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RegenwaldReport 03/2003

Bauern als Waldschützer

Die von Rettet den Regenwald unterstützte Umweltgruppe DECOIN baut ihre Naturschutzprojekte im ecuadorianischen Intag aus

Dumpf hallen die Machetenhiebe im Intag-Bergwald nördlich von Quito. Sechs Männer aus dem nahe gelegenen Dorf Junín schlagen mit ihren Buschmessern einen zwei Meter breiten Pfad im Unterholz der Bergwälder frei. Sie demarkieren ihren Gemeindewald. Mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald hat die lokale Umweltgruppe Decoin bereits mehr als 2.000 Hektar Bergwald gekauft, um ihn vor der Zerstörung durch Minengesellschaften zu retten. Die Grundstücke werden an die Dörfer überschrieben und vertraglich zu Gemeindewäldern erklärt. Gemeinsam übernehmen die Bauern die Verantwortung für den Schutz ihrer Wälder und nachhaltige Formen der Nutzung.

Mitte der 90er Jahre wollte hier der japanische Konzern Mitsubishi eine Kupfermine betreiben. Nach jahrelangen Protesten gegen die drohende Umweltzerstörung besetzten im Mai 1997 die Bewohner von Junín und umliegenden Dörfern das Bergarbeitercamp. Sie demontierten die Maschinen und brannten die Holzhütten des Camps nieder. Auf Mauleseln transportierten sie das Equipment und übergaben es den lokalen Behörden. „Die Aktion war der Durchbruch für weitere Naturschutzmaßnahmen“, erzählt Carlos Zorrilla, Kopf von Decoin.

Die Umweltgruppe half mit, ein Naturtourismus-Projekt aufzubauen, das heute von 35 Dorfbewohnern aus Junin betrieben wird. Eine Ökolodge mit 20 Plätzen steht bereits. In den 27 Dollar Tagespreis enthalten sind Vollpension und geführte Wanderungen durch die atemberaubenden Nebelwälder in der Region. Gerade wird eine zweite Lodge weiter oben in den Bergen errichtet, die vor allem bird-watcher anlocken soll. In der Inititative für ökologischen Kaffeeanbau arbeiten inzwischen 320 Familien aus der Gegend um Junin mit. Die Produkte werden bisher in Ecuador und Japan verkauft. Ab 2004 soll auch der deutsche Markt beliefert werden.

Brandneu ist die Gründung von neun Frauengruppen, in denen über 100 Teilnehmerinnen beispielsweise Taschen und Hüte aus Naturmaterialien wie Sisal herstellen. Aufgenähte Knöpfe werden aus Tagua geformt, einem pflanzlichen „Elfenbein“, das in Ecuador in Höhen bis zu 1.200 Meter wild wächst. Andere Frauen produzieren Seife aus Aloe Vera. Decoin hilft bei der Vermarktung und der Entwicklung neuer Produkte. Auch der Kampf gegen die Bergbauvorhaben im Intag ist noch nicht zu Ende.

Im August 2002 erfuhr Decoin von Regierungsplänen, nahe Junin eine 7.000 Hektar große Bergbau- Konzession auszuschreiben. Carlos und Co. mobilisierten binnen weniger Tage eine große Koalition aus 24 Umweltgruppen der Region, lokalen Bürgermeistern und der Provinzregierung. „Noch werden wir durch potenzielle Minenbetreiber bedroht, aber wir sind bestens gewappnet“, sagt Carlos Zorrilla. „Sollten die Minenkonzerne eines Tages zurückkehren, haben sie es nicht mehr mit einzelnen privaten Waldbesitzern zu tun, sondern mit ganz vielen Dörfern.“

Weitere Informationen zur Arbeit von Decoin:
Unter www.regenwald.org/new/regenwaldkauf/schuetzer.htm finden Sie einen Reisebericht aus dem Intag von Guadalupe Rodríguez und Klaus Schenck.
Unter www.regenwald.org/new/regenwaldkauf/12fragenkauf.htm finden Sie 12 Fragen und Antworten zu unserem Regenwaldkauf-Projekt im Intag.

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