Fisch- und Garnelenzucht plündert die Meere

Whipfin-Silver-Biddy Fisch © Changing Markets
141.627 Teilnehmer

Die Weltmeere sind überfischt, mit Plastikmüll und Giften verseucht. Doch Fisch, Krebse und Garnelen aus Aquakultur sind alles andere als eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Alternative. Fangflotten räumen die Ozeane leer, um Fischmehl und Fischöl als Futter für die Zuchtfarmen zu produzieren.

Appell

An: Europäische Supermärkte, darunter ALDI, EDEKA, LIDL, REWE

„Aquakultur von Fisch, Krebsen und Garnelen stoppen – für deren Futter werden die Meere leergefischt und verseucht“

Ganzes Anschreiben lesen

Der weltweite Konsum von Fisch und Meerestieren hat sich in den vergangenen 50 Jahren verdoppelt. Jährlich 80 Millionen Tonnen, fast die Hälfte des Fischs, der Garnelen und Muscheln, die auf den Tellern landen, stammen inzwischen aus Zuchtfarmen: Die Industrie baut dazu im Meer schwimmende Käfige mit Lachsen, legt an den Küsten künstliche Teiche für die Garnelenzucht an oder zieht in Fabrikhallen Meerestiere in Behältern auf.

Doch die sogenannte Aquakultur ist alles andere als eine Lösung für die Überfischung und Verschmutzung der Ozeane, sie verschärft die Probleme noch weiter. Denn um die Tiere zu mästen, werden Unmengen an Fischmehl und Fischöl eingesetzt. Bis zu fünf Kilogramm Peru-Sardellen, Makrelen oder Sardinen braucht es beispielsweise, um ein einziges Kilo Lachs zu produzieren - eine ungeheure Verschwendung.

Über Zweidrittel des weltweit produzierten Fischmehls und Dreiviertel des Fischöls gehen mittlerweile als Futter in Zuchtfarmen.

Die niederländische Stiftung Changing Markets hat untersucht, wie Fangflotten die Ozeane vor Afrika und Asien leer räumen, um Fischmehlfabriken in Gambia, Indien und Vietnam zu beliefern. Von dort geht das produzierte Fischfutter zu Aquafarmen in Ländern wie China, Norwegen und Großbritannien. Und am Ende gelangen die damit ernährten Meerestiere offenbar auch in die Kühltruhen europäischer Supermärkte wie ALDI, EDEKA, LIDL und REWE.

Zudem verseuchen Aquafarmen mit Unmengen an Exkrementen, Chemikalien, Antibiotika und Müll die Meere. Sie nehmen Buchten, Küsten und Mangroven in Beschlag und zerstören die Ökosysteme. Die Fischzuchtindustrie ruiniert damit auch die Lebensgrundlagen der lokalen Klein- und Küstenfischer.

Bitte unterstützen Sie die Petition an die Supermärkte. Bitte kaufen Sie keine Fische, Krebse, Garnelen und Muscheln aus solchen Zuchtfarmen.

Hinter­gründe

Weltweit gibt es immer mehr Zuchtfarmen von Meerestieren. Die Jahresproduktion von Fisch, Krebsen, Garnelen und Muscheln durch Aquakulturen beträgt derzeit 90 Millionen Tonnen pro Jahr.

Vor allem große global operierende Konzerne ziehen Fische wie Lachse, Kabeljau und Doraden in im Meer schwimmenden Käfigen auf oder züchten Seezungen, Steinbutt und andere Meerestiere in Bottichen in Fabrikanlagen an Land. In Nordamerika werden sogar bereits genetisch veränderte „Superlachse“ produziert, deren Verkauf in den USA und Kanada zugelassen ist. Insgesamt 52 Millionen Tonnen Speisefisch wurden auf diese Weise erzeugt. 

Tropische Garnelen und Krebse werden dagegen meist in Teichen gehalten, die in die Mangrovenwälder geschlagen wurden. Auch sie werden mit Fischmehl-haltigem Futter ernährt.

Miesmuscheln und Austern werden an Leinen etc. kultiviert, die an schwimmenden Flössen befestigt sind. Sie filtern dort Meeresplankton und werden nicht künstlich gefüttert. Allerdings nimmt die Muschelzucht große Meeresflächen in Beschlag und ruiniert das Landschaftsbild. Aufgrund der enormen Besatzdichte von Muscheln an den Flössen entstehen gewaltige Mengen an Exkrementen, die auf den Meeresgrund sinken und dort in der Nähe der Flösse alles Leben abtöten. Zudem gelangt viel Müll ins Meer, wenn die Flösse aufgrund von starken Wellen zerfallen, sich Seile, Kisten oder andere Teile lösen bzw. von den Betreibern einfach an Ort und Stelle versenkt werden.

Insgesamt werden etwa 30 Millionen Tonnen Garnelen und Muscheln weltweit künstlich aufgezogen.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass Aquakultur 2030 jährlich 109 Millionen Tonnen Fisch produzieren wird, was 60 % des weltweiten Fischkonsums decken würde. Der Fang von Wildfisch und anderen Meerestieren stagniert dagegen seit Jahren bei 90 Millionen Tonnen pro Jahr.

Ein Großteil der in Aquakultur gehaltenen Fisch-, Garnelen- und anderen Meerestierarten ist in der Ernährung auf tierisches Eiweiss aus dem Meer angewiesen. Etwa 90% der zu Fischmehl verarbeiteten Arten wären auch für den Verzehr durch den Menschen geeignet, berichtet Changing Markets Foundation in den beiden Studien Fishing for Catastrophe und Until the Seas Run Dry - How Industrial Aquaculture is Plundering the Oceans. Zudem fangen die Trawler der Fischmehlindustrie oft große Mengen an Jungfischen.

Ein Fünftel des weltweiten Fischfangs geht in die Produktion von Fischmehl und Fischöl. 69% des Fischmehls und 75% des Fischöls wurden im Jahr 2016 zu Futter für Fischfarmen verarbeitet. Das restliche Fischmehl dient zur Herstellung von Hühner- (23%) und Schweinefutter (7%).

Daneben wird aufgrund seines hohen Proteingehalts auch gentechnischer verändertes Sojamehl aus Nord- und Südamerika für die Produktion von Fisch- und Garnelenfutter eingesetzt. Der Sojaanbau treibt in Südamerika die Abholzung der Tropenwälder voran.

Die industrielle Massenhaltung von Meerestieren führt zu zahlreichen massiven Umweltproblemen. Küstenregionen werden durch den Bau und Betrieb der Aquakulturen zerstört. Marine Ökosysteme werden durch die Installationen zerstört, Mangrovenwälder großflächig abgeholzt, die Laich- und Lebensräume vieler Tierarten dezimiert.

Intensive Fischhaltung erzeugt große Mengen an Exkrementen und toten Tieren, die die Gewässer belasten. Dazu gehört auch der Einsatz von Chemikalien und Antibiotika, um Seuchen und Krankheiten zu bekämpfen. Entkommende Zuchtarten besiedeln Lebensräume, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen. Sie können sich mit heimischen Arten vermischen, diese ganz verdrängen oder Krankheiten einschleppen.

Aquakultur vernichtet auch die Lebensgrundlagen der lokalen Klein- und Küstenfischerei. Ihre Fang- und Sammelgebiete werden von den Betrieben in Beschlag genommen und zerstört. Changing Markets beklagt die oft sehr schlechten Arbeitsbedingungen und die Verletzung bestehender Gesetze durch die untersuchten Fischmehlfabriken in Gambia, Indien und Vietnam.

Aus Tierschutzsicht ist Aquakultur genauso problematisch wie die Massentierhaltung an Land. Es handelt sich um eine Intensivhaltung mit hohen Besatzdichten und gestressten Fischen. Die Tiere sind anfällig für verschiedene Arten von Krankheiten wie Parasitenbefall und Flossenverletzungen. Qualität und Geschmack der Tiere sind nicht mit Ware aus Wildfängen vergleichbar.

Weitere Informationen

An­schreiben

An: Europäische Supermärkte, darunter ALDI, EDEKA, LIDL, REWE

Sehr geehrte Damen und Herren,

Fische, Krebse und Garnelen aus vielen Zuchtfarmen rund um den Globus werden mit Futter ernährt, das Fischmehl und Fischöl aus Raubbau an den Ozeanen enthält.

Die niederländische Stiftung Changing Markets belegt, dass derartig aufgezogene Meerestiere auch in deutschen Supermärkten angeboten werden.

Wir fordern Sie daher auf, Fisch, Garnelen und andere Meerestiere aus Aquafarmen, die mit aus Wildfisch hergestelltem Futter aufgezogen werden, aus ihren Verkaufssortimenten auszuschließen. Bitte stellen Sie zudem vollständige Transparenz über die Lieferkette für Fisch und Garnelen aus Zuchtfarmen her.

Generell sind die ökologischen und sozialen Auswirkungen der industriellen Massenhaltung von Meerestieren in Aquafarmen extrem bedenklich.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Biodiversität

Die Ausgangslage: Warum ist Biodiversität so wichtig?

 

Biodiversität oder Biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche, die sehr eng miteinander verbunden sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme wie z.B. Wälder oder Meere. Jede Art ist Teil eines hoch komplexen Beziehungsgeflechts. Stirbt eine Art aus, wirkt sich das auf viele andere Arten und ganze Ökosysteme aus.

Weltweit sind derzeit fast 2 Millionen Arten beschrieben, Experten schätzen die Anzahl weitaus höher. Tropische Regenwälder und Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und am komplexesten organisierten Ökosystemen dieser Erde. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten lebt in den Tropenwäldern.

Die biologische Vielfalt ist für sich alleine schützenswert und gleichzeitig unsere Lebensgrundlage. Wir nutzen täglich Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medizin, Energie, Kleidung oder Baumaterialien. Intakte Ökosysteme sichern die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit, schützen uns vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Erdrutschen, reinigen Wasser und Luft und speichern das klimaschädliche CO2.

Die Natur ist auch die Heimat und zugleich ein spiritueller Ort vieler indigener Völker. Sie sind die besten Regenwaldschützer, denn besonders intakte Ökosysteme findet man in den Lebensräumen von indigenen Gemeinschaften.

Der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Natur und der Ausbreitung von Pandemien ist nicht erst seit Corona bekannt. Eine intakte und vielfältige Natur schützt uns vor Krankheiten und weiteren Pandemien.

Die Auswirkungen: Artenschwund, Hunger und Klimakrise

 

Der Zustand der Natur hat sich weltweit dramatisch verschlechtert. Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 37.400 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht - ein trauriger Rekord! Experten sprechen von einem sechsten Massenaussterben in der Geschichte der Erde - das Tempo des globalen Artensterbens ist durch den Einfluss des Menschen um Hunderte mal höher als in den letzten 10 Mio. Jahren.

Auch zahlreiche Ökosysteme weltweit - 75 % Landfläche und 66 % Meeresfläche - sind gefährdet. Nur 3% sind ökologisch intakt – z.B. Teile des Amazonas und des Kongobeckens. Besonders betroffen sind artenreiche Ökosysteme wie Regenwälder und Korallenriffe. Rund 50% aller Regenwälder wurden in den letzten 30 Jahren zerstört. Das Korallensterben nimmt durch den globalen Temperaturanstieg immer weiter zu.

Hauptursachen für den massiven Rückgang der Biodiversität sind die Zerstörung von Lebensraum, intensive Landwirtschaft, Überfischung, Wilderei und Klimaerwärmung. Rund 500 Milliarden US-Dollar jährlich werden weltweit in die Zerstörung der Natur investiert - in Massentierhaltung, Subventionen für Erdöl und Kohle, Entwaldung und Flächenversiegelung.

Der Verlust an Biodiversität hat weitreichende soziale und ökonomische Folgen, die Ausbeutung der Ressourcen geht zu Lasten von Milliarden Menschen im globalen Süden. Die UN kann die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung z.B. die Bekämpfung von Hunger und Armut nur erreichen, wenn die Biodiversität weltweit erhalten und für die nächsten Generationen nachhaltig genutzt wird.

Ohne den Erhalt der Biodiversität ist auch der Klimaschutz bedroht. Die Zerstörung von Wäldern und Mooren – als wichtige CO2-Senken - heizt den Klimawandel weiter an.

Die Lösung: Weniger ist mehr!

 

Die natürlichen Ressourcen der Erde stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen, bei derzeitigem Ressourcenverbrauch werden es 2050 mindestens drei sein. Um für den Erhalt der biologischen Vielfalt als unserer Lebensgrundlage zu kämpfen, müssen wir den Druck auf die Politik weiter erhöhen.
Und auch in unserem Alltag lässt sich viel bewegen.

Mit diesen Alltags-Tipps schützt man auch die biologische Vielfalt:

  1. Öfter mal pflanzlich: Mehr buntes Gemüse und Tofu auf den Teller oder am besten gar kein Fleisch! Rund 80% der Agrarflächen weltweit werden zur Tierhaltung und zum Anbau von Tierfutter genutzt.
  2. Regional und Bio: Ökologisch erzeugte Lebensmittel verzichten auf den Anbau von riesigen Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Der Kauf von regionalen Produkten spart zudem Unmengen an Energie!
  3. Bewusst leben: Brauche ich schon wieder neue Klamotten oder ein Handy? Oder kann ich Alltagsdinge auch gebraucht kaufen? Es gibt gute Alternativen zu Produkten mit Palmöl oder Tropenhölzern! Tropische Haustiere wie z.B. Papageien oder Reptilien sind tabu! Berechne jetzt deinen ökologischen Fußabdruck.
  4. Werde Bienenfreund:in: Auf dem Balkon oder im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über vielfältige, leckere Pflanzen. Aber auch ohne eigenes Grün kann man in einem Naturschutzprojekt in der Region aktiv werden.
  5. Protest unterstützen: Demonstrationen oder Petitionen gegen die Klimaerwärmung oder für eine Agrarwende üben Druck auf Politiker:innen aus, die auch für den Schutz der biologischen Vielfalt verantwortlich sind.

Lesen Sie hier, warum so viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!