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Ein Faultier hängt an einem Baum
Entschleunigung und das Leben genießen. Ein Zweifingerfaultier hängt in einem Baum (© flickr)
Ein Faultier hängt an einem Ast
Die langen Krallen geben dem Faultier perfekten Halt (© Ronald Kötz)
Im Baum hat es sich ein Dreifingerfaultier gemütlich gemacht.
Ein Dreifingerfaultier hat es sich gemütlich gemacht. Ein paar Algen-Snacks hat es dabei (© Jenna Kulp)
Kragenfaultier auf dem Boden
Ein Kragenfaultier beim seltenen Bodenkontakt. Dort kommt es nur mühsam voran (© Luciana Verissimo/Aruá Observação de Aves e Natureza)
Zweifinger-Faultier im Yasuni
Zweifinger-Faultier im Yasuni Nationalpark in Ecuador (© Lucas Bustamante)

Faultier? Eher Weltmeister im Energiesparen!


Sie hängen im dichten Grün der Baumkronen – und wenn sie sich bewegen, dann höchstens in Zeitlupe. Deshalb nennen wir sie Faultiere, was wirklich unpassend ist. Denn diese haarigen Geschöpfe sind in ihrer Langsamkeit perfekt an ihren Lebensraum angepasst. 

Faultiere leben in den Regenwäldern Lateinamerikas – und bekannterweise sind tropische Regenwälder recht arm an Nährstoffen. Denn ob Blätter, Zweige oder Beeren: Im feucht-warmen Klima des Tropenwaldes wird alles sofort von Kleinstlebewesen zersetzt. Nahrhafter Humus kann sich gar nicht erst bilden – Nährstoffe sind im Regenwald deshalb Mangelware. Außerdem wäscht der ständige Regen die Böden aus.

Daher lebt ein Faultier auf Sparflamme – sein Stoffwechsel arbeitet wesentlich langsamer als bei anderen gleichgroßen Säugetieren. So füllen die Blätter, Knospen und Zweige, von denen es sich ernährt, ziemlich lang seinen Magen. Außerdem steigt seine Körpertemperatur auf höchstens 33 Grad. So spart das Faultier kostbare Energie. Nur, wenn es mal muss, steigt es unbeholfen vom Baum – einmal in der Woche. Ansonsten gilt: Abhängen.

Im Baum hat es sich ein Dreifingerfaultier gemütlich gemacht.
Ein Dreifingerfaultier hat es sich gemütlich gemacht. Ein paar Algen-Snacks hat es dabei (© Jenna Kulp)

Damit sie nicht vom Baum fallen, besitzen Faultiere perfekte „Haken“– ihre etwa zehn Zentimeter langen Krallen. Das Zweifingerfaultier hat zwei Krallen an den Vorderfüßen, das Dreifingerfaultier drei Krallen. An den etwas kürzeren Hinterbeinen besitzen beide jeweils drei Krallen. 
So klammern sie sich mit allen Vieren an dicke Äste, Rücken nach unten, Gesicht nach oben – wie eine lebende Hängematte.

In der langsträhnigen Mähne eines Faultieres fühlen sich diverse Untermieter zu Hause: Algen, Motten, Milben, Zecken, Käfer und sogar Nachtfalter leben mit und von dem Faultier. Bisher dachten Experten, die Grünalgen im Fell würde das Faultier ausschließlich zur Tarnung nutzen. Doch als Wissenschaftler der Universität Wisconsin-Madison Anfang 2014 im Regenwald von Costa Rica ein Dreifingerfaultier untersuchten, stellten sie fest, dass die energiereichen Algen vor allem eine willkommene Zusatznahrung sind. 

Gewusst?

  • Schon vor 30 Millionen Jahren lebten Faultiere von Alaska bis zur Spitze Südamerikas: Riesenfaultiere, größer und schwerer als Grizzlybären. Sie starben am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren aus.
  • Riesenfaultiere waren keine reinen Vegetarier, so wie ihre heutigen Nachfahren. Das fand ein Experten-Team der Universität Montpellier 2021 heraus: Erhaltene Fellreste eines Riesenfaultiers Mylodon darwinii offenbarten, dass diese Art auch Fleisch fraß, zumindest Aas. Auch Insekten wie Raupen oder Ameisen oder Vogeleier könnten auf dem Speiseplan gestanden haben.
  • Heute bewohnen nur noch sechs Faultier-Arten die Erde: vier Arten von Dreifingerfaultieren und zwei Arten von Zweifingerfaultieren. Sie sind deutlich kleiner und leichter als ihre riesigen Vorfahren.

Abholzung, Klimawandel – ihr Überleben wird schwerer

Gegen Raubkatzen, Greifvögel und Schlangen kann sich das Faultier auf seinem Baum durch kräftige Klauenhiebe ganz gut wehren. Gegen den Menschen ist der Erfinder der Langsamkeit jedoch machtlos. Faultiere sind auf Bäume in gesunden Wäldern angewiesen. Durch die Abholzung der Regenwälder verlieren sie ihren Lebensraum.

Außerdem: Wegen des Klimawandels könnten die Zweifingerfaultiere in höher gelegenen Regionen bis 2100 ausgestorben sein. Davor warnte im Herbst 2024 ein Forschungsteam um die britische Zoologin Rebecca Cliffe. Wenn es wärmer wird, brauchen Faultiere mehr Kalorien. Sie können aber nicht mehr fressen, da ihr Stoffwechsel so langsam arbeitet. Außerdem können sie ihre Temperatur nicht regulieren, beispielsweise durch Schwitzen. Die Faultiere im Tiefland jedoch haben sich bereits an höhere Temperaturen angepasst und fallen in eine Art Sommerschlaf.

Die meisten Faultierarten sind laut Roter Liste noch nicht bedroht. Mit Ausnahme des Kragenfaultiers, das nur einen schmalen Streifen des Atlantischen Küstenregenwaldes im Osten Brasiliens bewohnt. 

Kragenfaultier auf dem Boden
Ein Kragenfaultier beim seltenen Bodenkontakt. Dort kommt es nur mühsam voran (© Luciana Verissimo/Aruá Observação de Aves e Natureza)

Dort leiden nicht nur die Tiere unter der Zerstörung ihres Lebensraumes. Sondern auch die Menschen, wie die indigenen Pataxó, die Rettet den Regenwald im Widerstand gegen Agrarkonzerne unterstützt.

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