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RegenwaldReport 03/1995

Nicht gut genug

„ ... Damit der Tropenwald nicht abrasiert wird"

Um dem Tropenholzboykott entgegenzuwirken und nebenbei auch noch höhere Preise zu erzielen, wollen die vier deutschen Holzimporteure mit eigenen Konzessionen in Afrika, Glunz, Danzer; Wonnemann und Feldmeyer ein Umweltzertifikat anstreben. Am weitesten gediehen sind diese Plänen bei dem deutschen Holzmulti Glunz AG. Für die Abholzungen durch seine französische Tochterfirma Isoroy in. Gabun hofft er 1996 solch ein Label zu bekommen. Bereits heute beherrscht Isoroy 40 Prozent Marktanteil bei Sperrholz in Frankreich. Mit seinem Umsatz von zwei Milliarden DM und jährlichen Steigerungsraten von 10 Prozent bezeichnet sich Glunz selber als „führenden Anbieter von Holzwerkstoffen in Europa". Isoroy ist mit 3000 Angestellten in 16 Fabriken Europas wichtigster Hersteller von tropischem Sperrholz. Dafür holzt die Firma im Landesinneren von Gabun in einst unzugänglichen Regenwaldgebieten. „Okoume" heisst der begehrte Baum, dessen rosafarbenes Holz nach Terpentin riecht. Hier in Zentralgabun, wo die Isoroy Konzessionen liegen, wurde erst 1988 eine neue Primatenart entdeckt, der nach seinem ungewöhnlich gelben Schwanz benannte Sonnenaffe. Es gibt ihn nur in diesem Reservat in Gabun. Dank des Holzkonzerns landen jetzt unzählige Wildtiere im Kochtopf. Die 1000 Arbeiter und Familienangehörige die Isoroy in den unberührten Wald gebracht hat, verursachen diesen Jagddruck. Selbst französische Wissenschaftler, die eigentlich Isoroys grüne Weste bestätigen-sollten, sind schockiert über die Wilderei. „Einen hohen Grad an Jagd (250 Kilogramm pro Tag)" mussten die Experten feststellen, „davon 41 Prozent Affen". Wie Rettet den Regenwald erfuhr, musste das gesamte Management von Isoroy in Gabun bereits wegen illegaler Jagd entlassen und ausgetauscht werden. Doch die Probleme des Konzerns sind damit nicht behoben. Demnächst wird wohl eine Entlassung wegen grosser Dummheit anstehen. Und das kommt so. Am 3. Oktober stellte Isoroy auf einer Pressekonferenz in Paris sein neues Öko-Image vor. Beim Essen erzählte dann Generaldirektor Alain Audebert, dass „Isoroy keine Konzession in Sekundärwald akzeptiert, weil das Holz nicht gut genug sei." Eine Bombe. Denn jede annähernd umweltverträgliche Forstwirtschaft müsste nachweisen, dass man nach einigen Jahrzehnten immer wieder Holz ernten kann, wie in jedem europäischen Wald. Was aber, wenn die Bäume nicht so schön nachwachsen wie man immer behauptet? Aus der Traum von einem Umweltzertifikat. Rettet den Regenwald fragt die Glunz AG, wo denn nun dauerhafte Forstwirtschaft betrieben werde auf den Konzessionen in Gabun. In einem Werbefilm beschreibt Isoroy seine Forstwirtschaft. Der grosse Vorteil in Gabun sei, dass es „nur eine Million Menschen" gibt, dafür aber sehr viel Wald. Keine Brandrodung, keine Kleinbauern. Also kann man den Wald dauerhaft erhalten. Und der Okoume-Baum sei bereits nach 35 Jahren 70 cm dick. O-Ton Isoroy: „In hundert Jahren hat der Waldreichtum Gabuns nicht abgenommen". Bleibt die Frage, warum Isoroy dann immer neue Primärwaldgebiete erschliesst und nicht einfach die nachgewachsenen Bäume auf den alten Konzessionen erntet. Irritierend dann auch die Aussage des Konzerns, das Okoume-Holz werde „wegen der Schwierigkeiten des Abbaus allmählich seltener und kostbarer". Isoroy verpflichtet sich mit seinem Ökolabel auch die einheimische Bevölkerung in Entscheidungen einzubeziehen. Bei Konflikten wird eine Kommission gebildet, zur Hälfte mit Einheimischen, zur Hälfte mit Leuten der Holzfirma besetzt. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Firmenchef. Das ist kein Witz. Es steht in der „Charte d' Okoume", einer Studie die Isoroy mit Hilfe der englischen Firma SGS Forestry angefertigt hat. Weiter steht darin, dass man nicht mehr als 3 Okoume Bäume pro Hektar ernten wird und keine unter 70 Zentimeter Durchmesser. Das steht auch in den Gesetzen von Gabun. Danke, liebe Holzhändler, danke ehrenwerter Herr Glunz, dass sie jetzt die Gesetze sogar einhalten wollen. In der Praxis werden sogar nur 1,5 Okoume Stämme pro Hektar geerntet. Mehr ist in der Regel nicht da. Der Regenwald ist schliesslich keine Holzplantage. 120 000 Kubikmeter Holz werden in und um das Lopé Reservat jedes Jahr eingeschlagen. In Zukunft sollen es wohl noch mehr werden. Schützenhilfe bekommt Glunz dabei- auch auf internationaler Ebene. Mit Hilfe eines „international anerkannten Zertifikates" will der Konzern England erobern: „Durch diesen Schritt kann Isoroy sich den englischen Sperrholzmarkt öffnen", schreibt das Timber Trade Journal. Englische Baumärkte haben sich verpflichtet nur noch umweltfreundliches Holz zu verkaufen. Auch das deutsche Wirtschaftsministerium hat in einer Studie schon ausrechnen lassen, dass der Konsument angeblich 5 Prozent mehr für Tropenholz mit „Grünem Umweltengel" bezahlen würde. Der Glunz-Konzern kann das gut gebrauchen, ist die Aktie doch von Höchstkursen um 270 auf 125 Mark abgestürzt. Reinhard Behrend

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