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Regenwald Report 01/2011

Die Welt bewegen - mit Ihrer Hilfe

2010 war wieder ein aktives Jahr – für unsere Partner in den Ländern des Südens, für das Team von Rettet den Regenwald – und für Sie. Wie Ihre Unterschriften und Spenden geholfen haben, zeigt dieser Bericht

Rettet den Regenwald und Mit-Aktivisten demonstrieren an den Brennpunkten: In Berlin gegen E10...Rettet den Regenwald und Mit-Aktivisten demonstrieren an den Brennpunkten:
In Berlin gegen E10...

Rettet den Regenwald hat mit seinen Partnerorganisationen und Unterstützern auch im letzten Jahr viel erreicht. Mit unserem gemeinsamen Engagement waren wir in den Regenwaldländern, aber auch in Deutschland und Europa, erfolgreich. Mit Spenden von mehr als einer Million Euro haben Sie dazu beigetragen, dass wir unsere Arbeit im In- und Ausland intensivieren konnten. 206.624 Euro gingen direkt an unsere Auslands-Partner. An unseren Protest-Aktionen, gerichtet an Politiker und Konzerne, beteiligten sich 65.000 Menschen mit fast 900.000 E-Mails.

Im vergangenen Jahr richteten sich die wichtigsten Kampagnen gegen Pflanzen-Energie, die Ausbeutung der Bodenschätze, Erdölförderung und Megastaudämme.

Die Plünderung und Zerstörung der Schätze unserer Erde geht vor allem von den Industrienationen aus – deshalb konzentriert sich die Arbeit von Rettet den Regenwald nach wie vor auf die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit in Deutschland und Europa. Immer wieder haben wir die unsinnige Verwendung von Palmöl und Sojaöl angeprangert, die in unseren Heizkraftwerken und Dieselmotoren verbrannt werden. Dasselbe gilt für Zuckerrohr, aus dem Ethanol für sogenanntes „Bio“-Benzin gewonnen wird.

Bei der Europäischen Union hat Rettet den Regenwald für einige Kehrtwendungen gesorgt:

Ende Dezember wurde von der EU-Kommission erstmals öffentlich anerkannt, dass Agrosprit zu Waldrodungen führen kann und diese Probleme angemessen berücksichtigt werden müssen.

...bei Ikea gegen Palmöl...bei Ikea gegen Palmöl

Auch bei ihrer absurden Definition von Wald musste die Europäische Union zurückrudern: In einem internen Dokument sah die EU-Kommission allen Ernstes vor, Palmölplantagen zu Wäldern zu erklären.Damit wollte sie – so vermutet Rettet den Regenwald – den Import von Palmöl für Autotanks und Kraftwerke als ökologisch einwandfrei erklären. Am 10. Juni strich die EU diesen Passus komplett aus ihren „Nachhaltigkeitskriterien für Biosprit“ und erklärte stattdessen: Naturwälder, Schutz- und Feuchtgebiete sowie Torfmoore dürfen nicht für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet werden.

Die Umwandlung von Wäldern in Ölpalmplantagen wird ausdrücklich ausgeschlossen.

EU gab „Irrtum“ zu: Palmöl-Plantagen sind keine Wälder

Das ist ein klarer Erfolg unserer Aktion und der Proteste auch von vielen anderen Umweltorganisationen und Fachleuten.

Anfang Juli hat das EU-Parlament mit überwältigender Mehrheit (644 von 685 Stimmen) das Importverbot von illegalen Hölzern beschlossen. Rettet den Regenwald kämpft seit seiner Gründung gegen die Holzplünderer.

Mit einem Jahresverbrauch von 53 Millionen Tonnen war Palm- und Palmkernöl 2010 das am meisten konsumierte Pflanzenöl der Welt – vor Soja- und Rapsöl.

Die Ausbreitung der industriellen Palmölplantagen in Südostasien ist weiterhin die Hauptursache für die Zerstörung der Regenwälder, der Artenvielfalt und der Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen. Aber auch im Kongobecken, in Westafrika und Lateinamerika bedroht Palmöl Mensch, Natur und Klima. Inzwischen wachsen industrielle Ölpalm-Monokulturen weltweit auf etwa 16 Millionen Hektar. Finanziert wird der Palmölboom seit Jahren von der Weltbank und anderen internationalen Banken.

Nachdem die Weltbank im August 2009 auf Druck von Umweltschützern und indonesischen Kleinbauern die Finanzierung der Palmölindustrie komplett ausgesetzt hatte, kündigte sie ein Jahr später an, wieder einzusteigen in dieses Geschäft, diesmal mit der Förderung von zertifiziertem,  nachhaltigem Palmöl. Doch nachhaltiges Palmöl gibt es nicht. An unseren beiden Protestaktionen an Weltbankpräsident  Zoellik im Mai und September haben sich 26.000 Menschen beteiligt.

Ende August wurde der Verein von der Weltbank zu einem Konsultationstreffen zur Palmölstrategie nach Frankfurt eingeladen. Zusammen mit anderen Umwelt- und  Sozialorganisationen konnten wir klarmachen, dass der Entwurf der Palmölstrategie völlig unzureichend und die erneute Finanzierung inakzeptabel ist. Die Bank sagte daraufhin zu, die Strategie komplett zu überarbeiten.

Im September 2010 haben Global Film Hamburg und Rettet den Regenwald die Verbrechen des weltgrößten Palmölkonzerns Wilmar Int. dokumentiert – um sie den Weltbank-Strategen zu präsentieren. Die 12-minütige Filmreportage beweist, wie Wilmar trotz Zertifizierung Menschenrechte und Naturschutz auf Sumatra und Borneo mit Füßen tritt.

Zu den größten Palmölverbrauchern gehören Multis wie Unilever (mit Marken wie Dove, Rama, Sunil), Nestlé, Henkel usw. Aber auch die Biohersteller mischen kräftig mit im Palmölgeschäft.

Rettet den Regenwald hat über 500 verschiedene Bio-Produkte und -Marken in einer Liste veröffentlicht, die sogenanntes Biopalmöl enthalten. Die meisten der Hersteller kaufen diesen Rohstoff bei der kolumbianischen Daabon-Gruppe; Kolumbien ist der zweitgrößte Palmöllieferant Deutschlands. Daabon wirbt mit gleich elf verschiedenen „Bio“- und „Fairtrade“- Siegeln, doch nach Recherchen von Rettet den Regenwald sind sowohl die ökologische als auch die soziale Verantwortung der Firmengruppe katastrophal. Unsere Protestaktion mit fast 12.000 Unterschriften richtete sich an die „Bio“-Produzenten Allos, Alnatura, Rapunzel und The Body Shop. Diese Kosmetikkette hat nach eigenen Angaben im September Konsequenzen gezogen und die Geschäftsbeziehungen
mit Daabon beendet.

Etwa die Hälfte des nach Deutschland importierten Palmöls wird in den rund 1.400 Pflanzenöl-Blockheizkraftwerken verfeuert, um im Rahmen des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) Heizwärme und Strom zu erzeugen.

Immer wieder fordern wir die deutsche Politik auf, sämtliche im EEG verankerten Vergütungen und Boni für Strom aus Biomasse zu streichen. 

Der Regenwald-Schutz beginnt in Europa: Zuerst müssen wir handeln

Sie haben den Palmöl-Boom für BHKW erst hervorgerufen (2009 waren es 346.000 Tonnen). Doch während sich unsere Gesetzgeber schwer tun mit dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten in Übersee, hat die Diakonie in Kork ein Zeichen gesetzt: Sie verbrennt in ihrem BHKW jetzt Rapsöl statt Palmöl. „Wir haben Ihre Hinweise verstanden“, schrieb uns der Vorstandsvorsitzende Joachim Walter nach der Protestaktion von Rettet den Regenwald mit 8.500 Unterschriften.

Sie kämpfen gegen skrupellose Konzerne, Politiker und korrupte Beamte – mit nur einem Ziel: Die Menschen in den Regenwaldländern wollen die artenreiche Natur ihrer Heimat bewahren. Denn sie ist ihre Lebensgrundlage und die ihrer Kinder. Dafür setzen die Bauern, Umweltschützer und Menschenrechtler oft alles aufs Spiel; denn sie werden bedroht, verletzt, vetrieben, enteignet, verhaftet und sogar ermordet, wenn sie für ihre Rechte kämpfen. Das haben wir bei unseren Projekt-Besuchen und über den regelmäßigen E-Mail-Austausch immer wieder erfahren. Mit unseren Aktionen, auch über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter, unterstützen wir die Regenwaldkämpfer und machen ihnen Mut –   letztendlich kämpfen sie auch für unsere  Lebensgrundlage. Über die Hintergründe der Gewalt gegen Menschen und Natur informieren wir regelmäßig außerdem die Medien im In- und Ausland.

2010 hat Rettet den Regenwald Partner in folgenden Ländern unterstützt: Argentinien, Chile, Brasilien, Mexiko, Paraguay, Ecuador, Costa Rica, Kolumbien, Bolivien, Indonesien, Papua-Neuguinea, Philippinen, Indien, Kenia, Madagaskar, Liberia,Hawaii/USA.

 

Unsere Partner-Organisationen haben viel erreicht

– hier ein paar Beispiele. Auf der Weltkarte sehen Sie alle Länder, in denen wir 2010 aktiv waren: Weltkarte

 

Indonesien

Im größten Archipel der Welt gibt es viele Brennpunkte – verursacht vor allem durch die Palmölindustrie, Holz und Bergbaukonzerne.

Regenwald auf Borneo: Udin von SOBRegenwald auf Borneo:
Udin von SOB

Auf Borneo sind unsere Partner von Save our Borneo (SOB) und Walhi Kalbar aktiv. SOB ist es gelungen, 30 Palmölfirmen in
der Provinz Zentralkalimantan zu stoppen. Walhi Kalbar ist mit seiner „Roadshow“ (Filme und Broschüren) vor allem entlang der indonesisch-malaysischen Grenze unterwegs, um die entlegenen Dörfer über das Vorgehen der Holz- und Palmölkonzerne zu informieren. Fast 20 Dörfer haben die Aktivisten bereits gewappnet. Aufklärung ist die effektivste Waffe im Kampf gegen Konzerne und korrupte Beamte. Die Umweltschützer sind mit Kameras und GPSGerät unterwegs, um illegale Abholzung und Plantagenbau zu dokumentieren; manchmal sogar aus der Luft. Sie informieren die Medien, Politiker und natürlich die Bevölkerung regelmäßig über die gesetzlosen Taten der Palmölindustrie. Noch ist Kalimantan zu zwei Dritteln bewaldet – das ist auch unseren Partnern zu verdanken. Wir werden sie weiter in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.


Ein großer Erfolg war die Freisprechung von Muhammad Rusdi auf Sumatra. Der Bürgermeister des Dorfes Karang Mendapo wurde im Revisionsverfahren komplett entlastet; der Multi-Konzern Sinar Mas hatte ihn verleumdet und verhaften lassen. Rusdis Anwälte wurden mit unseren Spendengeldern engagiert.
Rusdi, führender Kopf hinter der Bauernbewegung gegen die Palmölkonzerne, wird weiterkämpfen.

Goldbergbau zerstört Sulawesis WälderGoldbergbau zerstört Sulawesis
Wälder

Der Partner von Rettet den Regenwald auf Sumatra ist Feri Irawan. Auf seine Initiative hat Rettet den Regenwald z. B. die Ausbildung, Ausrüstung und Arbeit von zwei amtlich anerkannten Kartografen finanziert. Sie erstellen Landkarten für die Gemeinden, die damit ihren Grund- und Waldbesitz dokumentieren können – ein wirksames Papier gegen illegalen Landraub.

Auf der Insel Sulawesi hat Rettet den Regenwald seit Ende 2010 einen neuen Partner: das Netzwerk Jatam, das eine Studie und Aktionen gegen den Gold- Bergbau in einer der artenreichsten Landschaften begonnen hat.

 

 

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Mexiko

In Mexiko konnte der Bau einer Landstraße zwischen Palenque und San Cristobal de las Casas durch Indianer- Gebiet verhindert werden. Außerdem wurden mehrere Bergwerke in der Stadt San Cristobal de las Casas gestoppt.

Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald druckt die Menschenrechtsorganisation „Maderas del Pueblo del Sureste“ Broschüren und Info-Blätter, startet Online-Protestaktionen und veranstaltet Workshops, um die Bevölkerung im Bundesstaat Chiapas über die Ausbreitung der Palmölplantagen zu informieren – und auch darüber, welche Rechte die betroffenen Menschen haben.

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Costa Rica

In Costa Rica gelang es einem Netzwerk aus Umweltorganisationen und sozialen Gruppen, das seit Jahren umstrittene Goldbergwerk in Crucitas endgültig zu stoppen – und zwar mit gerichtlicher Unterstützung: Am 24. November 2010 hat das zuständige Verwaltungsgericht die Minenkonzession der kanadischen Bergbaufirma Infinito Gold für null und nichtig erklärt. Damit gab die Justiz den Klagen von Umweltschützern in vollem Umfang recht.

Zuvor hatte die Regierung mit einer Reform bereits den Tagebau von Metallerzen verboten – die Mine im ökologisch fragilen Crucitas war aber zunächst ausgenommen. Rettet den Regenwald unterstützt die Anti-Minen-Bewegung in Costa Rica seit 1997. Der jetzige Erfolg ist auch ein Ergebnis dieser langen Zusammenarbeit.

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Bolivien

Sie haben die Straße vorerst gestopptSie haben die Straße vorerst
gestoppt

In Bolivien hat die Regierung von Evo Morales nach massiven Protesten ein verheerendes Straßenbauprojekt zunächst für ein Jahr gestoppt – und mit den Umweltgruppen einen Dialog begonnen. Die Straße sollte durch den Nationalpark Isiboro-Secure führen, der gleichzeitig das anerkannte Land von drei Indianervölkern ist. Straßen dieser Art sind die Einfallstore von Landspekulanten, Kokahändlern, Ölkonzernen, Bergbaugesellschaften, Holzfirmen und der Agrarindustrie. Rettet den Regenwald hat die Bolivianer mit fast 14.000 Protestmails unterstützt.

 

 

 

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Kolumbien

Geschütztes GemeindegebietGeschütztes Gemeindegebiet

Kolumbien wird seit mehr als 40 Jahren vom bewaffneten Konflikt erschüttert – deshalb hat die Menschenrechtsorganisation Justicia y Paz lokale Friedens- und Biodiversitätszonen eingerichtet; zum Schutz der lokalen Bevölkerung und der Naturschätze. 62 solcher Reservate sind geplant, unter anderem in den Einzugsgebieten der Flüsse Jiguamiandó und Curvaradó im Choco, des Naya-Flusses im Departement Valle del Cauca und die Gebiete von Meta und Putumayo. 20 Biodiversitätszonen gibt es bereits – fünf von ihnen wurden von Rettet den Regenwald gefördert.

 

 

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Brasilien

Weltweit kämpfen Umweltschützer mit Protest-Mails gegen den Megastaudamm Belo Monte: 604.317 Unterschriften sind zusammengekommen, 69.000 davon hat Rettet den Regenwald gesammelt. Sie wurden an die neue Präsidentin übergeben.

 

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Paraguay

In Paraguay konnte Rettet den Regenwald zum Kauf von weiteren 2.000 Hektar Tropenwald beitragen; die artenreiche Natur und die dort lebenden Ayoreo haben dadurch mittlerweile Urkunden über 15.000 Hektar Chaco-Wald.

 

 

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