Hornvogel aus Sulawesi (Indonesien) Maskottchen von JATAM Sulteng: der bedrohte Sulawesi-Hornvogel (© Jatam Sulteng) Schutzgebiet Morowali Das Naturreservat Morowali ist Heimat von Anoa-Wildrindern, Babirussa-Hirschebern und Koboldmakis (© CC BY-SA 2.0) Nickelschmelze von oben Ökologische Wüste für Nickel: die Sonderindustriezone Gunbuster (© WALHI Sulsel) Jatam Aktivisten mit Plakaten „Das Meer von Morowali ist keine Toilette für den Bergbau" (© Moh. Taufik / JATAM Sulteng) Kinder vor alternativer Schule Die Kinder der Lauje lernen lesen, schreiben, rechnen und Umweltwissen (© Jatam Sulteng)

Widerstand gegen Bergbau auf Sulawesi

Bergbau von Gold, Nickel, Sand und Gesteinen macht aus dem Naturparadies der Insel Sulawesi eine trostlose Wüste. Das Anti-Bergbau-Netzwerk JATAM Sulteng wehrt sich dagegen, bringt Firmen vor Gericht, organisiert Protest und betreibt sogar drei Schulen.

Projektübersicht

ProjektthemaLebensräume

Projektziel Bergbau stoppen, Rechte Indigener sichern, Biodiversität schützen

Aktivitäten Gerichtsprozesse, Demonstrationen, Informationen

Sulawesis Naturreichtum

Die Pazifik-Insel Sulawesi, deren Form an einen verbogenen Seestern erinnert, gehört zu den Reichen und Schönen im indonesischen Archipel. Ihren Reiz verdankt die Insel dem rund 6.000 Kilometer langen Küstensaum und den vielfältigen Berglandschaften im Landesinnern. Die Lage auf dem Vulkanring zwischen den asiatischen und den australischen Regionen macht sie einzigartig.

Berg- und Mangrovenwälder, das Meer und seine Korallenriffe beherbergen Tier- und Pflanzenarten, die sonst nirgendwo auf der Erde vorkommen. In Schutzgebieten wie dem Nationalpark Lore Lindu und dem Naturreservat Morowali leben seltene endemische Arten wie das nur einen Meter große Anoa-Rind und der Koboldmaki. 

 

Dutzende indigene Völker wie die Lauje in den Bergen Zentral-Sulawesis und die Taa Ta Wana haben ihren Lebensraum bisher weise genutzt. Die Menschen ernähren sich von den Früchten der Wälder, verkaufen Zimt, Rattan und Harz. Die Flüsse sind voller Fische. 

Doch viele Wälder werden gerodet, Gewässer verseucht, Felder unter Erdrutschen begraben: der Reichtum an Gold und Kupfer, Nickel und Eisen, an Sand und Kalkstein lockt Investoren an. Der Abbau der Bodenschätze bringt den Einheimischen jedoch kein Glück, sondern vernichtet ihre Lebensgrundlagen.

Gold und Kupfer, Nickel und Kobalt, Sand und Gestein

„Helft uns! Goldabbau zerstört das Naturschutzgebiet Poboya!“, mit diesen Worten hat sich vor zwanzig Jahren die Organisation JATAM Sulteng an Rettet den Regenwald gewandt. JATAM ist ein indonesisches Netzwerk aus zahlreichen Gruppen, die sich gegen die negativen Folgen von Bergbau einsetzen. JATAM Sulteng, der Arm in Zentral-Sulawesi, ist einer der ältesten Partner von Rettet den Regenwald geworden. Das Wort Sulteng steht dabei für Zentral-Sulawesi, die von vielen Bergbaufirmen überrollte Provinz.

Banden illegaler Goldsucher schürften damals in den Bergen nahe der Hauptstadt Palu das Edelmetall und setzten Quecksilber ein, das ungehindert in die Meeresbucht floss. Nicht weit entfernt setzten große Firmen Zyanide bei der Goldgewinnung ein. 

 

Das nächste Problem: der Abbau von Sand in großem Stil für indonesische und ausländische Infrastrukturprojekte. Sandabbau verursacht eine „globale Umweltkrise, von der ihr wahrscheinlich noch nie gehört habt“, titelte der britische The Guardian das Problem Anfang 2017. Sand und Kies werden weltweit in einem Ausmaß gefördert wie niemals zuvor, nicht zuletzt werden die Küsten, Flüsse und Kalkberge Sulawesis abgebaggert. Der Sand wird hauptsächlich für die Produktion von Beton gebraucht. Er fließt in die vielen neuen Häfen und Straßen Indonesiens und Singapurs, die wiederum den Weg zur Ausbeutung bisher unzugänglicher Gebiete ebnen.

Seit die globale Bedeutung von Nickel und Kobalt für die Digitalisierung und Elektromobilität boomt, hat sich Sulawesi stark verändert. Hunderte von Minen sind entstanden. Die Sonderindustriezonen Morowali und Gunbuster, in denen chinesische Konzerne das Nickelerz verarbeiten, entsorgen ihren Abraum in das an Korallen reiche „Goldene Meeresdreieck“. Auch die Wälder werden zerstört - Menschen und Tiere verlieren ihren Lebensraum.

JATAM: "Bergbau zerstört unser Leben!"

JATAM Sulteng ist für alle negativen Aspekte der exponentiell steigenden Ausbeutung der Naturressourcen die wichtigste Anlaufstelle in Palu, der Hauptstadt der Provinz Zentral-Sulawesi. Das Netzwerk vereint Umwelt-, Menschenrechts-, Rechtshilfe- und Indigenengruppen.

 

Besonders stark ist JATAM Sulteng darin, den Rechtsweg zu beschreiten. Etliche Mitarbeiter sind Juristen und erfahren darin, Gesetzesverstöße aufzudecken, die fast alle Firmen begehen. Manche arbeiten illegal, haben für ihre Genehmigung „geschmiert“ oder Umweltprüfungen gefälscht. JATAM Sulteng deckt dies auf und bringt die Täter vor Gericht. Häufig mit Erfolg! Oft werden jedoch die Aktivistinnen selbst kriminalisiert, verhaftet, eingesperrt.

Die Organisation tritt auch an Politiker und Öffentlichkeit heran. Sie organisiert Demonstrationen, informiert die Presse über sensationelle Recherchen und fordert von der Politik eine umwelt- und sozialverträgliche Wirtschaftspolitik.

 

JATAM Sulteng unterstützt zudem Indigene in den Bergen. Diese haben oft keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitswesen. Sie wissen oft nicht, was Probebohrungen in ihren Wäldern bedeuten. Sie wissen auch oft wenig über ihr Recht auf freie und vorherige Zustimmung. Deshalb unterhält JATAM Sulteng drei Schulen für die indigenen Lauje. Dort unterrichten Aktivisten schreiben und lesen, rechnen und Umweltwissen.

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