Peru: Gold gräbt Menschen das Wasser ab

Polizei attackiert friedliche DemonstrantenPolizeigewalt gegen friedliche Demonstranten in Cajamarca
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Die größte Goldmine Lateinamerikas zerstört die natürlichen Wasserquellen in Nordperu – Wasser gibt es nur noch 2 Stunden am Tag. Nun soll die Mine erweitert werden, gegen den Widerstand der Bevölkerung. Friedliche Proteste werden vom Militär brutal unterdrückt. Bitte fordern Sie ein Ende der Gewalt und den Schutz der Gewässer!

News und Updates Appell

Heute sind sie wieder sehr brutal angegriffen worden. Im Stadtzentrum hat das Militär mit Gasbomben geschossen. Dabei sind Kinder, Frauen und Passanten getroffen worden“, schreibt uns eine Augenzeugin aus Cajamarca.

Dramatische Nachrichten erreichen uns am 5. Juli 2012 aus der nordperuanischen Region Cajamarca. Seit 30 Tagen wehrt sich die Bevölkerung mit einem friedlichen Generalstreik gegen den Ausbau der Conga-Mine. Denn diese Mine liegt an der Quelle wichtiger Flüsse und Lagunen, die die Region Cajamarca, aber auch das Amazonasbecken mit Wasser speisen. Der Bergbau entzieht der Bevölkerung das Wasser und vergiftet es mit Zyanid und Schwermetallen.

Die Regierung von Präsident Ollanta Humala hat erneut den Ausnahmezustand über drei Provinzen verhängt und unterdrückt gewaltsam die Proteste. Fünf Menschen wurden vom Militär erschossen, darunter auch zwei Minderjährige. Zahlreiche weitere Personen wurden schwer verletzt und willkürlich verhaftet. 

Nur zwei Stunden Wasser pro Tag 

„Einen politischen Hintergrund haben die Proteste hier nicht. Die Leute gehen auf die Straßen, ganze Familien mit Kindern, Frauen, ältere Menschen, insbesondere die Ärmsten, weil die Situation hier unerträglich ist. Sie haben nur zwei Stunden am Tag Wasser. In manchen Stadtteilen fehlt das Wasser sogar wochenlang.“ schreibt die besorgte Zeugin.

Im November 2011 konnte mit Hilfe internationaler Proteste das Conga-Projekt vorerst gestoppt werden. Die Bevölkerung fordert ein Referendum über den Ausbau der Mine. Laut Verfassung haben sie das Recht, über ihre Zukunft mitzuentscheiden. Die Regierung und das Bergbauunternehmen unterdrücken dieses Recht brutal. 

Bitte fordern Sie Staat und Unternehmen auf, die Gewalt zu beenden und die Bürgerrechte der Bevölkerung anzuerkennen.

Hinter­gründe

Brutale Gewalt gegen die Bevölkerung

In den letzten Tagen ist die Gewalt in Cajamarca eskaliert. Die Stadt wurde erneut vom Militär besetzt, um den seit dem 31. Mai 2012 andauernden Generalstreik in der Region gewaltsam zu brechen. Busse fahren hier nicht mehr, die Läden bleiben seit Wochen geschlossen. Über die Provinzen Cajamarca, Celendín und Hualgayoc wurde der Ausnahmezustand verhängt. Das bedeutet, dass in diesen Regionen die Bürgerrechte ausgesetzt sind und Militär sowie Polizei die Macht übernehmen.

Die Folgen sind gravierend: Innerhalb von drei Tagen gab es fünf Todesopfer - ermordet durch die Kugeln des Militärs. Andere wurden teils schwerverletzt und willkürlich verhaftet. Unter den Festgenommenen befand sich auch der international bekannte Menschenrechts- und Umweltschützer Marco Arana. Ein Video zeigt, wie er grundlos und ohne Vorwarnung von einer Gruppe der Spezialpolizei brutal attackiert und abgeführt wird. Arana wurde 2009 vom "Time Magazin" zum Helden der Umwelt gekürt und erhielt 2010 den Aachener Friedenspreis. Mittlerweile wurde der Soziologe und Theologe aufgrund nationaler und internationaler Proteste wieder freigelassen. Das internationale Rote Kreuz hat eine Beobachtermission nach Cajamarca entsandt.

Kritik an Conga von allen Seiten

Eine Hauptkritik am Conga-Projekt ist, dass keine unabhängigen offiziellen Studien über die Umweltauswirkungen der geplanten Mine existieren. Angeblich gab es eine Analyse, aber der neue Umweltminister Manuel Pulgar Vidal ließ vermelden, dass er die Ergebnisse nicht mehr wiederfindet. Die Studien von zwei international renommierten Wissenschaftlern sprechen jedoch eine klare Sprache. Sowohl Robert Morán als auch Pedro Arrojo kommen zu dem Ergebnis, dass die Mine das Grundwasser und die Quellen der Flüsse kontaminieren würde. Sie sprechen sich für ein Moratorium für weitere Bergbauprojekte aus, die sich negativ auf natürliche Wasserquellen auswirken.

Mit der International Finance Cooperation (IFC) ist auch ein Tochterunternehmen der Weltbank am Bergbauunternehmen Yanacocha beteiligt. Trotzdem kommt selbst der langjährige Südamerika-Experte der Weltbank, der Ökonom Peter König, zu einem vernichtenden Urteil. Er hält das Bergbauprojekt für sozial und ökologisch verantwortungslos und nicht machbar. Denn die Umsetzung würde die Zerstörung der natürlichen Wasserressourcen in der Region mit sich bringen, so König.

Yanacocha hat 2000 Menschen mit Quecksilber vergiftet 

Neben der IFC besteht das Unternehmen Yanacocha aus dem amerikanischen Hauptanteilseigner Newmont Mining und der peruanischen Firma Buenaventura. Die Versprechen von wirtschaftlicher Entwicklung und Wohlstand für die Region Cajamarca blieben bisher unerfüllt. Zu Beginn der Bergbauaktivitäten Yanacochas im Jahr 1993 war Cajamarca die viertärmste Region des Landes. 19 Jahre später, 2012, ist sie es immer noch.

Im Jahr 2000 hatte Yanacocha einen der weltweit größten Quecksilberunfälle zu verantworten. Ein Transporter des Unternehmens verlor 152 Kilogramm Quecksilber auf der Durchfahrtsstraße im Ort Choropampa. 2000 Menschen wurden vergiftet, bisher sind mindestens 20 Personen daran gestorben. Bis heute bekennt sich Yanacocha nicht zu seiner Verantwortung. David Vollrath, der Autor dieses Artikels, stellte bei eigenen Recherchen fest, dass die Menschen zehn Jahre später noch immer an den Folgen des Unfalls leiden. Ein preisgekrönter Dokumentarfilm fasst die Ereignisse zusammen.

Regierung bricht Versprechen

Der aktuelle Präsident Ollanta Humala wurde überwiegend von den ärmsten Teilen der Bevölkerung gewählt - weil er ihnen im Wahlkampf versprach, sich für ihre Rechte und den Erhalt der Umwelt einzusetzen. Humala kündigte an, Bergbau nicht mehr um jeden Preis durchsetzen zu wollen, sondern garantierte der Bevölkerung ein Mitspracherecht bei solchen Mega-Projekten. Im November stellte er noch fest: „Die Minenindustrie hat ihre soziale Rolle in den Gemeinden nicht erfüllt. Dieser Missbrauch schafft Misstrauen". Doch seit Beginn von Humalas Amtszeit ist die Zahl der sozialen Konflikte im ganzen Land auf 245 gestiegen. Mit seiner Politik im Fall Conga verstärkt Humala das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber Bergbauunternehmen und Regierung.


Quelle: http://celendinlibre.wordpress.com/tag/bric/

Weitere Dokumentarfilme zum Thema:

WDR-Die Story: "Das heuchlerische Geschäft mit dem Gold"

Misereor: "Reichtum geht - Armut bleibt"

Gurango: "Der Preis des Goldes"

Selmke/ Vollrath: "Ein Leben ohne Wasser"

 

An­schreiben

Presidente Sr.Ollanta Humala
Plaza de Armas s/n, Lima – Lima 1
Perú
Tel.: (511) 311-3900 y (511) 311-4300

in Kopie: an die peruanischen Botschaften in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien, das peruanische Bergbau-Ministerium, das peruanische Ministerium für Menschenrechte, International Finance Cooperation (IFC) Peru

Sehr geehrter Präsident der Republik Peru, Herr Ollanta Humala,

das Unternehmen Minera Yanacocha verfügt über keine demokratische Legitimation der Bevölkerung Cajamarcas zum Ausbau der Mine Conga. Dennoch hat Ihre Regierung unrechtmäßig die Erlaubnis erteilt, dieses Projekt zu realisieren. Aus diesem Grund demonstrieren die Menschen in Cajamarca – für den Erhalt ihrer durch die peruanische Verfassung garantierten Rechte.

Sie haben während Ihrer Wahlkampagne versprochen, die Bevölkerung vor den vielen negativen Folgen des Bergbaus zu schützen. Es ist ein gebrochenes Versprechen. Denn Ihre Regierung macht nun genau das Gegenteil. Sie lassen Menschen, die gegen die ökologischen Schäden des Bergbaus demonstrieren, verfolgen und mit Gewalt unterdrücken. Genau dies ist in den letzten Tagen in Cajamarca, Celendín und Bambamarca geschehen. Mit der traurigen Folge, dass mindestens fünf Menschen durch Polizeikugeln ihr Leben verloren haben. Unter den Toten sind auch zwei Minderjährige. Zudem gab es mehr als 20 Schwerverletzte und viele Menschen wurden inhaftiert, ohne das ihnen Anklagepunkte mitgeteilt wurden.

Unter den Gefangenen befand sich auch Marco Arana, ein bekannter Menschenrechts- und Umweltschützer, der sich immer friedlich für seine Ideale einsetzte und bei der Verhaftung schwer verletzt wurde.

Diese Vorfälle sind bereits ein Beweis für die untragbaren Kosten des Conga-Projektes. Denn die Mine wird außerdem vier wichtige Lagunen austrocknen und das fehlende Wasser wird sich negativ auf das Leben der Menschen in Cajamarca auswirken, die sich aus diesem Grund seit dem 31. Mai 2012 im Generalstreik befinden.

Deswegen fordere ich Sie auf:

- unverzüglich alle festgenommenen Demonstranten freizulassen

- die fünf Todesfälle sowie weitere Verletzungen der Bürgerrechte aufzuklären und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen

- sofort den Ausnahmezustand in den drei Provinzen Cajamarca, Celendín und Hualgayoc und die Strafverfolgung gegen die Demonstranten aufzuheben

- die Kriminalisierung und die Gewalt gegen die Bevölkerung von Cajamarca zu beenden und stattdessen deren Bürgerrechte auf Rede- und Versammlungsfreiheit anzuerkennen

- den Bau der Conga-Mine einzustellen, so lange die Verhandlungen laufen und die Bevölkerung das Projekt nicht demokratisch legitimiert hat

- sofort den Dialog mit der Bevölkerung Cajamarcas aufzunehmen.

Auf dass sich die Gewalt nicht wiederholt.

Anschreiben auf Spanisch:

Presidente Sr.Ollanta Humala
Plaza de Armas s/n, Lima – Lima 1
Perú
Tel.: (511) 311-3900 y (511) 311-4300

Estimado Presidente de la República Perú, Sr. Ollanta Humala:

Como es sabido nacional e internacionalmente, la Empresa Minera Yanacocha no tiene licencia social en absoluto y sin embargo ha obtenido carta blanca de su gobierno para ir adelante con su proyecto minero Conga. Esto es la causa de las protestas en Cajamarca.

Usted hizo campaña electoral con la promesa de defender a la población contra el apetito voraz de la gran minería, promesa que no ha cumplido. Por el contrario, su gobierno está reprimiendo violentamente a quienes por sentirse afectados protestan en contra de la minería. Así ha sucedido los pasados días en Cajamarca, Celendín y Bambamarca, con el muy lamentable saldo de al menos cinco muertos, dos del menores de edad, mas de 20 gravemente heridos y numerosos detenidos.

Entre los detenidos y heridos, se encuentra el Sr. Marco Arana, conocido líder social y defensor de la naturaleza, hombre público, pacífico y firme en sus ideales.

Estos hechos son una muestra de la imposición del proyecto Conga, que secará cuatro lagunas y afectará negativa e irremediablemente la vida de los pobladores de Cajamarca, en huelga indefinida desde el 31 de mayo.

Por la presente, exijo

- La inmediata puesta en libertad de todas las personas detenidas.

- Investigue a fondo las responsabilidades en las cinco muertes, heridos y detenidos en Celendín, Bambamarca y Cajamarca

Además

- Cese inmediatamente el Estado de Emergencia en las tres provincias Cajamarca, Celendín y Hualgayoc, y el acoso judicial a quienes protestan contra el proyecto minero Conga: en lugar de criminalizar y asesinar a defensores de la vida la naturaleza el gobierno peruano debe protegerlos y defender sus derechos.

- detenga los trabajos ilegales en Conga

- Abra inmediatamente un diálogo con la población de Cajamarca

Que estos hechos nunca se repitan.

Firmado,

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