Offenes Schreiben: Der Weg zu einem anderen Energie- und Klimamodell

5.312 Teilnehmer

Die Verbrennung von Erdöl setzt gigantische Mengen an Kohlendioxid frei und heizt den Treibhauseffekt an. Der beste Weg das Klima zu schützen ist es daher, das Erdöl für immer im Boden zu lassen ist. Dies gilt erst Recht, wenn das Öl unter einem extrem artenreichen Regenwald-Nationalpark und dem Land von bedrohten Ureinwohnern liegt. Um die bahnbrechende Initiative umzusetzen, braucht Ecuador dringend internationale Unterstützung - und viel Geld.

Appell

Die ecuadorianische Regierung steckt in der Zwickmühle. Westlichen Ölkonzerne haben das Land in eine fatale Abhängigkeit von den Petrodollars als wichtigster Einnahmequelle gebracht. Im Yasuni-Nationalpark und angrenzenden ITT-Gebiet lagern die größten noch unerschlossenen Ölreserven des Landes. Die Ölkonzerne wollen um jeden Preis an das Öl herankommen und setzen die Regierung unter Druck. Sie haben die Schwerölpipeline OCP gebaut, mit der das Öl aus dem Regenwald zum Exporthafen am Pazifik gepumpt wird. Die Menschen im Amazonasgebiet, Umweltorganisationen, Menschenrechtsgruppen und Teile der ecuadorianischen Regierung unterstützen hingegen die Yasuní – ITT - Initiative. Die kämpft dafür, dass das Erdöl für immer unter der Erde bleibt.

Die Initiative ist der beste Weg, um das Klima zu schützen, die Biodiversität zu bewahren und die Rechte der Ureinwohner zu respektieren. Denn die Ölförderung im Regenwald von Ecuador hat katastrophale Spuren hinterlassen. Riesige Regenwaldgebiete sind mit Öl verseucht. Die Bäche und Flüsse sind hochgradig damit belastet, die dort lebenden Ureinwohner kulturell entwurzelt und an den Giften erkrankt. Eine Milliardenschwere Klage der betroffenen Menschen gegen den amerikanischen Ölkonzern Chevron-Texaco, der Ende der 1960er Jahre die Ölförderung im Regenwald Ecuadors begann, wird seit Jahren verschleppt. Einige europäische Regierungen, darunter Deutschland, Belgien und Spanien, haben bereits ihr Interesse bekundet, die Initiative zu unterstützen.

Die Bundesregierung hat eine Machbarkeitsstudie für das Projekt finanziert und durchgeführt. Nun wartet die Bundesregierung auf Antworten der Ecuadorianer. Immerhin geht es um 3,7 Milliarden Dollar, die Hälfte der entgangenen Öleinahmen, die Ecuador von der internationalen Staatengemeinschaft als Kompensation fordert. Die Regierung Ecuadors ist gespalten in Befürworter und Gegner der Initiative. Letztere blockieren und arbeiten intensiv am Plan B: Der Erdölförderung im Yasuni-Nationalpark. Auch der ecuadorianische Präsident Rafael Correa lässt keine klare Linie erkennen. Doch dem Vertragswerk für einen Treuhandfond, der die Gelder zur Finanzierung der Kompensationsmaßnahmen verwalten soll, hat er nun zugestimmt.

Bitte helfen Sie mit, den Politikern auf die Sprünge zu helfen. Der Kampf gegen die Gier der mächtigen Ölindustrie erfordert mehr als Interesse und Absichtsbekundigungen. Bitte unterschreiben Sie die das nachfolgende internationale, offene Schreiben „Der Weg zu einem anderen Energie- und Klimamodell. Welchen Beitrag leistet Europa für die ecuadorianische Yasuni-ITT-Initiative, die vorsieht das Öl im Boden zu belassen?“

(Foto "Yasuni Green Gold, The amazon fight to keep the oil underground")

Die Namen der Organisationen und Gruppen, die schon unterschrieben haben, finden Sie hier.

Hinter­gründe

Organisationen und Gruppen, die das offene Schreiben schon unterzeichnet haben: A.J.M. “África en el corazón” (Spanien) Acció per un Turisme Responsable (Spanien) ALBA SUD (Spanien) Ali Supay (Spanien) AMA ASOCIACION INDIGENA DEL PERU (Peru) AMLO TV (Mexiko) ASERB ASBL (Asociacion de Ecuatorianos Residentes en Bruselas) (Belgien) Asociacion AMARANTE (Spanien) Asociación Amigos de los Parques Nacionales (Argentinien) ASOC-Katio (Spanien) Asociación Entrepueblos (Spanien) Attac Madrid (Spanien) Baula – Comités Óscar Romero de Santa Margarida de Montbui (Spanien) BioMindo (Ecuador) Campaña Yasuni Green Gold (Vereinigtes Königreich) DECOIN, Intag (Ecuador) CEDENMA (Ecuador) CENTRO DE ACOGIDA E. BALDUCCI (Italien) Centro de Mujeres Candelaria (Bolivien) Coalition of the Flemish North-South Movement (Belgien) Colectivo de Trabajo Jenzera (Kolumbien) COMITE OSCAR ROMERO DE MADRID (Spanien) Comités Oscar Romero de Santa Margarida de Montbui (Spanien) Comite Oscar Romero de Vigo (Spanien) Comité Solidaridad Africa Negra Pamplona (Spanien) Comunidad Aborigen Hallpa Ñokkayku (Argentinien) Confederación Ecologistas en Acción – Ekologistak Martxan – Ecologistes en Acció – Ecoloxistes n’Aición (Spanien) Congregación religiosa (Compañíade Jesús) (Spanien) Cristianos de Base (Spanien) Cristianos por el Socialismo (Spanien) E.R.H.A. Ecologia para el Recurso Humano y el Ambiente (Venezuela) Ecoportal.Net (Argentinien) Eine-Welt-Selbsthilfegruppe „Los Andes“ (Deutschland) Enginyeria Sense Fronteres (Katalonien) Fundación Pachamama (Ecuador) Fundacion SELVA-Vida Sin Fronteras (Ecuador) FUNDECOL (Ecuador) GUYRAPYTA-BirdWatching (Uruguay) Iniciativa para el Desarrollo Local (Argentinien) Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie (Deutschland) Instituto Hegoa (Spanien) México Nación Multicultural – UNAM – (Mexiko) MNSS (Spanien) Movimiento Idun (Spanien) Observatori del Deute en la Globalització (Katalonien) Observatorio de la Deuda en la Globalización (Spanien) OFICINA DE DERECHO AMBIENTAL (Ecuador) ONG Amics de Palanques (Spanien) ONG Conciencia Solidaria (Argentinien) Ongd AFRICANDO (Spanien) PLATAFORMA DE SOLIDARIDAD CON CHIAPAS – OAXACA Y GUATEMALA (Spanien) Prensa Indígena Org (Mexiko) Red de Comunicaciones Apachita (Bolivien) Red de Ecologistas Populares (Ecuador) RED ECOFEMINISTA INTERCULTURAL Y SOLIDARIA.REIS (Spanien) Red Mexicana de Acción frente al Libre Comercio RMALC (Mexiko) REMSA Rede de Movimientos Sociales (Spanien) Salva la Selva / Rettet den Regenwald (Deutschland) SETEM-Catalunya (Spanien) Sociedad Criolla El Cencerro (Uruguay) Sodepaz Rioja (Spanien) Unidad Ecologica Salvadoreña UNES (El Salvador) Uniterre/Via Campesina (die Schweiz) Rosana Alvarado Carrión, ekuatorianische Abgeordnete, Presidentin der Kommission für Biodiveristät und Natürliche Ressourcen( Ekuador)

An­schreiben

Offenes Schreiben: Der Weg zu einem anderen Energie- und Klimamodel

Welchen Beitrag leistet Europa für die ecuadorianische Yasuni-ITT-Initiative, die vorsieht das Öl im Boden zu belassen? Die europäischen Regierungen sollten die besten integralen internationalen Initiativen zur Entkarbonisierung der Atmosphäre, dem Erhalt der globalen Biodiversität und einer Veränderung der Energie-Matrix unterstützen.

Die staatliche Yasuni-ITT-Initiative fordert den Verzicht, die Erdölvorkommen im Gebiet des Yasuni Nationalparks zu fördern. Die Yasuni-Region beherbergt eine weltweit einzigartige Artenvielfalt: Hier leben mehr verschiedene Amphibien-, Reptilien-, Fledermäuse- und vor allem Baumarten als anderswo auf dem Planeten. Auch eine große Anzahl bedrohter endemischer Arten findet hier Schutz. Dieses Naturparadies ist die Heimat des indigenen Volks der Huaorani, dessen Stämme Tagaeri und Taromenane noch immer zurückgezogen in freiwilliger Isolation leben.

Der einzigartige Vorschlag, das Erdöl im Boden zu belassen, ist vor einigen Jahren als kollektive Idee in der Zivilgesellschaft entstanden und wurde von der Regierung Rafael Correa zu Beginn seines Mandats 2007 übernommen. Hintergrund dieses Appells an die Weltgemeinschaft ist die dringende Notwendigkeit die aktuelle Lebensweise zu ändern. Der Vorschlag beinhaltet ein finanzielles Opfer, um die in freiwilliger Isolation lebenden indigenen Völker zu schützen und zum Nutzen der unvergleichlichen Megabiodiversität, die im Interesse der gesamten Menschheit liegt. Die Realisierung dieses Vorschlags hätte zur Folge, dass ein Fünftel der ecuadorianischen Erdölvorkommen nicht gefördert werden dürften. Aus diesem Grund ersucht die ecuadorianische Regierung die Weltgemeinschaft um Hilfe in Form von Kompensationszahlungen in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar, die, verteilt auf einen Zeitraum von 12 Jahren, in soziale Projekte und in die Umstellung auf saubere Energiequellen fliessen würden. Die Regierung Ecuadors ist bereit, den Hauptanteil jener Kosten zu tragen, die eine Nichtförderung des Erdöls verursachen würde und profitiert andererseits von der Vermeidung der enormen Folgelasten, die eine Ölförderung in Umwelt und sozialem Gefüge zur Folge hätte.

Im aktuellen Lage nach Kopenhagen, der lähmenden Unfähigkeit konkrete Initiativen zu unterbreiten und die dringend notwendigen Schritte einzuleiten, die einen Ausweg aus den klimatischen, ökologischen und energetischen Krisenszenarios markieren würden, die die gesamte Weltbevölkerung und die zukünftigen Generationen gefährden, ist es von vitaler Wichtigkeit, dass die Yasuni-ITT Initiative entschlossene internationale Unterstützung findet. Wir unterstützen, dass diese gerechterweise umso höher ausfallen sollte, je grösser die Klimaschuld und die historische Umweltschuld des jeweiligen Verursacher mit den Ländern des Südens ist. Die Yasuni-ITT Initiative ist keine allgemeingültige Lösung der globalen Krise, wird aber der Internationalen Gemeinschaft als Orientierungspunkt zur einzig richtigen Fokussierung dienen: Eine Post-Petroleum Wirtschaft und Gesellschaft, die die Fördermenge und die Verbrennung reduzieren, insbesondere in den sozial und ökologisch benachteiligten Regionen des Planeten. Die Mitbeteiligten an der Yasuni-ITT Initiative werden durch ihr konkretes und integrales Handeln zu Vorstreitern und einer internationalen Referenz in Zeiten fehlender Kompromisse.

Die Yasuni-ITT Initiative gründet auf die Anerkennung und teilweisen Wiedergutmachung der Umwelt- und Sozialschulden, welche die Industrieländer unter anderem als Hauptproduzenten der klimaschädlichen Treibhausgase bei den Ländern des Südens offen haben. Aus diesem Grund ist die Initiative weder als Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Carbon Credit) noch als Entwicklungshilfe zu verstehen und soll auch keine weitere Auslandverschuldung generieren. Unser Vorschlag ist es, dass die der Yasuni Initiative zufliessenden Mittel zum Beispiel auch aus der Verminderung oder der Einstellung von Projekten stammen könnten, die traditionell auf große Mengen fossiler Brennstoffe angewiesen sind, um auf diese Art und Weise den Willen eines Wandels in der aktuellen Energiepolitik zu zeigen. Diese Mittel sollten nicht aus Umverteilung von Schulden stammen. Auch sollte die Unterstützung der Initiative nicht an die Aushandlung eines Freihandelsabkommens gebunden sein oder im Zusammenhang damit stehen, oder seine Entsprechung auf europäischer Ebene, einem Assoziierungsabkommen. Auf diese Weise werden die Mitbeteiligten der Yasuni Initiative zu Vorstreitern eines neuen Post-Petroleum Zeitalters.

Wir appellieren an die europäischen Regierungen, allen voran die Regierungen von Deutschland, Spanien und Belgien, die ihre Sensibilität für die Initiative bereits bezeugt haben, damit sie als historische Mitverantwortliche des enormen Treibhausgasausstosses und der direkten und indirekten Erosion der globalen Biodiversität diese exzellente Initiative aus Ecuador unterstützen, deren Bestehen zum aktuellen Zeitpunkt jedoch gefährdet ist.

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