Keinen Regenwald in den Tank!

ENI abgebrannter Regenwald und Feuer Palmöl-Kraftstoff: Für den Anbau von Ölpalmen werden die Regenwälder abgeholzt und niedergebrannt (© Feri Irawan / Montage Rettet den Regenwald)
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Der italienische Energiekonzern ENI verkauft einen neuen Palmöl-Kraftstoff. Diesel+ heißt das Gemisch mit 15% Palmöl. Seit Mitte Januar steht es an den Zapfsäulen der 3.500 Tankstellen von ENI bereit. Importiert wird das tropische Pflanzenöl aus Südostasien. Dort ist die Plantagenindustrie der Hauptverursacher der Regenwaldrodung.

News und Updates Appell

An: Italienische Regierung und die Konzernführung von ENI, Emma Marcegaglia, Vorstandsvorsitzende, und Claudio Descalzi, CEO von ENI

„Sofort stoppen: ENIs neuer Dieselkraftstoff mit 15% Palmöl bedroht die Regenwälder“

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ENI sieht sich mit seinem neuen Palmöl-Kraftstoff Diesel+ „an der Spitze der Innovationen“Die Hauptbestandteile des Gemischs: Ca. 85% fossiles Erdöl und 15% hydriertes Palmöl.

Produziert wird der Palmöl-Kraftstoff in Marghera bei Venedig. Dort hat ENI eine Erdölindustrie zur Biospritraffinerie umgebaut. Im Hafen laufen die Tankschiffe ein, die das Palmöl aus Südostasien liefern. Und auf Sizilien (Standort Gela) errichtet ENI derzeit eine zweite „grüne Raffinerie“.

Zusammen werden beide Anlagen pro Jahr 710.000 Tonnen Pflanzenöl verarbeiten, um daraus 530.000 Tonnen Biosprit herzustellen, so ENI.

Die Plantagenindustrie ist nach Untersuchungen von Umweltorganisationen der Hauptverursacher der Regenwaldabholzung in Südostasien. Zum Anbau von Ölpalmen werden immer neue Monokulturen in die Wälder geschlagen und die Vegetation wird niedergebrannt. Nicht nur bedrohte Tiere und Pflanzen müssen dafür weichen, auch die Menschen verlieren oft ihr angestammtes Land und ihre Lebensgrundlagen.

Biodiesel aus Palmöl verursacht dabei drei Mal so hohe klimaschädliche Emissionen wie Diesel aus Erdöl, warnen von der EU-Kommission beauftragte Studien

Das von ENI in Nigeria geförderte Erdöl hat ebenso eine katastrophale Umweltbilanz. 349 Ölverseuchungen verursachte ENI im Mündungsbereich des Niger allein im Jahr 2014, schreibt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Der Biospritverbrauch in Italien belief sich auf 1,2 Millionen Tonnen 2014, davon 1,2 Mio. t Biodiesel und 11.700 t Ethanol. Palmöl ist mit 570.000 t (47%) der Hauptrohstoff für Biodiesel, gefolgt von Rapsöl (27%).

In Deutschland betreibt ENI 400 AGIP-Tankstellen. Der italienische Staat hält 30% der Anteile von ENI. Bitte fordern Sie ENI und die italienische Regierung auf, die Produktion von Biosprit aus Palmöl unverzüglich einzustellen.

Hinter­gründe

Im Jahr 2014 wurden nach Angaben von ENI in Venedig 144.000 Tonnen Palmöl zu hydriertem Palmöl umgewandelt, das dem fossilen Dieselkraftstoff beigemischt wird. Ab 2017 sollen bereits 560.000 Tonnen Palmöl pro Jahr verarbeitet werden, um daraus 420.000 Tonnen/Jahr Biosprit herzustellen. Und mit der Fertigstellung von ENIs in Bau befindlicher Biosprit-Raffinerie auf Sizilien (Standort Gela) soll der Pflanzenölverbrauch sogar auf insgesamt 710.000 Tonnen pro Jahr steigen, um daraus 530.000 Tonnen Biosprit zu erzeugen.

Italien führt etwa 1,8 Millionen Tonnen Palmöl pro Jahr (2014) ein und nimmt damit nach den Niederlanden mit 2,3 Millionen Tonnen den zweiten Platz in der EU ein.

ENIs Argumente und die Meinung von Rettet den Regenwald

Eine ausführliche schriftliche Anfrage von Rettet den Regenwald per E-mail an die zuständigen Firmenmitarbeiter hat ENI nicht beantwortet.

ENI wirbt damit, dass der "neue Kraftstoff Diesel+ nachhaltig" sei.

Rettet den Regenwald: Ein Kraftstoff, der zu 85% aus fossilem Erdöl besteht, kann per Definition nicht nachhaltig sein. Erdöl ist kein Rohstoff, der nachwächst oder sich wieder regeneriert. Palmöl, das in den tropischen Regenwaldgebieten der Erde produziert wird, kann ebensowenig als umweltfreundlich oder grün bezeichnet werden. Die Plantagenindustrie ist die Hauptursache der Regenwaldabholzung in Südostasien.

Eni schreibt, Palmöl würde heutzutage bereits allgemein für die Herstellung von Biosprit benutzt, um die Anforderungen der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU zu erfüllen. Bisher hätte der Konzern eine Million Tonnen Biosprit von anderen Herstellern auf dem europäischen Markt gekauft. Aufgrund der „exzellenten Eigenschaften seines grünen Diesels“ müsste ENI nun weniger Biosprit dem fossilen Kraftstoff beifügen. Damit würde ENI den Palmölverbrauch um 15% senken.

Rettet den Regenwald: Die EU Gesetze schreiben vor, dass die im Verkehr eingesetzte Energie bis 2020 einen Anteil von bis zu 7 Prozent Biosprit enthalten muss. Es gibt allerdings keinerlei Pflicht, Palmöl beizumischen. ENI versucht zudem den Eindruck zu erwecken, dass alle Biosprithersteller in Europa Palmöl als Rohstoff verwenden.

Fakt ist: Nach Fachstudien stand in der EU im Jahr 2015 Rapsöl mit 5,97 Mio. t (54%) an erster Stelle für die Biospritproduktion, gefolgt von Recyclingölen (wie z.B. ausgediente Frittieröle aus der Gastronomie) mit 1,65 Mio. t (14,9%) und erst an dritter Stelle folgt Palmöl mit 1,63 Mio. t (14,7%). Und die von ENI behauptete Palmöl-Einsparung von 15 % bezieht sich auf den Energieinhalt von hydrierten Palmöl im Vergleich zu Biodiesel (FAME). Die Einsparung im Palmölverbrauch ist damit nicht real und ein Rechentrick

ENIs Palmöleinsatz hat daher vermutlich rein wirtschaftliche Gründe: Palmöl ist billiger als andere Pflanzenöle und kann kostengünstig in großen Mengen per Schiff aus Südostasien angeliefert werden.

ENI schreibt, dass der Rohstoff für die Biospritproduktion zunächst Palmöl sei. In einer zweiten Phase sollen auch Tierfette, gebrauchte Öle und Öle von Algen sowie verschiedene Arten von Biomasse eingesetzt werden.

Rettet den Regenwald: ENI versucht den Einsatz von Palmöl kleinzureden und verweist auf die Zukunft, ohne konkrete Mengen- und Zeitangaben zu machen. Fakt ist, dass ENI allein im Jahr 2014 144.000 Tonnen Palmöl zu hydriertem Palmöl umgewandelt hat und der Bedarf der beiden Biospritrafffinerien auf 710.000 Tonnen Pflanzenöl im Jahr 2017 steigen soll. Welchen Anteil daran andere Rohstoffe haben werden, lässt ENI völlig offen. Nur eins scheint sicher: Palmöl wird auch zukünftig der Hauptrohstoff bei ENI sein.

ENI führt an, das Palmöl sei nach europäischen Standards zertifiziert. Diese sollen unter anderem gewährleisten, dass Land mit hoher Artenvielfalt und hoher Kapazität zur Kohlenstoffspeicherung nicht zerstört sowie Menschen- und Landrechte eingehalten werden.

Rettet den Regenwald: Die EU schreibt die Zertifizierung der eingesetzten Rohstoffe verbindlich vor und hat dazu mittlerweile 19 verschiedene Label anerkannt. Ob diese freiwilligen Regelwerke in der Praxis wirklich ausreichen und eingehalten werden, um die Regenwaldabholzung oder die Anlage von Ölpalmplantagen auf dem angestammten Land von Kleinbauern und indigenen Völkern zu verhindern, ist sehr umstritten. Das von der EU anerkannte Label RSPO lehnen Umweltschützer aus aller Welt als Greenwashing ab. Und Greenpeace sieht bei RSPO "zertifizerte Zerstörung".

Die Zertifizierungen sind bürokratische Regelwerke, die in den Regenwaldgebieten von Südostasien kaum Bestand haben. Sie bauen u.a. darauf auf, dass die Regenwaldgebiete flächenmässig vollständig vermessen, der Zustand der Wälder erfasst und die Landrechtsverhältnisse rechtlich geklärt sind sowie in den Anbauländern rechtsstaatliche Verhältnisse herrschen. Das ist aber in Indonesien, Malaysia oder Papua Neuguinea kaum der Fall.

Zudem überprüfen private Firmen die Einhaltung der Zertifizierungskriterien. Da die Zertifizerer von der Palmölindustrie und ihren Kunden direkt beauftragt und bezahlt werden, sind sie nicht wirklich unabhängig in ihren Prüfungen. Nach Angaben der Umweltorganisation EIA sind viele der erteilten Zertifikate deshalb mit Fragezeichen behaftet. Bereits der ersten unter dem Siegel des Runden Tischs für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) zertifizierten Firma United Plantations warf Greenpeace schwere Verstösse vor, darunter die Abholzung von Regenwaldflächen und Torfwäldern sowie Landkonflikte (siehe Artikel im Regenwald Report).

Grüne Kriegsschiffe?

Einen weiteren Kunden für den Biosprit auf Palmölbasis hat ENI offenbar in der italienischen Marine gefunden. Eine 50%ige Mischung „Grünen Diesels“ sei von den Militärs bereits erfolgreich auf dem Kriegsschiff Foscari getestet worden. Mit der frohen Botschaft einer angeblich „grünen Flotte“ werben sowohl ENI als auch die Marine.

Flotta Verde ENI

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An: Italienische Regierung und die Konzernführung von ENI, Emma Marcegaglia, Vorstandsvorsitzende, und Claudio Descalzi, CEO von ENI

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte beenden Sie unverzüglich die Produktion von Biosprit aus Palmöl.

Der Anbau von Ölpalmen ist die Hauptursache der Regenwaldrodung in Südostasien. Auch die von ENI angeführten „Siegel“ können nicht ausschließen, dass Regenwälder und andere wichtige Ökosysteme für die Palmölproduktion beeinträchtigt werden.

Bitte stellen Sie ebenso die wie wir finden irreführende Werbung für „neuen nachhaltigen Kraftstoff Diesel+“ ein. Ein Kraftstoff, der zu 85 % aus Erdöl und 15 % aus Palmöl besteht, kann nicht nachhaltig sein.

Das von ENI in Nigeria geförderte Erdöl hat zudem eine katastrophale Umwelt- und Sozialbilanz. Allein im Jahr 2014 verursachte ENI 349 Ölverseuchungen im Mündungsgebiet des Niger.

Mit freundlichem Gruß

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