Ecuador: Die Sápara erhalten 251.503 Hektar Regenwald zurück

Luftaufnahme aus einem Kleinflugzeug auf den Regenwald der Sápara Das offiziell anerkannte Territorium der Sápara ist eineinhalb so groß wie das Saarland (© NASE)

01.04.2022

2021 standen die indigenen Sápara in Ecuador kurz davor, 70 % ihres Territoriums an Betrüger zu verlieren. Diese hatten sich mit Unterstützung der Behörden das Land überschreiben lassen, um einem chinesischen Ölkonzern die Erdölförderung zu ermöglichen. Mit Unterstützung von Rettet den Regenwald haben die Sápara nun nach monatelangem Rechtsstreit die Besitztitel für ihren Regenwald zurückerlangt.

Die Sápara sind eine der bedrohten indigenen Minderheiten im Amazonasgebiet von Ecuador. Seit dem Jahr 2009 besitzen sie über ihre Vereinigung Nacionalidad Sápara de Pastaza Ecuador (NASE) ein offiziell anerkanntes und demarkiertes 376.300 Hektar großes Territorium im Regenwald der Provinz Pastaza.

Allerdings lagert unter den Urwaldbäumen Erdöl, auf das es die ecuadorianische Regierung und internationale Ölkonzerne abgesehen haben. Über die Köpfe der Einwohnern:innen hinweg, hat das Erdölministerium weite Teile des Amazonasregenwalds in Erdölkonzessionen aufgeteilt und nach und nach an Firmen aus aller Welt zur Ausbeutung versteigert.

Auf das Territorium der Sápara entfallen die Ölkonzessionsblöcke 79 und 83, die bereits in der 11. Ausschreibungsrunde für Erdöl im Jahr 2012 unter dem damaligen Präsidenten Rafael Correa versteigert wurden. Correa versprach dem südamerikanischen Land ein "neues Ölzeitalter" und setzte auf sprudelnde Einnahmen durch die Förderung und den Export von Erdöl.

Den Zuschlag für die Konzessionen auf dem Land der Sápara erhielt das chinesische Unternehmen Andes Petroleum Ecuador Ltd., das sich im Besitz der staatlichen Ölkonzerne China National Petroleum Corporation (CNPC) und China Petrochemical Corporation (SINOPEC) befindet.

Sápara lehnen die Ölförderung ab

Um die notwendige Zustimmung der Indigenen als rechtmäßige Eigentümer der betroffenen Landflächen zu erhalten, setzte das Erdölministerium auf hohe Geldangebote. Den Führern der Sápara wurden demnach Millionen US-Dollar als Gegenleistung für ihre Zustimmung zu den Ölgeschäften in ihrem Gebiet angeboten, sobald diese begonnen hätten.

"Das Erdölministerium hatte nicht damit gerechnet, dass sich die indigenen Einwohner in den Dörfern im Regenwald mit aller Kraft gegen die geplante Invasion durch die Erdölindustrie wehren würden", berichtet uns Felipe Bonilla von der Umweltorganisation Acción Ecológica aus Quito, die die Sápara unterstützt.

So konnte Andes Petroleum bis heute nicht in den Regenwald der Sápara vorrücken. Die Indigenen wollen keinen Dialog über dieses Thema, weder mit den Ölgesellschaften noch mit dem Staat.

Landraub soll der Ölindustrie den Zugang ermöglichen

Und so ersann sich offenbar – soweit sich die Ereignisse rekonstruieren lassen - eine Gruppe von Personen im Zusammenspiel mit Funktionären des Landwirtschaftsministeriums einen skrupellosen Plan: Sie gründeten eine Vereinigung, die vorgab, die Interessen der Sápara zu vertreten und der angeblich rechtmäßige Eigentümer von 251.503 Hektar des angestammten Lands der Sápara zu sein.

Klammheimlich gab im Februar 2020 das Ministerium dem Ansinnen statt und „korrigierte die Namen der Eigentümer" in den Grundbuchakten von 2009, um sie der Vereinigung zu überschreiben. Um auch vor Ort in den Dörfern der Sápara Unterstützung zu gewinnen, boten die Leute Grundstücke in der Stadt an und versuchten, die Verwaltung sozialer und staatlicher Programme zu übernehmen, von denen die Sápara profitieren.

Aufgeflogen ist der Betrug erst ein Jahr später, nachdem die Führung der NASE, also der rechtmäßigen Vereinigung der Sápara, Schwierigkeiten hatte, die Leitung der Organisation turnusgemäß offiziell zu registrieren, wofür ein Gerichtsbeschluss erforderlich war. Im Mai 2021 versetzte Nema Grefa, die gewählte Vorsitzende der NASE, die Nachricht, dass das Territorium an eine illegale Vereinigung übertragen wurde, die sich aus Menschen zusammensetzt, die außerhalb des Territoriums leben, einen schweren Schock.

Sápara verklagen den ecuadorianischen Staat

Der NASE blieb nichts anderes übrig, als rechtliche Schritte gegen das Landwirtschaftsministerium wegen der Verletzung der verfassungsmäßigen Rechte der indigenen Völker und Nationalitäten einzuleiten. Die Verfassung Ecuadors schreibt fest, dass die indigenen Territorien „unabänderlich, unveräußerlich, unpfändbar und unteilbar“ sind. Auch das international den indigenen Völkern verbriefte „Recht auf freie, vorherige und informierte Konsultation und Zustimmung“ hatte der Staat nicht respektiert.

Am 18. Oktober 2021 gab ein Gericht in Puyo der Verfassungsklage statt und übertrug das umstrittene Gebiet an die Sápara zurück. Aufgrund rechtlicher und verwaltungstechnischer Lücken musste die NASE jedoch wiederholt die Berichtigung der Eigentumsverhältnisse beantragen, so dass erst jetzt, Monate später, das Gebiet wieder endgültig auf ihren Namen eingetragen ist.

Rettet den Regenwald e.V. unterstützt die NASE seit 2021 bei der Verteidigung ihres Territoriums. Mit unseren Spendengeldern konnten die Sápara zahlreiche Treffen durchführen, sich organisieren und ihre Vereinigung stärken, die Verhandlungen durchführen sowie Fahrt- und Reisekosten für die Verfahren bezahlen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel „Widerstand der Sápara“ aus dem Regenwald Report Nr. 3/2021.


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