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RegenwaldReport 02/1995

PROJEKTE: Regenwald- Direkthilfe

Hilfe für die „Regenbogen"-Aktivisten in Ecuador

Die Umweltschützer in den Tropen arbeiten unter extrem schwierigen Bedingungen, oft unter Einsatz ihres Lebens. Mit Ihren Spenden unterstützen wir Regenwaldkämpfer direkt. Wir fördern die erfolgreiche Kampagne des indonesischen Umweltnetzwerkes SKEPHI, das in dem Inselstaat gegen die Abholzung kämpft. Dank Ihrer Hilfe konnten wir auch das Nebelwaldschutzprojekt in Ecuador bereits mit zehntausend Mark unterstützen. Zwei weitere Gruppen, denen wir bereits helfen konnten, möchten wir Ihnen an dieser Stelle vorstellen. Fausto Lopez ist froh. „Durch die Unterstützung von Rettet den Regenwald konnten wir dringend notwendige Aktivitäten starten, um den Nationalpark zu schützen." Seit 1987 verteidigen die Umweltschützer von ARCOIRIS den Podocarpus Nationalpark - den einzigen im Süden Ecuadors - gegen Übergriffe durch Goldsucher und Minengesellschaften. Der Podocarpus Nationalpark - benannt nach dem gleichnamigen Baum - erstreckt sich über 148.000 Hektar vom Andenhochplateau bis hinunter in die immerfeuchte Regenwaldzone und ist in der ganzen Welt berühmt für seine immense Artenvielfalt. Obwohl die Fauna hier noch wenig erforscht ist, wurden bis heute 540 Vogelarten im Park nachgewiesen, das sind 5 Prozent der weltweit bekannten Vogelarten! Durch neue Untersuchungen steigt die Zahl ständig an. Um die 4.000 Pflanzenarten existieren im Podocarpus. „Aber", informiert uns Fausto, „die Bedeutung des Parks liegt nicht allein in seiner Biodiversität. Er ist für die Bevölkerung als ökologischer Regulator lebenswichtig." Zahlreiche Flüsse entspringen hier, die die umliegenden Orte mit sauberem Trinkwasser versorgen. Aber der Park ist bedroht. Seit 1987 versuchen immer wieder internationale Minengesellschaften, die ergiebigen Goldvorkommen in dem Schutzgebiet auszubeuten. Schützenhilfe erhalten sie dabei von der ecuadorianischen Regierung, diesich vom Goldabbau wichtige Deviseneinnahmen für das verschuldete Andenland verspricht. Die seit über zwanzig Jahren mit beispielloser Rücksichtslosigkeit ausgebeuteten Ölvorkommen im Amazonasregenwald Ecuadors werden bald erschöpft sein (Regenwald Report 2/94, 4/94). So konzentriert man sich auf die neue Ressource Gold. Den grossen Firmen folgen stets Hunderte armer Siedler, auf der Suche nach dem „El Dorado" im Nationalpark. „Die meisten von ihnen sind ehemalige Angestellte der grossen Firmen", erklären die Umweltschützer. Bis heute haben die agilen jungen Wissenschaftler das Gebiet immer wieder erfolgreich verteidigen können. Als sie 1993 mit Hilfe der Anwälte von CORDAVI nach dreijähriger Verhandlungszeit einen Gerichtsprozess gewannen, erhielten sie sogar Schützenhilfe vom staatlichen Militär, um die Goldsucher von dem Park fernzuhalten. Durch die Beharrlichkeit, mit der sie öffentliche Kampagnen, Aktionen und Gerichtsprozesse ausfechten, konnten sie verhindern, dass eine Strasse durch den Nationalparkgebaut wurde. Ein wichtiges Standbein der Arbeit von ARCOIRIS ist die Aufklärung und Bildung der Bevölkerung. Dafür fahren sie sogar regelmässig mit Fernseher und Video bewaffnet übers Land, um arme Bauern über die Folgen der Waldzerstörung zu informieren. „Die Menschen müssen verstehen, dass sie ihre Lebensgrundlage zerstören, wenn sie den Wald roden. Das ist ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben schon viel erreicht." Und wirklich, die Gruppe hat inzwischen einen starken Rückhalt in der Bevölkerung. Sie konnte in der kleinen Stadt Loja sogar schon grosse Demonstrationen gegen die Umweltzerstörung organisieren - in der Provinz ein absolutes Novum. Die Regierung Ecuadors befindet sich zur Zeit in einer Art „Goldrausch". Der Goldabbau wird im ganzen Land aggressiv gefördert. Was die Waldschützer besonders empört: Diese Entwicklung wird von der Weltbank durch grosszügige Kredite forciert. Die Gelder, die vorgeblich zur „Entwicklung" Ecuadors beitragen sollen, bringen dem Volk in Wahrheit keinen Nutzen. In einem Schreiben an die WB kritisiert ARCOIRIS nachgewiesen, dass der grösste Teil des Geldes den ausländischen Firmen nutzt oder schliesslich in Form von Gehältern wieder an die zahlreichen „Experten", die im Auftrag der Weltbank arbeiten, zurückfliesst. Die Goldminen sind für Mensch und Natur eine Katastrophe. Am schlimmsten sind die Goldwäscher selbst betroffen. Um das Gold von den übrigen Stoffen zu trennen, wird es mit Quecksilber vermischt und stark erhitzt. Die hochgiftigen Dämpfe, die hierbei entstehen, atmen die Arbeiter direkt ein. Das Gift verursacht nicht nur Koliken und Darminfektionen, sondern auch schwere Schädigungen des Nervensystems. ARCOIRIS hat zudem dokumentiert, welche unwiederbringlichen Schäden der Goldabbau an der Flora und Fauna anrichtet. Durch Wind und Flüsse transportiert, gelangt das Quecksilber in die umliegenden Gebiete und gefährdet die gesamte Bevölkerung. Wissenschaftler haben das Gift noch 200 Kilometer von einer Goldmine entfernt nachgewiesen. Nicht nur die Quecksilber-Kontamination ist fatal: Bei einer Untersuchung im November `94 fand ein Team von ARCOIRIS grosse Flächen abgeholzten Waldes, ausserdem eine Reihe von nicht heimischen Pflanzenarten, die durch die Minenarbeiter in den Park „importiert" wurden. ARCOIRIS kämpft dafür, dass der kostbare Nationalpark ein für alle mal vor dem Goldabbau geschützt wird. „Der Park wird in steigendem Masse von Wissenschaftlern und Touristen besucht. Wir meinen, dass dieses Gebiet langfristig ein grosses wirtschaftliches Potential für unser Land haben kann. Die „Mineros" brauchen Alternativen, sie zerstören sonst ihre und unser aller Lebensgrundlage." Die Aktivisten haben deshalb eine neue Kampagne gestartet und im Dezember `94 das „Komitee zur Rettung des Podocarpus Nationalparks" reorganisiert, eine Vereinigung von staatlichen, kirchlichen und privaten Organisationen. Rettet den Regenwald schickte ARCOIRIS 4.000 Mark zur Unterstützung der Kampagne. So konnten die Umweltschützer bereits mehrere Veranstaltungen und Treffen mit den betroffenen Gemeinden organisieren und dringende Presseinformationen erarbeiten. In einer Fotoausstellung dokumentiert ARCOIRIS die Folgen des Goldabbaus für Mensch und Umwelt.

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