Historischer Sieg für die isoliert lebenden indigenen Völker im Amazonasgebiet von Ecuador
Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat ein bahnbrechendes Urteil gefällt: Der ecuadorianische Staat muss die isoliert im Regenwald lebenden indigenen Völker vor Bedrohungen von außen schützen. Aktivitäten wie die Erdölförderung auf dem Land der Tagaeri und Taromenane im Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet müssen eingestellt werden.
19 Jahre lang haben ecuadorianische Organisationen zusammen mit unserer Partnerorganisation YASunidos dafür gekämpft, dieses Gerichtsurteil zu erlangen.
„Das Urteil markiert einen Meilenstein als erstes Urteil eines internationalen Gerichtshofes, das die Rechte indigener Völker in freiwilliger Isolation betrifft", erklärt der Anwalt Dr. Mario Melo.
Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica bestätigt damit, dass der Staat für die an den indigenen Völkern wie den Tagaeri und Taromenane ausgeübte Gewalt rechtlich verantwortlich ist, indem er die Erdölförderung in deren geschützten Gebieten im Amazonasgebiet genehmigt hat.
Immer wieder wurden die Rechte der Menschen auf ein unversehrtes Leben, Gesundheit, territoriale Integrität und kulturelle Identität verletzt. In den Jahren 2003, 2006 und 2013 kam es sogar zu Morden an den Indigenen, über die wir damals berichtet haben.
„Die verantwortlichen Politiker und staatlichen Funktionäre haben das Selbstbestimmungsrecht der in der freiwilliger Isolation lebenden Völker und den Grundsatz des Kontaktverbots nicht respektiert“, so Dr. Mario Melo.
Der Gerichtshof für Menschenrechte fordert den Staat Ecuador auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Völker, die in freiwilliger Isolation und im Amazonasgebiet leben, zu gewährleisten. Dazu gehört die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass die indigenen Völker weiterhin ungestört in freiwilliger Isolation auf ihrem Land leben können.
Außerdem muss der Staat die Ausbeutung von Bodenschätzen auf deren Land verbieten: Insbesondere muss er das Mandat einer nationalen Volksbefragung aus dem Jahr 2023 umsetzen. In dieser hatte die Mehrheit der Menschen in Ecuador dafür gestimmt, die Ölförderung in einem Teil des Yasuní-Nationalparks, dem sogenannten Ölkonzessionsblock 43, innerhalb eines Jahres einzustellen und alle Anlagen dort abzubauen.
„Dieser Erfolg, der dank der gemeinsamen Anstrengungen mit der Vereinigung der Indigenen Völker Ecuadors (CONAIE) und der internationalen Unterstützung durch Verbündete wie euch erreicht wurde, stellt einen wichtigen Präzedenzfall für die Verteidigung der Menschenrechte, der Natur und der Selbstbestimmung der Indigenen in ganz Lateinamerika dar, schreibt uns YASunidos.
„Wir danken allen dafür, die zu diesem gemeinsamen Sieg beigetragen haben!", erklärt YASunidos.
In vielen weiteren Gebieten der Erde werden Wälder, die Natur und die Rechte und Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen zerstört. Der Fall des Yasuní-Nationalparks im Amazonasgebiet von Ecuador, eine der artenreichsten Regionen der Erde, liefert wertvolle Erkenntnisse, die eingehend analysiert und mit anderen Gebieten geteilt werden sollten, die von der Erdölförderung und anderen Industriezweigen betroffen sind.
Die Zivilgesellschaft muss die vollständige Umsetzung des Urteils in Ecuador überwachen und das gemeinsame Anliegen für ökologische und soziale Gerechtigkeit stärken.
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Alle Augen sind auf Yasuní gerichtet: Das Erdöl muss im Boden bleiben
Das ecuadorianische Volk hat für den Schutz von Yasuní gestimmt. Das Verfassungsgericht Ecuadors muss die Regierung auffordern, die Ölförderung in Block 43 zu beenden.

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