angst vor Verfolgung? Lewis: Doch sicher, die Menschen hatten grosse Angst etwas zu sagen. Viele weigerten sich, Interviews zu geben. In den Dörfern herrscht ein Klima der Angst. Die Menschen fürchten das Burmesische Militär; dessen Herrschaft ist willkürlich, brutal und absolut. Die jungen Soldaten aus dem Film waren von ihren eigenen Offizieren so entsetzlich misshandelt worden, das hat sie veranlasst, vor der Kamera zu sprechen. Was hat sich seit Deiner letzten Burma-Reise vor zwei Jahren verändert? Lewis: Die Zustände haben sich noch verschlimmert. Die Kontrolle des Militärs wird immer strenger und die Methoden brutaler. Was ist Dein unvergesslichstes Erlebnis? Lewis: Die Folter-Opfer der Militärs, die ich gesehen und gefilmt habe. Das ist entsetzliche, unvorstellbare Gewalt - Mord, Vergewaltigung. Willkürliche Brutalität. Gegen Männer, Frauen und Kinder. Ich werde das niemals vergessen.

direct action

"Wir sind hier um gestohlene Güter sicherzustellen", erklärt Tim Keating dem verblüfften Möbelverkäufer. Der Manager des Geschäfts ruft sofort die Polizei. Doch Tim und seine Kollegen von Rainforest Relief lassen sich nicht beirren, sie nehmen einfach zwei Teakholz-Tische mit, als sie den Laden verlassen. Flugs verschliessen die Aktivisten von aussen die Eingangstür mit einem Fahrradschloss und ketten sich selbst daran fest. Gemeinsam mit Studenten aus Burma wollen Umweltgruppen in den USA den Teakholzhandel - die wichtigste Stütze des SLORC-Regimes - stoppen. Firmen wie Carlsberg, Pepsi, Levis wurden durch Verbraucher-Aktionen gezwungen, Burma zu boykottieren. Nur die Holzhändler scheinen keine Skrupel zu haben... Rick Spencer von der Gruppe Earthculture ist optimistisch: "Keiner will mitschuldig sein an Folter und Naturverwüstung. Wenn die Firmen sich nicht selbst umstellen, werden sie bald dichtmachen müssen."

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