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RegenwaldReport 01/2006

Bilanz der Erfolge

Rettet den Regenwald war im Jahr 2005 so aktiv wie nie zuvor. Dank Ihrer Unterstützung konnten wir weltweit helfen. Bitte lesen Sie, wofür wir Ihre Spendengelder eingesetzt haben

Rettet den Regenwald hat sich auch 2005 mit aller Macht weltweit für den Erhalt der Regenwälder eingesetzt. Wir sind eine kleine, aber effektive Organisation, die ohne großen Verwaltungsaufwand und teure Werbekampagnen auskommt. Stattdessen nutzen wir ein weltweit global Computernetzwerk, das uns mit Regenwald-Aktivisten von Australien bis Kanada, von Afrika bis Asien verbindet. Wir arbeiten ebenso mit Wissenschaftlern zusammen wie mit aktionsfreudigen Schülergruppen. Und wir kämpfen Schulter an Schulter mit anderen internationalen und deutschen Umweltorganisationen, weil wir gemeinsam stärker sind. Dabei haben Sie uns auch 2005 geholfen – dank eines neuen Spendenrekords von fast 500.000 Euro waren wir gemeinsam so aktiv wie nie zuvor.

Nachhaltiger Wiederaufbau in Aceh

Mit fast 110.000 Euro haben wir 2005 das „Mandela“-Projekt unserer Partnerorganisationen auf Sumatra unterstützt. Mandela ist ein Zusammenschluss der verschiedenen „Walhi“-Büros auf der Insel. Die Menschen in der Provinz Aceh im äußersten Norden waren besonders schlimm von der Tsunami-Katastrophe betroffen. Gleich nach dem Tsunami unterstützten wir die Überlebenden der Katastrophe und sorgten mit Ihren Spendengeldern dafür, dass das Walhi-Büro in Banda Aceh bereits am 15. Januar 2005 wieder funktionstüchtig war. Seit vielen Jahren arbeiten wir in Indonesien und schwerpunktmäßig auf Sumatra mit unserer Partnerorganisation Walhi zusammen. Das „Indonesian Forum for Environment“ (Walhi - Friends of the Earth Indonesia) ist das größte Netzwerk von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen im Land mit rund 440 Mitgliedsorganisationen. Walhi ist in 25 indonesischen Provinzen vertreten und kämpft für eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung. Walhi führt Kampagnen gegen Pestizideinsatz, Luft- und Wasserverschmutzung und vor allem zum Schutz der Regenwälder durch und hat sich in der Vergangenheit vehement für Menschenrechte und Naturschutz eingesetzt. Um die Arbeit besser zu koordinieren und sich professioneller auf den ökologischen Wiederaufbau in Aceh konzentrieren zu können, haben unsere Freunde das Netzwerk Mandela gegründet. Vorrangig geht es darum, die illegale Abholzung, die im Namen des Wiederaufbau Aceh erheblich zugenommen hat, zu bekämpfen und Mandela kann stolz auf seine Erfolge sein. An zwei Plätzen im Leuser Nationalpark konnten illegal abholzende Firmen gestellt werden. In den nächsten Wochen beginnen die Prozesse gegen die Täter. In Teunom, an der Westküste Acehs konnten mehr als 200 Menschen in aus Kokosnussholz und Ziegeln erbauten Häusern untergebracht werden. Mehrere internationale Hilfsorganisationen wurden darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Fahrzeuge für den Abtransport illegaler Tropenhölzer missbraucht wurden. Aber nicht nur in Aceh war die Arbeit erfolgreich, sondern auch in anderen Teilen Sumatras, etwa in Jambi. Hier wurden zehn LKW mit illegalem Holz beschlagnahmt.

Kampf um Cerrado

Die noch junge Umweltorganisation „Funaguas“ kämpft im brasilianischen Bundesstaat Piauí gegen den Sojagiganten Bunge und für eine nachhaltige Nutzung der artenreichen Savannenlandschaft Cerrado. 2001 kam Bunge in den brasilianischen Bundesstaat Piauí. Die ökologischen und sozialen Folgen des neuen Sojabooms dort sind verheerend. Bunge ist verantwortlich für die großflächige Abholzung des Cerrado, die Verseuchung der Gewässer und die Vertreibung von Kleinbauern. 2005 organisierte Funaguas fünf regionale Konferenzen in den am meisten durch den Sojaboom betroffenen Teilen von Piauí. Über 60 Gemeinden und mehr als 3.000 Landarbeiter/innen wurden darüber erreicht. Funaguas hat außerdem eine Webseite im Internet aufgebaut (www.funaguas.org.br) und informiert in einer eigenen Monatszeitschrift (Auflage: 5.000) über die schlimmsten Umweltvergehen in der Region, insbesondere was die Expansion des Sojaanbaus betrifft. In der Hauptstadt Teresina läuft eine Kampagne mit dem Titel „Pflanze einen Baum, dann pflanzt du Leben“. Mehr als 30.000 Fruchtbäume wurden inzwischen gepflanzt. Mit gut 4.000 Euro haben wir 2005 die Arbeit von Funaguas unterstützt.

Huaorani aktiv

Die Vereinigung der Huaorani im ecuadorianischen Amazonasgebiet hat im Sommer 2005 mit einem Protestmarsch nach Quito ihre Forderung, in den nächsten zehn Jahren sämtliche Ölarbeiten im Yasuni-Nationalpark einzustellen, untermauert Der Park gehört zu den artenreichsten Gebieten der Welt und ist seit Jahrhunderten Lebensraum von etwa 2.500 Huaoranis. Ölgewinnung im Regenwald ist ein tödliches Geschäft – für den Wald und seine Bewohner. In Ecuador ist über Jahre ausreichend dokumentiert, dass Ölfunde nur für wenige ein Segen sind – für viele dagegen ein Fluch. Die Huaorani wollen die drohende Verschmutzung ihrer Trinkwasserquellen und die Vergiftung der Böden verhindern, solange ihr Lebensraum noch halbwegs intakt ist. Obwohl die UNESCO den Yasuni-Park 1989 zum Biosphärenreservat erklärt hat, begann der brasilianische Ölgigant Petrobras 2005 gegen den erbitterten Widerstand, der indigenen Waldbewohner, eine Zugangsstraße zu Ölfeldern im Nationalpark zu bauen. Petrobras hält mit 15 Prozent die drittmeisten Anteile an dem Ölkonsortium OCP, das die „WestLB-Pipeline“ in Ecuador betreibt. Im Juli 2005 hatten sich rund 300 Vertreter aus Huaorani-Dörfern getroffen und über die weiteren Schritte gegen Petrobras beraten. Anschließend waren etwa 100 von ihnen nach Quito gereist und hatten tagelang vor dem Präsidentenpalast demonstriert. Der Straßenbau im Yasuni-Park wurde daraufhin vorläufig gestoppt. Mit 4.201 Euro haben wir 2005 die Huaorani unterstützt.

Nationalpark statt Bergbau

Auch 2005 versuchte die kanadische Firma Ascendant Exploration, an die 2,3 Millionen Tonnen Kupfer heranzukommen, die unter den Bergregenwäldern im Intag nordwestlich der Hauptstadt Quito liegen. Doch die örtlichen Bauern und Sperrgrundstücke im Wald verwehren der Firma den Zugang. Seit die Einheimischen 1997 den japanischen Bergbaukonzern Bishimetal aus dem Intag vertrieben haben, wurden mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald und Hilfe der lokalen Umweltgruppe „Decoin“ Waldstücke über dem Kupfervorkommen gekauft. Sie wurden an die Dörfer übertragen und zu Schutzgebieten erklärt. Diese sind seit 1999 auf etwa 3.000 Hektar angewachsen. Im August 2005 hat das Dorf Chalguayaco Alto 265 Hektar Bergregenwald mit Spendengeldern von Rettet den Regenwald gekauft. 2006 sollen 250 Hektar dazukommen. Ein besonderer Kauf war eine ein Hektar große Fläche im Dorf Junin. Sie ermöglicht es einer Frauengruppe, Maniok und Bananen anzupflanzen. Außerdem hat Rettet den Regenwald einen Antibergbau- Workshop im Intag mitfinanziert. „Unser Traum ist, dass unsere Wälder eines Tages zum Nationalpark erklärt werden“, sagt Edmundo Lucero, Naturreiseleiter aus dem Dorf Junin. Auch das Nachbardorf La Loma hat die bereits erworbene Waldfläche vergrößert. Direkt angrenzend an den Schutzwald von Junin sollen 2006 mit Unterstützung von Rettet den Regenwald weitere 120 Hektar Primärwald gekauft werden. Auf diese Weise entsteht langsam eine Reihe von Waldreservaten, die die Bergbaufirma stoppen sollen. Seit Anfang 2005 bis heute haben wir Decoin mit gut 36.000 Euro unterstützt.

Smaragd-Provinz in Gefahr

Im Nordwesten Ecuadors liegt die Provinz Esmeraldas (Smaragd). Den Namen gaben die spanischen Eroberer der Provinz wegen ihrer großen Vorkommen an Edelsteinen und anderen Bodenschätzen. Doch der eigentliche Reichtum liegt nicht unter der Erde, sondern in den darauf wachsenden Regenwäldern. Die gehören zur sogenannten biogeografischen Region des Chocó und sind weltweit einzigartig. Die Biodiversität ist enorm. 20 Prozent der Tier- und Pflanzenarten kommen nur im Chocó vor, sind also endemisch. Vor 30 Jahren war der größte Teil der ecuadorianischen Küste noch mit dichten Urwäldern bedeckt. Mit dem Bau von Straßen begann die Rodung der Wälder. Von den ehemals etwa 80.000 Quadratkilometern Tieflandregenwald an der Pazifikküste sind bereits zwei Drittel zerstört. In den verbliebenen Wäldern leben unter anderem die Awá-Indianer. Aber auch ihre Heimat wird in wenigen Jahren unwiderbringlich zerstört sein, wenn nicht schnell etwas geschieht. 2005 haben sich die Zustände drastisch verschlechtert. Häufig illegal und ohne Einverständnis der Indigenen drangen Holzkonzerne vor. Die lokale Bevölkerung bleibt mit schwer geschädigten Wäldern zurück. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen den Regenwald, ohne ihn zu zerstören. Ihre Lebensgrundlage bilden die Jagd, der Fischfang und der Anbau von Bananen und Maniok. Inzwischen wehren sich die Indigenen gegen den Raubbau an ihrer Heimat. Unter anderem setzt sich die Indigenenorganisation Federación de Centros Awá del Ecuador für ihre Rechte ein. Hilfe kommt auch von unserem Mitarbeiter Klaus Schenck, der in dem Gebiet lebt. Mit 8.200 Euro haben wir 2005 die Federación de Centros Awá del Ecuador unterstützt. Für 2006 brauchen wir für die Awá 20.000 Euro.

Landraub mit „Tempo“

Grün ragen die Bäume in den Himmel. Grüne Monotonie soweit das Auge reicht. Im Sommer 2005 haben die Tupinikim und Guarani-Indianer das Grün umgehackt. Eine breite Schneise zieht sich seitdem durch die Eukalyptusplantage der Firma Aracruz im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo. Dort nehmen Menschen das Recht in ihre eigene Hand, weil es ihnen seit Jahren verweigert wird. Wo heute die Einheitsbäume der Eukalyptusplantage in den Tropenhimmel ragen, stand früher der Mata Atlantica, ein besonderer Typ von Regenwald an der Küste des südamerikanischen Landes. Heute existieren nur noch weniger als zehn Prozent. Allein der Zellstoffproduzent Aracruz besitzt nach eigenen Angaben rund 107.000 Hektar Eukalyptusplantagen in Espirito Santo. Die Umwandlung der Küstenregenwälder in Holzacker von Aracruz führte in Brasilien zu gewaltigen Umweltzerstörungen und sozialen Konflikten. Indigene wurden aus ihren Dörfern vertrieben, außerdem hat Aracruz den Grundwasserspiegel gesenkt und die Umwelt mit giftigen Abwässern verschmutzt. Seit Anfang 2005 spitzen sich die Landrechtskonflikte mit der indigenen Bevölkerung der Tupinikim und Guarani zu, weil sich Aracruz weigert, ein illegal angeeignetes Gebiet von 11.000 Hektar an die Ureinwohner zurückzugeben, obwohl nach Studien der staatlichen Indianerbehörde Funai die Tupinikim und Guarani die rechtmäßigen Besitzer sind. Die unabhängige Umweltorganisation FASE unterstützt den Kampf der Indianer um ihr Land. Mit gut 2.500 Euro haben wir FASE 2005 unterstützt.

Ölfirmen raus aus dem Amazonas

Es ist heiß und feucht in der peruanischen Amazonasregion Ucayali, die im Osten an Brasilien grenzt. Bäume, hoch wie Kirchtürme. Ein grünes Meer aus Lianen, Moosen, Farnen und Blättern. Seit kurzem sucht der spanische Multi Repsol nach Öl in der Region Ucayali. Er besitzt dort zwei Fördergebiete gemeinsam mit dem US-Konzern Burlington, die rund 1,5 Millionen Hektar groß sind. Betroffen von der Ölsuche sind die traditionellen Lebensräume der indigenen Stämme Asháninka, Ashéninka, Yine, Shipibo-Konibo, Amawaca und Nawa. Die meisten der Ureinwohner können nicht lesen und schreiben, über die Folgen von Ölförderung wissen sie gar nichts. Aber sie kennen ihren Regenwald, in dem sie noch traditionell als Jäger und Sammler leben, ohne ihn zu zerstören. Er ist für sie Apotheke und Supermarkt, liefert Baumaterialien und Trinkwasser. Viele Dorfbewohner besitzen keine Landtitel, obwohl ihre Vorfahren seit Jahrhunderten hier gelebt haben. Bereits für die seismischen Untersuchungen im Vorfeld einer möglichen Ölförderung werden Tausende Bäume gefällt. Die wilden Tiere des Regenwaldes werden von den Ölarbeitern zum Verzehr oder Verkauf gejagt, wenn sie nicht bereits von dem Lärm der Maschinen verscheucht wurden. Um die drohenden Gefahren abzuwenden, haben die indigenen Organisationen ORAU (Organisación Regional Aidesep Ucayali) und OIRA (Organisación Indígena Regional Atalaya) Mitte Oktober 2005 einen Workshop durchgeführt. Stammesführer aus 50 Dörfern und Vertreter indigener Organisationen aus ganz Peru und dem Ausland haben vier Tage über die ökologischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen der Ölförderung diskutiert. Mit 4.000 Euro haben wir 2005 die Organisación Regional Aidesep Ucayali unterstützt.

Wir kaufen den Affenwald

Der Jeep fährt die leicht ansteigende Straße nach Samboja Lestari hinauf. Ein Gebiet knapp unterhalb des Äquators an der Ostküste von Borneo. Auf einmal wird die Landschaft tiefgrün und ist voller Bäume, während sie vorher aus endlosen Graswüsten bestand. Hier wächst das Samboja Lestari Projekt. Menschen aus aller Welt können sich finanziell daran beteiligen und ein einmaliges Naturschutzreservat für Orang-Utans schaffen. Um den bedrohten Menschenaffen eine neue Heimat zu geben, wird in Samboja Lestari neuer Lebensraum für sie gekauft. Der ehemals artenreiche Regenwald wurde hier in den letzten Jahrzehnten rücksichtslos zerstört. Nährstoffzehrendes Alang-Alang-Gras hat sich ausgebreitet. Zurück blieb eine ökologische Wüste. Doch schon heute kann man deutlich erkennen, dass dies nicht so bleiben muss. Die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) pflanzt seit 2001 jährlich Hunderttausende Bäume, das über 17 Millionen Quadratmeter große Gebiet wird wieder in natürlichen Lebensraum verwandelt. Schon in wenigen Jahren können dort die ersten Orang-Utans ausgewildert werden. Mit 100.000 Euro haben wir 2005 das BOS-Projekt unterstützt.

Fazit

Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück, dank Ihrer Großzügigkeit und dank Ihres Vertrauens in unsere Arbeit. Die hier vorgestellten Projekte werden weitergeführt und wir sind sicher, Ihnen in einem Jahr wieder eine Bilanz der Erfolge präsentieren zu können.

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