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RegenwaldReport 01/1996

Versenken Holzfäller eine Insel?

Die Bewohner der indonesischen Insel Yamdena wollen keine Holzfäller. Schon einmal konnten sie die Zerstörung des Regenwaldes stoppen. Jetzt kommen die Holzfäller wieder.

Eines Tages waren sie da. Männer, mit denen die Bewohner der Insel Yamdena noch nie zu tun hatten. Männer, die Bäume markierten. Die Insel Yamdena gehört zu den Tanimbar Inseln der Molukken zwischen Arafurasee und Bandasee am Rande des Indischen Ozeans. Selten verkehren kleine Flugzeuge. Die 83 000 Bewohner der Insel sind kaum an Fremde gewöhnt. Umso erstaunter waren sie, als im Sommer 1991 Holzarbeiter eines indonesischen Konzerns zusammen mit Japanern, Taiwanesen und Koreanern anrückten, um die Urwaldbäume zu kennzeichnen. Es geschieht, was eigentlich nicht sein darf: Bäume werden zur Abholzung freigegeben, obwohl grosse Teile des Waldes laut Dekret 1509/H-2/DD/71 unter Schutz stehen. Doch andere Dekrete widersprechen dem. Die Insel ist traditionell ganz unter den Bewohnern aufgeteilt. Die Holzfäller wollen diese Rechte nicht respektieren. So nahmen die Insulaner 1992 ihr Schicksal selber in die Hand. Sie klagten vor Gericht gegen die Regierung und riefen Umweltgruppen in Amerika und Europa zur Hilfe. Tausende Protestbriefe gingen bei der Regierung ein. Auf der Insel kam es sogar zu blutigen Unruhen, als die Regierung bewaffnete Polizei gegen die Bewohner einsetzte. Aber immerhin: Für zwei Jahre wurden die Arbeiten eingestellt. Jetzt hat die indonesische Regierung der staatlichen PT Inhutani Gesellschaft und dem Holztycoon Bob Hassan erneut das Recht zur Abholzung von 164 000 Hektar gegeben. Dabei sind die ökologischen Probleme als Folge der Waldvernichtung wissenschaftlich dokumentiert. „Ohne Walddecke", sagt Abdulla Abbas Idjudin vom indonesischen Agroclimate and Land Research Center, „ist die Insel Yamdena der Erosion preisgegeben". Ohne Wald gehen dem Boden jedes Jahr pro Hektar zehn Tonnen Erde verloren. Zurück bleibt nur der Kalkfelsen. Die „nackte" Insel droht im Meer zu versinken.

Bewohner protestieren

Die lokale Umweltgruppe Bina Linkungan Hidup versucht jetzt wieder vor Gericht zu klagen. Protestbriefe aus Europa sind dringend erwünscht. Hier steht schliesslich nicht nur die Lebensgrundlage der Insulaner auf dem Spiel. Die Insel liegt an der so genannten Wallace Linie, wo sich die unterschiedliche Tier- und Pflanzenwelt Australiens und Südostasiens trifft. Zahlreiche bedrohte Tierarten, Kakadus, Wildbüffel und einzigartige Baumarten existieren hier. Die indonesische Regierung wollte eigentlich die Biodiversität schützen. Daran sollte man sie erinnern. Gleichzeitig zeigt das Beispiel Yamdena, wie die Holzindustrie die Zukunft der Menschen ruiniert.

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