An IKEA: Retten Sie den Lebensraum von 130 Orang-Utans! Stoppen Sie Palmöl-Kerzen!

Advent, Advent der Regenwald brennt...
26.635 Teilnehmer

Das schwedische Möbelhaus gibt zu, jedes Jahr 32.000 Tonnen Palmöl allein für seine Kerzen zu importieren. Obwohl der Konzern längst weiß, dass für Palmöl die Regenwälder und die Lebensgrundlage der Menschen und Tiere zerstört werden. Ikea beruft sich auf ein Nachhaltigkeitssiegel – und will gleichzeitig nach Alternativen forschen. Doch solange es diese Alternativen nicht gibt, muss Ikea auf den Verkauf seiner Kerzen verzichten. Denn Nachhaltigkeit existiert bei der Produktion von Palmöl nicht. Selbst zertifizierte Konzerne holzen weiter die Urwälder ab, vertreiben die Menschen, vergiften die Erde und zerstören das Klima. Für 32.000 Tonnen Palmöl verlieren 130 Orang-Utans in Indonesien ihren Lebenraum – meistens auch ihr Leben. Deshalb setzen wir unseren Protest gegen Ikeas Palmöl-Kerzen fort.

Appell

Ikeas Kerzen und Teelichter haben für uns lustig klingende Namen wie Fenomen, Florera, Glimma, Jubla, Norreskog, Snövita, Tindra und Väghult. Doch der Grundstoff, aus dem sie hergestellt werden, ist brandgefährlich: Sie enthalten Palmöl, für dessen Anbau die Regenwälder abgefackelt werden. Im Februar hat Rettet den Regenwald deshalb die Aktion „Wann geht IKEA ein Licht auf: Keine Kerzen und Teelichter aus Palmöl gestartet. Ikea hatte dem Verein gegenüber bestätigt, pro Jahr 40.000 Tonnen Palmöl - 32.000 Tonnen für Kerzen und weitere 8.000 Tonnen für andere Produkte wie Gebäck - zu verwenden.

Insgesamt 28.000 Menschen haben an unserer Protestakation in mehreren Sprachen teilgenommen. Die Unterschriften wurden am 16. April 2010 übergeben  und Rettet den Regenwald hat sich mit Ikea zu einem Gespräch getroffen. Dem Konzern sind die gravierenden Probleme, die von industrieller Palmölproduktion verursacht werden, seitdem ebenso bekannt wie die Wirkungslosigkeit des Palmölsiegels RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Ein halbes Jahr später wurden wir nun über die weiteren Pläne des Unternehmens informiert. Ikea hält weiter an dem billigen tropischen Öl fest und erklärt, nur noch „nachhaltiges“ Palmöl zu verwenden. Ab Dezember sei das gesamte genutzte Palmöl mit dem Industrielabel RSPO ausgestattet.

Global Film und Rettet den Regenwald haben sich diese angeblich „nachhaltige“ Palmölproduktion vor Ort angesehen. Im September 2010 waren wir in den Regenwäldern und auf den Palmölplantagen des Wilmar-Konzerns auf Borneo und Sumatra in Indonesien. Wilmar International Ltd., eine indonesisch-malaysisch-US-amerikanische Investment Holding mit Sitz in Singapur, ist der weltweit größte Produzent und Händler von Palmöl. Seit August 2010 verfügt der Konzern über das RSPO-Siegel für Palmölplantagen in Indonesien und Malaysia. Doch trotz des Siegels stießen wir auf eine 14.000 Hektar große illegale Ölpalmen-Plantage, für die Regenwald gerodet wurde, zum Sterben verurteilte Orang-Utans, von ihrem Land vertriebene Indigene und 16 Kleinbauern, die von Wilmar widerrechtlich ins Gefängnis geworfen wurden. Sehen Sie sich unseren 12-minütigen Filmbericht "Die Nachhaltigkeitslüge - Wie die Palmölindustrie die Welt betrügt" auf unserer Webseite oder auf YouTube an.

Die Sachlage ist völlig klar. RSPO ist purer Etikettenschwindel. An den katastrophalen Praktiken der Palmölindustrie hat sich nichts geändert. Umweltfreundlich und sozialverträglich produziertes Palmöl gibt es nicht. Die Regenwaldrodung findet jede Minute statt und zerstört unwiderruflich. Die Weltbank hat wegen der unhaltbaren Zustände in der Palmölindustrie seit über einem Jahr sämtliche Finanzierungen für Palmöl ausgesetzt. Ikea spielt indes auf Zeit und will die Nachhaltigkeitszertifizierung für Palmöl verbessern. Schnelle Profite scheinen dem Einrichtungskonzern wichtiger zu sein als seine unternehmerische Verantwortung.

Ikea möchte des Weiteren nicht offenlegen, von welchen Firmen das Palmöl und die daraus hergestellten Kerzen stammen. Seinen Kunden gegenüber verschweigt der Konzern, dass in den Produkten überhaupt Palmöl enthalten ist. Auf den Verpackungen finden sich keinerlei Hinweise dazu. Es werden pflanzliches Wachs oder Stearine als Grundstoffe angegeben.

Dabei ist die Lösung einfach: Ikea könnte sehr leicht die Palmölkerzen aus dem Sortiment nehmen. Bitte unterstützen Sie unsere Aktion.

Uns erreichen sehr viele Anfragen bzgl. der Alternativen zu Palmölkerzen. Anmerkungen und Gedanken dazu finden Sie hier.

Hinter­gründe

Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,

Ikea antwortet auf unsere Protest-Aktion gegen Palmölkerzen – viele unserer Unterstützer haben uns die Mail weitergeleitet – und besteht auf den bereits widerlegten Argumenten.

Wir wollen hierzu kurz Stellung nehmen – und auch zu der Frage nach Alternativen, die uns immer wieder erreicht.

Ikea hat uns schriftlich bestätigt, dass jährlich 32.000 Tonnen Palmöl allein in seine Kerzenproduktion fließen – für die entsprechenden Palmen-Monokulturen braucht man im Durchschnitt 13.000 Hektar Fläche. Wenn dafür Regenwald abgeholzt wird, was weltweit tagtäglich geschieht, verlieren zum Beispiel in Indonesien130 Orang-Utans ihren Lebensraum. Von den Menschen, deren Lebensgrundlage von den Regenwälden abhängen, ganz zu schweigen. Auch für sie zählt jeder Baum.

Ikea beruft sich auf Nachhaltigkeit. Doch Nachhaltigkeitssiegel, von denen es inzwischen weltweit mehrere Tausend gibt, leben von Glaubwürdigkeit, Transparenz, unabhängiger Kontrolle und angemessenen Standards. Diese dürfen nicht nur auf dem Papier stehen und in marginalen Verbesserungen bestehen, sie müssen tatsächlich in der täglichen Praxis nachweislich eingehalten und kontrolliert werden.

In den meisten Fällen sind die Siegel – wie der von Ikea angeführte RSPO - kaum mehr als ein Werbetrick, um die Kunden zu beruhigen. An den Problemen vor Ort ändern sie nichts. Das hat im September ein Team von Global Film und Rettet den Regenwald in Indonesien eindrucksvoll dokumentiert. Unseren 12-minütigen Filmbericht „Die Nachhaltigkeits-Lüge“ können Sie sich auf unserer Webseite oder direkt auf YouTube anschauen.

Nachhaltigen Konsum gibt es nicht, auch wenn Wirtschaft und Politik den Begriff unendlich wiederholen und strapazieren. Riesige Monokulturen und Agrarindustrien sind NICHT nachhaltig. Die Inhaltsstoffe der meisten Produkte werden heutzutage weltweit angebaut, von fernen Kontinenten heran transportiert und hin- und hergeschickt. Das ist nur möglich, weil die dadurch verursachten Umweltprobleme und Sozialkosten auf die Allgemeinheit und die Länder des Südens abgeschoben werden.

Gibt es Alternativen zu Kerzen aus Palmöl?

Nach unserem Kenntnisstand sind Kerzen aus Bienenwachs unbedenklich. Im Handel werden ausserdem Kerzen aus Rapsöl und/oder Mischungen aus aufbereiteten Altfetten angeboten. Kerzen aus Paraffinen können wir hingegen nicht empfehlen. Deren Grundstoff ist Erdöl.

Hier sind Forschung und Wirtschaft gefragt, wirklich umweltfreundliche und sozial verträgliche Produkte und Herstellungsverfahren zu entwickeln. Die Politik muss dafür die richtigen Rahmenbedingungen vorgeben, Weichen stellen und deren Einhaltung überprüfen.

Generell ist es schwierig, einfache Antworten, Lösungen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Probleme zu finden, die dadurch entstehen, dass Politik und Wirtschaft auf unbegrenztes Wachstum sowie steigenden Ressourcen- und Energiekonsum setzen. Denn massenhaft angebaut haben auch nachwachsende Rohstoffe sehr schädliche Wirkungen und stehen generell nicht unbegrenzt zur Verfügung – Palmöl ist nur ein Beispiel dafür.

Letztlich kann die Lösung nur darin liegen, auf lokale Ressourcen, kleinbäuerliche Landwirtschaft, lokale Produktion und Kreisläufe zurückzugreifen. Auch müssen wir viel sparsamer wirtschaften. Das bedeutet aber nicht, dass wir schlechter leben werden. Wir müssten nur Gewohnheiten ändern, mache aber auch aufgeben. Kerzen stehen für eine gemütliche Weihnachtsatmosphäre und beschauliche Winterabende. Aber wer kann sich an ihrem Schein erfreuen, wenn er weiß, dass für die Produktion Menschen, Tiere, Natur und Klima leiden?

Mit freundlichen Grüßen

Rettet den Regenwald e.V.

An­schreiben

IKEA Deutschland
Frau Petra Hesser, Geschäftsführerin
Am Wandersmann 2 – 4
65719 Hofheim - Wallau
Tel.: 01 80-5 35 34 35; Fax: 01 80-5 35 34 36
Petra.Hesser@ikea.com


Sehr geehrte Frau Hesser,

mit völligem Unverständnis reagiere ich auf die Entscheidung Ikeas, weiter an Kerzen und Teelichtern aus Palmöl festzuhalten. Dieses Vorgehen ist unverantwortlich. Palmöl bedeutet Regenwaldabholzung, Vernichtung der Artenvielfalt und der Lebensgrundlagen der dort ansässigen Menschen, Landraub und schwere Menschenrechtsverletzungen sowie die Anheizung des Weltklimas. Die Folgen für Mensch, Umwelt und Klima sind dramatisch und weitgehend unwiderruflich.

Industrielabel wie RSPO können diese Probleme nicht lösen und keine umweltfreundliche und sozialverantwortliche Palmölproduktion gewährleisten. Das ist auch Ikea bewusst. Die Behauptung, mit Hilfe des RSPO-Labels die Palmölproduktion verbessern zu wollen, ist haltlos und reine Zeitschinderei. Unter dem Deckmantel dieser Ausrede wird bereits seit Gründung von RSPO im Jahr 2004 die Expansion der Palmölplantagen vorangetrieben. Zeit für Experimente gibt es nicht mehr. Die Regenwälder sterben jede Minute mit allen ihren Bewohnern. Bei der derzeitigen Rodungsrate werden in zehn Jahren sämtliche Tieflandregenwälder auf Borneo vernichtet sein.

Der aktuelle Filmbericht „Die Nachhaltigkeitslüge“ von Global Film und Rettet den Regenwald zeigt ganz deutlich (siehe http://www.regenwald.org/news/3188/die-nachhaltigkeits-luge-ein-film-uber-das-schmutzige-geschaft-im-regenwald), dass sich auch bei zertifizierten Unternehmen an den desaströsen Praktiken der Palmölindustrie nichts geändert hat. Bereits 2008 haben 253 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt in einer internationalen Erklärung RSPO als Etikettenschwindel abgelehnt (http://www.biofuelwatch.org.uk/docs/17-11-2008-ENGLISH-RSPOInternational-Declaration.pdf).

Auch widerspricht es jeder transparenten Unternehmenspolitik, dass Ikea die Produzenten des Palmöls und der daraus hergestellten Produkte nicht veröffentlicht. Es ist inakzeptabel, dass Ikea seine Kunden im Ungewissen hält und das enthaltene Palmöl nicht in der Liste der Inhaltsstoffe angibt. Sie machen die Käufer dadurch zu unfreiwilligen Komplizen der Regenwaldvernichtung.

Ich bitte Sie, alle Palmölprodukte aus dem Sortiment zu nehmen. Ikea darf keinen Handel auf Kosten der Regenwälder, der dort lebenden Menschen und des Weltklimas betreiben. Verantwortliche Unternehmenspolitik besteht nicht darin, von Nachhaltigkeit zu reden, sondern sie zu praktizieren. Bitte handeln Sie unverzüglich.

Mit freundlichen Grüßen

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