Der Regenwald weint über den Tod von Sarapo Kaapor

Porträtfoto des indigenen Sarapo Kaapor mit Federschmuck Foto von Sarapo Kaapor (© Andrew Johnson) Indigene Ka'apor  - Kinder, Frauen und Männer - fassen sich an den Händen und bilden einen Kreis im Regenwald © Poema/Johann Graf Collage Kaapor - Sarapo vive Plakate des indigenen Rates der Kaapor TUXA TA PAME (© TUXA TA PAME)

26.05.2022

In Brasilien ist der Indigenenführer Sarapo vom Volk der Kaapor gestorben. Die Ursachen und Umstände seines Todes sind ungeklärt. Die Kaapor befürchten, dass ihr Führer vergiftet wurde. Sie fordern von den staatlichen Behörden die Aufklärung der Todesursache.

“Sarapo Kaapor konnte dem Druck und den Drohungen der Aggressoren in der Region nicht standhalten”, schreiben uns die Indigenen im Namen ihres indigenen Rates TUXA TA PAME.

Am 14. Mai 2022 ist Sarapo Kaapor im Alter von 45 Jahren verstorben. Er lebte in einem Schutzgebiet, das Bergbauunternehmen für den Abbau von Gold zerstören wollen. Sarapo war der führende Waldschützer in der Region und führte den Widerstand gegen den Bergbau an. Er wurde deshalb verfolgt und bedroht.

Die Kaapor haben die ungeklärten Umstände seines Todes den brasilianischen Behörden gemeldet und fordern zusammen mit der Organisation für Menschenrechte im Bundesstaat Maranhao (Sociedade Maranhense de Direitos Humanos – SMDH) das Ministerium für öffentliche Sicherheit auf, seinen Körper zu exhumieren, um die genaue Todesursache durch Gerichtsmediziner feststellen zu lassen.

„Wir befürchten, dass einflussreiche Leute Auftragskiller dafür bezahlt haben, Sarapo zu vergiften“, schreiben die Kaapor. „Wir sind von Goldsuchern und Bergbauunternehmen umgeben und werden von ihnen unter Druck gesetzt.“

Sarapo war als Chef der Selbstverteidigungsgarde der Kaapor sehr gefährdet und wurde verfolgt. Zusammen mit drei weiteren Kaapor-Führern befand er sich in einem staatlichen Schutzprogramm für bedrohte Menschen in Brasilien. Zuletzt war er im Januar 2022 von Holzfällern umzingelt und mit dem Tode bedroht worden.

„Wir verfolgen alles, was hier geschieht, und wir wollen Gerechtigkeit“, so die Kaapor. Zwischen dem 13. bis 15. Juni 2022 werden sie eine Wallfahrt für den Wald und den Widerstand gegen den Bergbau durchführen.

Rettet den Regenwald e.V. unterstützt die Forderungen der Kaapor und fordert die brasilianischen Behörden auf, unverzüglich zu handeln. Die Umstände des Todes von Sarapo Kaapor müssen aufgeklärt werden, ebenso alle anderen Verbrechen – Überfälle und Morde - an den Indigenen. Die Täter und deren Hintermänner müssen ermittelt und verurteilt werden. Und die Einwohner und ihr Territorium müssen vor weiteren Bedrohungen und Übergriffen effektiv geschützt werden.

 

Die Einwohner sind stark bedroht und extremer Gewalt ausgesetzt

Seit 2015 wurden zwei Dörfer der Kaapor von Holzfällern überfallen. Insgesamt 15 Indigene wurden in den vergangenen Jahren im Rahmen von Aggressionen gegen das Territorium ermordet. Keines der Verbrechen wurde von den brasilianischen Behörden aufgeklärt und bis heute nicht ein einziger Täter bestraft.

All das passiert vor den Augen von staatlichen Funktionären und den brasilianischen Behörden, die weitgehend inaktiv sind und die Klagen und Forderungen der Ureinwohner ignorieren. Viele Beamte und Politiker sind zudem korrupt und in die Aktivitäten verstrickt.

Die brasilianischen Behörden haben auf Tausenden Hektar Land mehrere Bergbaukonzessionen zum Abbau von Gold an Firmen vergeben. Die Minenkonzessionen befinden sich direkt an der Grenze und zum Teil sogar innerhalb des indigenen Territoriums.

Die Kaapor verteidigen ihr Schutzgebiet

Die etwa 1.800 Kaapor sind eines der insgesamt über 300 indigenen Völker Brasiliens. Sie leben heutzutage in ihrem staatlich anerkannten und demarkierten Territorium Alto Turiaçu im brasilianischen Bundesstaat Maranhão. Das 531.000 Hektar große Urwaldgebiet – das entspricht der doppelten Fläche des Saarlandes - ragt wie eine grüne Insel aus einem Meer der Zerstörung hervor.

Mit ihrer Lebensweise haben die Kaapor bis heute ihr Territorium gegen illegale Eindringlinge und Plünderer erhalten und verteidigen den Urwald gegen die Abholzung. Bis an den Rand des Schutzgebiets haben Holz- und Bergbaufirmen, Viehzüchter, Großgrundbesitzer und Landspekulanten den Regenwald schon fast komplett gerodet und machen inzwischen nicht einmal mehr vor dessen Grenzen Halt. Dabei ist das bestehende Schutzgebiet nur der Rest eines ursprünglich viel größeren Territoriums, das den Kaapor in den vergangenen Jahrzehnten bereits geraubt wurde.

Dort, im Nordosten des südamerikanischen Landes, geht der Amazonasregenwald langsam in die tropischen Savannen des Cerrado über. Die besonderen Bedingungen bieten den Lebensraum für eine enorme Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Einige Arten wie der kritisch bedrohte Kaapori-Kapuzineraffe (Cebus kaapori) und der bedrohte schwarze Saki (Chiropotes satanas) haben in Alto Turiaçu einen ihrer letzten Lebensräume.

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