Wirbelsturm und Waldzerstörung - die doppelte Katastrophe
Der Zyklon Senyar am 25. November ist eine ökologische Katastrophe für die Menschen auf Sumatra. Massive Entwaldung fürs Wirtschaftswachstum verschärft die Folgen. Auch Projekte von Rettet den Regenwald sind betroffen.
Zyklon Senyar trifft am 25. November 2025 auf Sumatra
Mehr als 800 Menschenleben hat der Zyklon Senyar allein auf der indonesischen Insel Sumatra gefordert. Hunderte Personen werden noch vermisst, Tausende haben alles verloren und mussten sich in Sicherheit bringen. Tiere kämpfen ums Überleben. Zahlreiche Dörfer sind in Schlammfluten versunken, Erdrutsche haben Häuser und Felder begraben. Besonders betroffen sind die drei Provinzen Aceh, Nord- und West-Sumatra.
Zyklone wie Senyar bilden sich äußerst selten in der Nähe des Äquators. Sie könnten aber mit der zunehmenden Erwärmung der Meere in Zukunft häufiger und heftiger werden, sagen Wissenschaftler voraus. Selbst Indonesiens Präsident Subianto Prabowo sagte: „Klimawandel ist Realität.“
Batang-Toru-Ökosystem in Gefahr
Das Batang-Toru-Ökosystem leidet am stärksten unter den Folgen des Zyklons. Nach tagelangen heftigen Regenfällen stiegen die Flüsse an. Unsere Partner berichten, dass der Batang-Toru-Fluss Hunderte, vielleicht Tausende Baumstämme mit sich gerissen hat. Gefällte Bäume, die im Quellgebiet am Oberlauf auf den Abtransport warteten. Ein Hinweis darauf, dass aktuell für einen Staudamm und ein Wasserkraftwerk im Wald der Tapanuli-Orang-Utans abgeholzt wird.
„Starker Regen und Überschwemmungen reißen Baumstämme mit sich, Satellitenbilder zeigen abgeholzte Wälder", sagt Rianda Purba, Direktor von WALHI Nord-Sumatra.
13 Kilometer entlang des Batang-Toru-Flusses sind inzwischen etwa 350 Hektar für Staudamm und Wasserkraftwerk zerstört worden. Rianda Purba nennt in seiner Analyse weitere Großprojekte im und am Batang-Toru-Ökosystem, in dem die Tapanuli-Orang-Utans, Tapire, Sumatra-Tiger und andere unter Schutz stehende Tierarten leben. Darunter sind die Martabe-Goldmine von PT Agincourt Resources und die Eukalyptus-Plantagen für die Zellstofffabrik von Toba-Pulp-Lestari.
„Wir sind tiefst erschüttert. Viele Gebiete sind aufgrund unterbrochener Straßenverbindungen und fehlender Telefonnetze nicht erreichbar. Wir versuchen, die isolierten Gemeinschaften zu erreichen und mit Hilfsgütern zu versorgen. Dorfvorsteher berichten, dass es wegen der Erdrutsche kein Trinkwasser gibt“, schreiben unsere Partner WALHI Nord-Sumatra und AMAN Tano Batak .
Sie haben Hilfsaktionen auf die Beine gestellt und bringen, soweit möglich, Kleidung, Essen und andere notwendige Artikel in viele der 54 betroffenen Gemeinden. Der Schock über die Katastrophe ist bitter, denn seit Jahrzehnten kennen sie das Leid der Menschen Nord-Sumatras wegen Entwaldung, Landraub und Gewalt.
Ökologische Schäden durch falsche Waldpolitik
„Dies ist keine Naturkatastrophe. Wir erleben eine ökologische Katastrophe, verschärft durch die Umweltzerstörung für das Wirtschaftswachstum“, sagt Rianda Purba. Es sei irreführend, den Finger allein auf Unwetter und Klimawandel zu legen.
Sowohl das Umwelt- als auch das Forstministerium leugnen den Zusammenhang der Auswirkungen des Zyklons mit der Entwaldung. Präsident Prabowo dagegen sagte, die Entwaldung müsse gestoppt werden. Ist Prabowos Äußerung nur populistisch, wie indonesische Umweltgruppen befürchten? Er könne ja die geplante Freigabe von 20 Millionen Hektar Wald für weitere Großprojekte noch aufhalten.
Projekte von Rettet den Regenwald
Rettet den Regenwald unterstützt auf Sumatra Projekte lokaler Partner im Leuser-Ökosystem, am Toba-See und im Batang-Toru-Wald, in dem die Tapanuli-Orang-Utan leben.
Die kleine Indigenengruppe Tiger von Pining, die sehr erfolgreich durch illegalen Holzeinschlag entstandene Lücken im Gayo-Hochland des Leuser-Ökosystems schließt, meldet einen Erdrutsch auf ihre Baumschule. Einer der Indigenen ist dort noch unerreichbar eingeschlossen. Das Dörfchen Pining versinkt in dickem Schlamm, die Nahrung ist vernichtet und die Kinder haben Hunger, berichtet Usman Ali von den Tigern von Pining.
Das Büro von Aceh Wetland Forum ist komplett zerstört, die gesamte Ausstattung ist dahin. „Wir haben keinen Computer mehr, keine Kamera, keine Stühle, keinen Ventilator, keine Bücher“, berichtet Yusmadi Yusuf. Die Arbeit mit indigenen Gemeinschaften zum Schutz der Mangroven, Torfmoore und Sümpfe ist ins Stocken geraten, die Wege sind unpassierbar, die Infrastruktur verwüstet.
Regenwald von Sumatra
Sumatra hat im Laufe der letzten dreißig Jahre seine Tieflandregenwälder verloren – für Ölpalm- und Eukalyptusplantagen, für Minen und und Agrarindustrie. Nur im Leuser-Ökosystem (in den Provinzen Aceh und Nord-Sumatra) und im Barisan-Gebirge entlang der Westküste ist noch Wald erhalten. Beide Waldregionen sind essentiell für die Biodiversität. Hier leben Tiger, Orang-Utans und auch Elefanten und Nashörner. Die Wälder garantieren die Versorgung mit Wasser, sie schützen vor Erosion, Dürre, Überflutungen und Erdrutschen.
Dramatisch ist auch der Verlust der Feuchtgebiete. Von den Torfmooren Tripa, Singkil und Kluet an der Westküste des Leuser-Ökosystems ist nur noch wenig erhalten. Die einstmals ausgedehnten Mangrovenwälder an der Ostküste sind zu Ölpalmplantagen und Fischteichen geworden.
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