Frauenpower auf Sulawesi: Wir schützen den Wald vor Nickel-Konzernen
Regenwälder gerodet, Felder zerstört, die Lebensgrundlage ganzer Dörfer vernichtet – der Abbau von Nickel richtet immense Schäden an. Doch die Menschen auf Sulawesi wehren sich – an vorderster Front stehen Frauen wie Mama Kilia.
Projektübersicht
ProjektthemaLebensräume
Projektziel Regenwald erhalten, Bergbau, Plantagen und Landraub stoppen, Frauen stärken, politischer Druck
Aktivitäten Kampagnen, Recherchen, Widerstand organisieren
Frauen verteidigen den Regenwald
„Wir Frauen verteidigen den Regenwald auf Sulawesi so energisch wie niemand sonst“. Das sagt Mama Kilia, eine mutige Bäuerin aus dem Dorf Torobulu im Süden der Insel. Denn Frauen sind in besonders starkem Ausmaß von der Entwaldung betroffen.

Sie sind es, die als Bäuerinnen und Sammlerinnen hauptsächlich für die Ernährung der Familien und für Einkommen sorgen. Das wichtigste Produkt in vielen Dörfern im Süden ist Pfeffer. Frauen sind die tragenden Säulen der Subsistenzwirtschaft, die vom Erhalt des Regenwaldes abhängig ist.
Frauen haben eine enge Beziehung zum Wald, denn ohne den Regenwald können sie nicht überleben. Sie wissen, welche Wurzeln und Früchte, Medizinpflanzen und Fasern zum Weben sie sammeln können.
Doch alles, für das Frauen stehen – Ernährungssicherheit, Einkommen, Bewahrung der Wälder - ist in Gefahr. Nickelminen und Plantagen breiten sich aus und zwingen die Einheimischen zum Widerstand.
Die große Frage: Wie aber können die Frauen die Bagger aufhalten und die Abholzungen stoppen? Deshalb wandten sich viele der Gruppen an Umweltorganisationen um Hilfe. Diese schlossen sich zur Aliansi Sulawesi zusammen, denn die rasante Expansion der Nickelminen und Industrieanlagen erfordert mehr Power. Die Allianz unterstützt die Frauen mit Umweltbildung, Kampagnen, Rechtsbeistand und Organisation.

Ein Beispiel ist Mama Kilia aus dem Dorf Torobulu. Die Bagger einer Nickelmine drangen bis an den Rand des Dorfes vor, der Staub bedeckte Häuser und Gärten. Die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner protestierten. Die Firma zeigte Dutzende Personen an, und Mama Kilia wurde der Prozess gemacht. Doch das Gericht sprach sie frei: Die Angeklagte hat keine Straftat begangen, sondern für das Recht auf eine gute und gesunde Umwelt gekämpft.
Das Ergebnis: die Bagger mussten abziehen. Die Pfeffergärten von Torobulu wurden vor der Zerstörung bewahrt. Andere Frauengruppen folgten dem Beispiel von Mama Kilia. Sie sagen voller Stolz: „Der Einsatz von uns Frauen hat Tausende Hektar Regenwald vor der Abholzung bewahrt!“
Was die Frauengruppen mit Unterstützung von Aliansi Sulawesi und Rettet den Regenwald bisher erreicht haben:
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25.000 Hektar Regenwald gerettet
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4.200 Hektar Pfeffergärten erhalten
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1 Nickelmine vorerst stillgelegt
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5.000 Hektar Küste und Mangrovenwald vor Verschmutzung verschont
Die Nachfrage nach Nickel steigt
Durch den Trend zum E-Auto, die Digitalisierung und den gesteigerten Einsatz von Akkus in Geräten ist ein regelrechter Run auf die nickelreiche Erde von Sulawesi ausgebrochen.
Über 380 Minen-Konzessionen sind in Sulawesi vergeben. Insgesamt decken die Genehmigungen eine Million Hektar ab, und 80 Prozent davon liegen in Waldgebieten. Verschärft wird die Bedrohung durch den Bau von Infrastruktur wie riesigen Industrieparks, Straßen und Hafenanlagen.
Indonesien will Weltmarktführer für Autobatterien werden. Verarbeitet wird das Nickelerz in den vier Industrieparks mit Schmelzen, Stahlwerken und Batteriefabriken. Die Energie liefern Kohlekraftwerke, deren Emissionen die Mär von der „umweltfreundlichen“ Energiewende Lügen strafen.
Die Wasserverschmutzung verursacht Hautkrankheiten, besonders bei Kindern. Trinkwasser muss gekauft werden, und das belastet das Haushaltsbudget. Vielerorts ist das Wäschewaschen im Fluss nicht mehr möglich. Viele Einwohner werden zum Verkauf ihres Landes gedrängt oder mit Versprechungen gelockt.

Die Insel Sulawesi ist ein Hotspot der Biodiversität mit vielen endemischen Arten: Das kleine Wildrind Anoa, das Hammerhuhn Maleo, der Sulawesi-Hornvogel und der Hirscheber Babirusa. Großäugige Koboldmakis und Makaken leben in diesem Tierparadies. Wie auch Segelechsen, Schleichkatzen namens Sulawesi-Roller und der Bärenkuskus, ein Kletterbeutler mit Bärengesicht.
Unsere Partner: Frauengruppen und Aliansi Sulawesi
Angesichts der riesigen Probleme haben sich vier Umweltorganisationen Sulawesis, die zum Netzwerk WALHI gehören (Friends of the Earth) zu einer Allianz zusammengeschlossen. Die Aliansi Sulawesi koordiniert die Arbeit der Frauengruppen gegen die Expansion von Bergbau und Plantagen. Die Umweltschützerinnen und Umweltschützer wollen mehr erreichen: bestehende Bergbau-Konzessionen sollen zurückgenommen werden. Sie nehmen politisch Einfluss und sorgen für internationale Aufmerksamkeit.
Denn trotz erster Erfolge: die Insel Sulawesi ist in großer Gefahr! Die Regierung von Präsident Prabowo Subianto plant eine Million Hektar neue Ölpalmplantagen, weitere Nickel- und Goldminen sowie Holzplantagen für die Produktion von Pellets und Biomasse. Die Allianz will dies verhindern und so mindestens eine Million Hektar Regenwald zu bewahren.

Ziele der Allianz
- Regenwald erhalten und bewahren.
- Genehmigungen für Bergbau und Plantagen entziehen und verhindern.
- Stärkung der Kapazitäten, insbesondere der Jugend und der Frauen.
- Öffentlicher Druck, auch international, zum Schutz der Regenwälder.
Die Aliansi Sulawesi stärkt gezielt Frauen und rückt ihre Probleme in die Öffentlichkeit. 2023 verschaffte Aliansi Sulawesi mehreren Frauen aus Sulawesi die Teilnahme am Global Thematic Social Forum On Mining and the Extractive Economy.
Vertreter der Allianz sprachen 2024 und 2025 bei Konferenzen und bei der Arbeitsgruppe für Business und Menschrechte der Vereinten Nationen.

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