Ecuador: Keine Kupfermine im Regenwald

Javier Ramirez vor Regenwaldpflanzen Javier Ramírez, Familienvater, Bauer und Sprecher des Dorfes Junin, kämpft für die Natur seiner Heimat (© Javier Ramirez)
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Unter den Bergregenwäldern des Intag in Ecuador lagert Kupfer. Für den Abbau des Metalls sollen die Natur und mehrere Dörfer weichen. Nun werden die Einwohner bedroht und kriminalisiert. Javier Ramírez, der Sprecher des kleinen Dorfes Junin, wurde sogar ins Gefängnis gesteckt. Bitte schreiben Sie an die ecuadorianische Regierung

Appell

An: Herrn Rafael Correa, Präsident von Ecuador, Quito

„Um eine Kupfermine im Regenwald von Ecuador durchzusetzen, lassen die Behörden unschuldige Bauern verhaften. Ich fordere die Freilassung von Javier Ramírez!“

Ganzes Anschreiben lesen

"Javier Ramírez vertritt das ganze ecuadorianische Volk und die gesamte Welt", sagt der Sänger Jaime Guevara dem Fernsehsender TVN. "Ich glaube es ist nicht gerecht, dass er für den Protest gegen eine Ungerechtigkeit der Regierung des Terrorismus angeklagt wird und man ihn für viele Jahre ins Gefängnis sperren will."

Am 10. April 2014 wurde Javier Ramírez verhaftet. Der Bauer soll Funktionäre der staatlichen Bergbaugesellschaft ENAMI angegriffen haben, so der Vorwurf. Javier bestreitet dies, und hat sogar Zeugen dafür, dass er an dem fraglichen Tag krank Zuhause war.

Seit zehn Monaten ist er nun schon im Untersuchungsgefängnis eingesperrt. Inzwischen wird er sogar der Rebellion, der Sabotage und des Terrorismus beschuldigt. Fundierte Beweise für eine strafbare Handlung wurden dazu nicht vorgelegt. Die Gerichtsverhandlung Ende Januar war nach Meinung von Beobachtern in Ecuador eine Farce. Am 10. Februar soll das Urteil verkündet werden. Javier drohen bis zu sechs Jahre Haft.

Die Beleidigung, Einschüchterung und Kriminalisierung der Menschen und Gruppen, die gegen die Umweltzerstörung protestieren, erfolgt in Ecuador systematisch und von höchster Stelle.

"Glaubt nicht den romantischen Umweltschützern, jeder, der sich der Entwicklung des Landes widersetzt, ist ein Terrorist." Mit solchen Worten diffamiert Ecuadors Präsident Rafael Correa immer wieder Umweltschützer, Menschenrechtler und IndigeneWeiter unter Hintergründe

Organisationen aus aller Welt, darunter auch Amnesty International, fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Javier Ramírez. Außerdem sollen alle Anklagen gegen ihn und seinen Bruder, Hugo Ramírez, fallengelassen werden.

Bitte unterzeichnen Sie die Petition an den Präsidenten von Ecuador, Rafael Correa. #LibertadparaJavierRamírez - Freiheit für Javier Ramírez!

Hinter­gründe

Kupfermine im Intag (Minenprojekt Llurimagua)
Die Kupfer-Mine Llurimagua in den Bergregenwäldern des Intag nördlich der Hauptstadt Quito will die staatliche ecuadorianische Bergbaugesellschaft ENAMI zusammen mit dem ebenfalls staatlichen chilenischen Kupferkonzern CODELCO erschließen und ausbeuten.

Seit das Vorkommen in den 1980er Jahren entdeckt wurde, widersetzen sich die Einwohner gegen den Kupferabbau. Die Regierung hat das Projekt bereits zweimal an Firmen konzessioniert. Doch die Einwohner konnten sowohl den japanischen Bergbaukonzern Bishimetals als auch die kanadische Firma Ascendant Copper zur Aufgabe des Projekts bewegen. Rettet den Regenwald unterstützt die Menschen dazu schon seit fast 20 Jahren.

Protest vor dem Gericht

Während der Gerichtsverhandlung von Javier Ramírez am 30. Jan. 2015 haben viele Einwohner aus dem Intag und Umweltschützer vor dem Gerichtsgebäude friedlich demonstriert - umringt von einem großen Polizeiaufgebot:

"Wir machen das, was wir schon immer in den vergangegen 20 Jahren getan haben", erklärt José Cueva dem Fernsehsender TVN. "Wir respektieren vor allem unsere Mutter Erde, schützen unser Wasser und schlagen viele alternative Projekte vor, damit wir nicht in die Falle des Bergbaus und der schonungslosen Entwicklung stürzen."

Die Regierung setzt auf die Rohstoffausbeutung

Die ecuadorianische Regierung will mit dem Abbau von Rohstoffen Geld in die Staatskassen spülen: Von Erdöl, Erdgas, Kupfer, Gold und Molybdän für den Export in die Industrieländer.

Zu deren Ausbeutung hat die Regierung von Präsident Rafael Correa vor allem kanadische und chinesische Firmen ins Land geholt. China hat dem südamerikanischen Land bereits Milliardenkredite vergeben, mit denen nun die Sozialprogramme seiner Regierung, riesige Infrastuktur- und Industrieprojekte finanziert werden.

Für die Regenwälder und deren Einwohner ist dabei kein Platz mehr. Und wer den sogenannten Sozialismus des 21. Jahrhunderts, so nennt Correa seine Politik, kritisiert oder nicht für die Projekte Platz machen will, lebt gefährlich.

Umweltschützer und Indigene sind Terroristen

Die Beleidigung, Einschüchterung und Kriminalisierung der Menschen und Gruppen, die sich für den Erhalt der Umwelt einsetzen, erfolgt in Ecuador systematisch und von höchster Stelle. Ecuadors Präsident Correa beschimpft Umweltschützer, Menschenrechtler und Indigene immer wieder als infantil und rückständig. Glaubt nicht den romantischen Umweltschützern, jeder, der sich der Entwicklung des Landes widersetzt, ist ein Terrorist, so eine der Diffamierungen des Staatsoberhauptes.

Auch die Einwohner des Intag wurden mehrfach Opfer der Verbalattacken von Correa. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schreibt dazu in ihrer Dringenden Aktion – Umweltschützer in Gefahr u.a.: Am 28. September veröffentlichte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa während seiner wöchentlichen Fernsehshow Bilder und Informationen von AktivistInnen aus Intag, darunter auch von Carlos Zorrilla. Carlos Zorrilla ist Gründungsmitglied der Organisation Defensa y Conservación Ecológica de Intag (DECOIN), einer Umweltschutzorganisation, die sich für den Erhalt des subtropischen Regenwalds und der Biodiversität der im Norden des Landes gelegenen Region Intag einsetzt.

Correa beschrieb ihre Aktivitäten als "destabilisierend" und als eine von außen angezettelte Einmischung in die Regierungspolitik. Bei einer weiteren seiner wöchentlichen Fernsehshows am 7. Dezember beschuldigte der Präsident Carlos Zorrilla und andere Personen erneut, im Auftrag ausländischer Interessen tätig zu sein, und forderte die Einwohner Ecuadors zum Handeln auf, so Amnesty International.

Bundestagsabgeordnete unerwünscht

Einer Delegation des deutschen Bundestages, die im vergangenen November in den von der Erdölförderung bedrohten Yasuni-Nationalpark im Amazoansregenwald des Landes reisen wollte, verweigerte das ecuadorianische Innnenministerium die Einreise.

Präsident Correa stornierte dazu auch gleich die staatliche Entwicklungszusammenarbeit im Umweltbereich mit Deutschland. Die dafür vorgesehenen Gelder wollte er sogar in doppelter Höhe nach Deutschland zurücküberwiesen. Die deutschen Politiker sollten mit dem Geld Kurse in Benimmregeln belegen, so der Staatschef im Fernsehen.

Mord an Indigenen

Die verbalen Attacken des Staatsoberhaupts schaffen ein Klima von Intoleranz und Hass. Zahlreiche Ureinwohner wurden in Ecuador bereits ermordet, weil sie gegen den Abbau von Erdöl und Kupfer im Regenwald protestiert hatten.

Am 28. November 2014 wurde der Indigenenführer José Isidro Tendetza Antún zum letzten mal lebend gesehen, als er sich auf dem Weg zu einer Demo gegen die Mirador-Mine machte, berichtet der Guardian. Seine durch Schläge und von Knochenbrüchen gezeichnete Leiche wurde am 2. Dezember am Ufer des Zamora-Flusses im Süden Ecuadors gefunden – die Hände auf den Rücken gebunden.

Die Behörden liessen seine Leiche anonym bestatten und benachrichtigen seine Hinterbleibenen nicht, offensichtlich um seinen Tod zu vertuschen. Als einer der Führer der Shuar-Indianer stand José der riesigen Mirador-Mine an der Grenze zu Peru im Wege. 

Mirador-Mine

Die Mirador-Mine im Amazonas-Regenwald soll nach den Worten von Präsident Correa eine neue Ära in Ecuador einleiten, das Zeitalter des Bergbaus. „Ecuador könnte die zweitgrößte Kupfermine der Welt haben", so das Staatsoberhaupt. "Wir können nicht länger als Bettler auf einem Goldschatz sitzen." 2,9 Millionen Tonnen Kupfer will dort die chinesische Bergbaufirma Ecuacorriente für den Export fördern.

Kupfer für Energiewende und Luxuskonsum
Deutschland gehört zu den größten Abnehmern des goldgelben Metalls. Ohne Kupfer wären die sogenannte Energiewende und unser Luxuskonsum nicht möglich: In jedem Elektroauto, Windgenerator und elektrischen Schaltkasten, aber auch in Handys, Computern und Elektrogeräten stecken jede Menge Kupfer.

Artikel und Fernsehbericht von TVN von der Demonstration vor dem Gerichtsgebäude in Ibarra am 30. Jan. 2015 (Auf Spanisch):

Inicio audiencia de juzgamiento de Javier Ramírez

TV-Bericht auf YouTube

An­schreiben

An: Herrn Rafael Correa, Präsident von Ecuador, Quito

Sehr geehrter Herr Präsident Correa,

seit dem 10. April 2014 ist der Familienvater, Bauer und Sprecher des Dorfes Junin (Intag, Cotacachi, Imbabura), Javier Ramírez, in Untersuchungshaft eingesperrt. Er soll Funktionäre der staatlichen Bergbaugesellschaft ENAMI angegriffen haben, so der Vorwurf.

Javier bestreitet dies, und hat sogar mehrere Zeugen dafür, dass er an dem fraglichen Tag krank Zuhause war. Doch inzwischen wird er sogar der Rebellion, der Sabotage und des Terrorismus beschuldigt. Fundierte Beweise für eine erkennbar strafbare Handlung gegen ihn wurden allerdings nicht vorgelegt.

Es besteht vielmehr der Eindruck, dass Javier Ramírez von den staatlichen Behörden gezielt kriminalisiert wird, weil er wie sehr viele Einwohner des Intag gegen eine geplante Kupfermine ist. Auf diese Weise sollen anscheinend der Widerstand und die Proteste gegen das Bergbauprojekt erstickt werden.

Für den Abbau des tief unter dem Toisan-Gebirge liegende Kupfervorkommen müssten nicht nur die Regenwälder des Intag gerodet, Flüsse umgeleitet und die Berghänge abgetragen werden, sondern auch mehrere Dörfer, darunter Junin, weichen.

Am 10. Februar 2015 soll das Urteil gegen Javier Ramírez verkündet werden. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt fordern seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Bitte beenden Sie auch die ständige Polizeipräsenz im Dorf Junin. Die Einwohner leben dadurch wie in einem permanenten Ausnahmezustand und fühlen sich eingeschüchtert.

Bitte schützen Sie die Rechte der Bürger und opfern Sie nicht die einmalige Natur des Intag dem Abbau von Bodenschätzen.

Mit freundlichen Grüßen

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