Ölpest im Regenwald: WestLBs Schwerölpipeline in Ecuador ist marode

Jahrelang stritten sich Umweltschützer mit der WestLB und der NRW- Landesregierung über die Finanzierung der Schweröl-Pipeline OCP (Oleoducto de Crudos Pesados) in Ecuador. Im Sommer 2001 hatte die WestLB einen Kredit von 900 Millionen US-Dollar für das umstrittene OCP-Projekt syndiziert. Spitzentechnologie und die Einhaltung der höchsten Umwelt- und Sozialstandards hatten das OCP-Konsortium und die von der WestLB angeführte internationale Bankengruppe dem unter der Erdölverseuchung schwer leidenden südamerikanischen Land Ecuador versprochen. Doch nun fünf Jahre nach der Fertigstellung der Schwerölpipeline bricht diese bereits auseinander. 15.000 Barrel Schweröl ergossen sich in den Santa Rosa-Fluss im Amazonasgebiet des Landes. Erst am 27. Februar bemerkte OCP den Bruch und stellte die Ölpumpen ab. Das Schweröl hat den Fluss bereits weitläufig verseucht und die hastig von OCP errichteten Plastiksperren konnten nur einen kleinen Teil des Öls aufhalten. Die Reinigungsarbeiten werden voraussichtlich Monate andauern. Währenddessen musste in der flussabwärts gelegenen Stadt Coca die Trinkwasserversorgung der Stadt aufgrund der Ölverseuchung abgeschaltet werden. Die Einwohner müssen ihr Trinkwasser nun aus Tankwagen beziehen. „Die Verantwortung für diese Katastrophe liegt auch in NRW,“ sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. „Wir haben das Management der WestLB sowie die nordrhein-westfälische Landesregierung stets gewarnt, dass es hier zu Ölhavarien und irreparablen Umwelt- und Gesundheitsschäden kommen würde,“ fügt sie hinzu. Trotzdem habe Peer Steinbrück, der für die Landesbank damals zuständige nordrhein-westfälische Finanzminister, der WestLB volle Rückendeckung für die Finanzierung der Schwerölpipeline im Regenwald gegeben. „Wir fordern von der WestLB eine Stellungnahme zu dieser Katastrophe,“ sagt Reinhard Behrend, Vereinsvorsitzender von Rettet den Regenwald e.V.“ Schließlich habe die Bank auch für laufende Projekte eine Aufsichtspflicht und müsse auf die Nichteinhaltung von Standards reagieren. „Die Bank muss sich nun für die Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die betroffene Bevölkerung und die Beseitigung der Schäden einsetzen. Sonst muss der Kredit für OCP vorzeitig zurückgerufen werden,“ erklärt Behrend. Hintergrund Die gut 500 Kilometer lange OCP-Pipeline führt vom Amazonasgebiet quer durch indigene Territorien und Regenwälder über die Anden und durch das internationale Vogelschutzgebiet Mindo Nambillo westlich der Hauptstadt Quito bis zum Verladehafen Balao am Pazifik, von wo das Schweröl in alle Welt verschifft wird. Auf der gesamten Länge führt OCP durch akut von schweren Erdbeben und Bergstürzen bedrohte Gebiete, über tektonische Bruchlinien sowie direkt an mehreren aktiven Vulkanen (Reventador, Antisana, Pichincha) vorbei, um an der von Tsunamis gefährdeten Küste zu enden. Bereits während der Bauarbeiten war die Pipeline im November 2002 von einem relativ kleinen Ausbruch des Reventador-Vulkans auf mehreren Hundert Metern Länge vollständig zerstört worden und im März 2003 lief an der Pumpstation in Lago Agrio bei einem Testlauf Schweröl aus, wodurch die Trinkwasserversorgung von 200 Familien verseucht wurde. Auch ökonomisch hat sich die für eine Leistung von 450.000 Barrel pro Tag konzipierte Ölpipeline als Desaster entpuppt. Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden nur 150.000 Barrel durch die Leitung gepumpt, denn die letzten großen unerschlossenen Erdölreserven des Landes liegen im Yasuní-Nationalpark und angrenzenden IspingoTibutini--Tambococha (ITT)-Gebiet. Der Yasuní Nationalpark, seit 1987 Biosphären-Reservat der UNESCO, ist ein weltweit einmaliges Naturparadies mit einer enormen Artenvielfalt. Das daran angrenzende Tibutini-Tambococha-Gebiet ist Teil einer sogenannten „Unberührbaren Zone“ (Zona Intangible), die 1999 von der ecuadorianischen Regierung zum Schutz der dort in freiwilliger Isolation lebenden Indigenen Gruppen, der Tagaeri und Taromenane, geschaffen wurde. Statt auf Öl setzt Ecuador mittlerweile auf Natur. Um den Regenwald und die Menschen zu schützen, hat die ecuadorianische Regierung 2007 weltweit mit dem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, dass Schweröl in Yasuni-ITT für immer im Boden zu lassen, sofern die internationale Staatengemeinschaft als Kompensation dem hochverschuldeten Land die Hälfte der entgangenen Öleinnahmen erstattet. In Ecuador habe sich die nordrhein-westfälische Landesbank als „WildwestLB“ verhalten und müsse nun beweisen, dass sie in der Lage ist nicht nur Probleme zu schaffen, sondern auch zu ihrer Lösung beizutragen, fordern Behrend und Schücking. Weitere Informationen und Fotos erhältlich unter: Heffa Schücking, Urgewald, E-mail: heffa@urgewald.de Reinhard Behrend, Rettet den Regenwald e.V., Tel.: 040-41038 04, E-mail: info@regenwald.org

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