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RegenwaldReport 03/1995

Kongo: Reinste Vergeudung

Die kongolesische Journalistin Nana Rosine Ngangoue hat für die internationale Presseagentur ips einen Bericht über die Holzwirtschaft im Nordkongo geschrieben. Wir dokumentieren hier Auszüge des Berichts:

„Ich bin nicht gegen die Holzgewinnung aber ich habe was gegen Verschwendung. Wenn ich sehe wie viele Holzfirmen in 20 Jahren einen Wald zerstören, der vielleicht Tausend Jahre gebraucht hat um zu wachsen, das ist die reinste Vergeudung", meint Michael Fay, amerikanischer Botaniker und Zoologe. 20 Millionen Hektar Wald bedecken den Kongo, das sind 60 Prozent der Staatsfläche. Die südlichen Wälder, leicht zugänglich für Menschen aus dichter besiedelten Gebieten, sind bereits zerstört. Der Norden, wo ausländische Firmen aktiv sind, ist noch reich an den begehrten roten Hölzern wie Sapelli und Sipo. Als die Regierung unter ökonomischem Druck die staatseigenen Holzfirmen liquidierte bzw die Anteile abstiess, kamen die privaten Firmen ins Land. Durch den Rückzug aus dem Holzgeschäft hat die Regierung auch die Kontrolle abgegeben. Die grösste Holzfirma ist die deutsche „Congolaise Industrielle des Bois" (CIB), in der Provinz Sangha im Herzen des Äquatorwaldes, wo sie jährlich über 150.000 Kubikmeter Holz fällt. Am Ufer des Sangha Flusses liegen reihenweise Depots gefüllt mit tonnenschweren Holzstämmen, die darauf warten, nach Kamerun gebracht zu werden. „Wir fällen jeden Tag sehr viele Bäume. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele genau", sagt ein Beschäftigter der CIB. Fay, Mitarbeiter der New Yorker Wildlife Conservation Society (WCS) glaubt dass die CIB in 20 bis 25 Jahren Bäume gefällt haben wird, die sonst Generationen überdauert hätten. In Pokola, dem Hauptlager der CIB ist schweres Gerät stationiert. „Diese Leute sind bereit den Wald auszuplündern", sagt ein Einheimischer der nicht genannt werden möchte. Bäume fällen wird als Geheimnis behandelt, obwohl es in Sangha die Hauptaktivität ist. Wenig Einheimische sind bereit, offen mit Journalisten darüber zu reden. Die sind an den Orten wo geholzt wird, auch nicht willkommen. „Sie sind misstrauisch, weil sie genau wissen, welche Verwüstung sie im Wald anrichten", sagt Hans Hoffmann von der deutschen Entwicklungshilfeorganisation GTZ in Ouesso. „Wenn Sie über unsere Depots fliegen, denken sie dass kein einziger Baum in diesem Gebiet angerührt wurde. Wir fällen nur die Bäume, an denen wir interessiert sind", meint Frederic Glannaz, Interim Direktor der CIB. „Ausserdem benutzen die Bauern die von uns gefällten Flächen für den Ackerbau. Wir bauen auch Strassen und Wege, das ist ein Vorteil für diese Bauern". In den letzten 25 Jahren produzierte der Kongo im Schnitt 600.000 Kubikmeter jährlich. 25 Prozent des Exports gehen in die EU, der Rest nach Asien, Amerika und andere europäische Staaten. Analysten bestätigen jedoch, dass der Kongo wenig an diesem Holz verdient. Das liegt zum Teil daran, dass die Verantwortung für den Transport an das Nachbarland Kamerun weitergegeben wurde. „Der Transport macht 40 Prozent des Holzpreises aus. Die kongolesische Transportgesellschaft ist bankrott, wir müssen durch Kamerun transportieren. Das ist zwar teurer, aber wir haben keine Wahl", sagt der Chef des Sägewerks der Firma SNBS, Rene Tello. Die Regierung verliert zudem an Steuern und Abgaben, die von den Holzfirmen häufig nicht gezahlt werden. Michael Fay sieht das auch so: „Schulden bis zum Hals und zerstörte Wälder. „Wie kann das den Kongolesen nützen? Die Gewinne sind minimal in Relation zu den Ressourcen die verbraucht werden".

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