Geplante Zellstofffabrik droht Tasmanischen Teufel auszurotten

Bedroht: der Tasmanische Teufel
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Der Tasmanische Teufel könnte das selbe Schicksal erleiden wie der Tasmanische Tiger, der seit 1936 ausgestorben ist. Der österreichische Industrieanlagenbauer Andritz will für den Gunn-Holzkonzern eine der größten Zellstofffabriken der Welt auf Tasmanien bauen. Durch das industrielle Großprojekt sind rund 200.000 Hektar Urwald in Gefahr. Und mit dem Wald könnte auch der einzigartige Tasmanische Teufel, der größte Raubbeutler der Welt, für immer verschwinden.

Appell

Der Holzkonzern Gunn plant im Norden Tasmaniens den Bau der riesigen Bell Bay-Papierfabrik. Fabrik und Maschinen sollen vom österreichischen Anlagenbauer Andritz konstruiert werden. Was Andritz scheinbar nicht weiß: Gunn ist auf Tasmanien kein Unbekannter. Der Konzern hat bereits weite Teile der Urwälder der Insel gerodet. Nur 20 Prozent der Wälder sind noch vom Kahlschlag verschont geblieben. Durch die Mitarbeit der Andritz AG sind auch diese letzten Urwaldreste in Gefahr. Ein Aufkleber auf einem Holzschlepper verrät viel über die Einstellung der Holzindustrie: „Zuerst roden wir die Erde, die anderen Planeten folgen später“

Bis zu vier Millionen Tonnen Holz soll die riesige Fabrik pro Jahr verschlingen. Es wäre die drittgrößte ihrer Art weltweit. Umweltschützer gehen davon aus, dass dafür in den nächsten zwei Jahrzehnten rund 200.000 Hektar Urwald gerodet werden müssen. Industrielle Eukalyptus-Plantagen sollen die unberührte Wildnis mit tausendjährigen und bis zu hundert Meter hohen Eukalyptusbäumen ersetzen. Umweltschützer warnen, dass bei den Rodungen – wie in der Vergangenheit bereits geschehen – Napalm eingesetzt werde.

Die Rodung der sehr artenreichen Regenwälder der Insel könnte das Schicksal des ohnehin schon gefährdeten Tasmanischen Teufels endgültig besiegeln, denn eine geheimnisvolle Krankheit dezimiert seit einiger Zeit den Bestand zusehends. Die Tasmanier bangen um ihr Wahrzeichen, das nach der Ausrottung des Tasmanischen Tigers der noch größte lebende Raubbeutler der Welt ist. In Australien steht die Diskussion um die Gunn-Fabrik ganz oben auf der aktuellen Umweltagenda, mehrere Gerichtsverfahren laufen gegen das Projekt. Die australische Umweltorganisation „The Wilderness Society“ warnt davor, dass der Betrieb der Zellstofffabrik Tourismus und Fischerei stark beeinträchtigen werde.

Durch die Urwald-Rodungen und den Betrieb der Anlage würden jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Treibhausgase entweichen, das entspricht mehr als die jährlichen Emissionen Frankfurts. Täglich sollen rund 64.000 Kubikmeter Abwasser in den Tamar-Fluss und das Meer abgeleitet werden. Die Andritz AG aus Graz sieht bisher keinen Grund, von ihrem Vorhaben abzurücken. Österreichische Zeitungen zitieren das Unternehmen, das die Äußerungen der Umweltschutzorganisationen als „lächerlich und fragwürdig“ bezeichnet. Es verweist auf die lange Prüfung des Projekts. Auf konkrete Vorwürfe, wie zum Beispiel die Rodung mit Napalm, reagierte das Unternehmen ausweichend: Dies sei aus der Ferne nicht zu beurteilen.

Dass die Andritz AG nicht sonderlich an Umweltfragen interessiert ist, zeigt auch das Engagement des Unternehmens in der Türkei. Es hält als einziges europäisches Unternehmen immer noch am Ilisu-Staudamm fest Das Roden der Urwälder lassen sich die Firmen mit Subventionen und Exportversicherungen beim Staat absichern. Auch der Österreichische Staat will sich möglicherweise an dem Projekt beteiligen. Die Österreichische Kontrollbank (OeKB) prüft derzeit, ob sie die Arbeit der Andritz AG teilweise mit Steuergeldern versichert. Das ist unverantwortlich. Deshalb fordern wir die OeKB auf, den Antrag auf Gewährung der Haftungsgarantien abzulehnen.

An­schreiben

An
- Herrn Wolfgang Leitner, Vorstandsvorsitzender Andritz AG, wolfgang.leitner@andritz.com
- Herrn Mag. Dr. Johannes Attems, Herrn Dr. Rudolf Scholten, Vorstand Kontrollbank Austria, oeffentlichkeitsarbeit@oekb.at

CC
- Herrn Kurt Stiassny, Aufsichtsratsvorsitzender Andritz AG, kurt.stiassny@andritz.com
- Herrn Josef Pröll, Finanzminister, josef.proell@bmf.gv.at

Sehr geehrter Herr Leitner, sehr geehrter Herr Attems, sehr geehrter Herr Scholten,

die Beteiligung der Andritz AG am Bau und der Ausrüstung der geplanten Bell-Bay-Zellstofffabrik auf Tasmanien beunruhigen mich sehr.

Auf der Insel gedeiht sogenannter temperierter Regenwald, der über eine unglaubliche Biodiversität verfügt. 80 Prozent dieses Regenwaldes sind bereits vernichtet – unter besonderer Mithilfe des Holzkonzerns Gunn, der – wie Sie wissen – die neue Zellstofffabrik plant.

Für den Betrieb der Fabrik benötigt Gunn jährlich bis vier Millionen Tonnen Holz. Hierzu müssten 200.000 Hektar wertvoller Regenwald gerodet und in monotone Plantagen verwandelt werden. Durch die Urwald-Rodungen und den Betrieb der Anlage würden jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Treibhausgase entweichen, das entspricht mehr als die jährlichen Emissionen Frankfurts. Täglich sollen rund 64.000 Kubikmeter Abwasser in den Tamar-Fluss und das Meer abgeleitet werden. Der Tasmanische Teufel stünde vor der Ausrottung.

Zum Thema Nachhaltigkeit schreibt Ihre Firma: „Der nachhaltige Schutz der Umwelt und die Schonung der natürlichen Ressourcen sind wesentliche Anliegen der Andritz-Gruppe“. Dies steht im krassen Widerspruch zu ihrer Mitarbeit am Bau der Gunn-Papierfabrik! Sie verweisen bisher darauf, dass Australien sehr hohe Umweltstandards hat und die Vorwürfe, wie die Urwaldrodung, den Einsatz von Napalm, die Einleitung großer Abwassermengen und die massive Freisetzung von Treibhausgasen aus der Ferne nicht beurteilen könnten. Für mich sind dies Ausflüchte, um sich nicht mit den Folgen der Zellstofffabrik auf Tasmanien befassen zu müssen.

Darum bitte ich Sie, die Zusammenarbeit mit Gunn sofort einzustellen und sich nicht am Bau und der Ausrüstung der Papierfabrik auf Tasmanien zu beteiligen. Außerdem wäre es für mich skandalös, wenn für ein solches Geschäft Exportgarantien des Bundes über die Österreichische Kontrollbank geleistet würden. Setzen Sie ein Zeichen, dass Profitstreben nicht auf Kosten des Regenwaldes geschehen darf.

Mit freundlichen Grüßen

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