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RegenwaldReport 01/1998

Der DANZER-Dschungel

Die Bundesregierung sägt im Kongo mit, und die Weltbank will den Holzkonzern DANZER zum„Umwelt-Führer" machen.

DANZERS Engagement in Afrika begann 1960 mit einer Konzession in der Elfenbeinküste und einem Sägewerk 1966 in diesem Land. Inzwischen ist in der Elfenbeinküste kaum noch Wald vorhanden. Der Holzvorrat wird knapp. Doch DANZER hat sich schon frühzeitig in dem grössten Holzland Afrikas, im Kongo, engagiert. 1976 erwarb die Firma über ihr Tochterunternehmen SIFORCO drei Konzessionen und errichte in den achtziger Jahren in Mulundu das grösste Holzwerk Afrikas. DANZER ist der grösste deutsche Investor in Schwarzafrika und beschäftigt im Kongo insgesamt 2800 Mitarbeiter. Trotz dieses starken Engagements von DANZER in Afrika und weiterer Tochterfirmen in Südamerika macht das Tropenholzgeschäft nur sechs Prozent vom Konzernumsatz aus, bei einem Gesamtumsatz von 800 Millionen DM, etwa 48 Millionen. DANZER, 1946 als Familienunternehmen in Reutlingen gegründet, umfasst heute etwa 50 Firmen in allen Kontinenten. Eigentümer ist inzwischen die ANBE AG, eine Holding in Baar, Schweiz. Der Kongo, bis vor kurzem hiess das Land „Zaire", hat jahrelang unter der völlig korrupten Diktatur Mobutus gelitten. Die Auslandsschulden, so sagt man, sind etwa so gross, wie das Vermögen, dass Mobutu auf Privatkonten in der Schweiz versteckt hat. Das Ziel des Kongo ist es bis zum Jahre 2000 der grösste Holzexporteur Afrikas zu werden, sechs Millionen Kubikmeterjährlich sind angestrebt. Dieses Ziel ist glücklicherweise völlig unrealistisch, denn es fehlen Strassen. Allerdings muss befürchtet werden, dass Europäische Union, Weltbank und Frankreich oder die Bundesregierung der Holzindustrie mit grosszügigen Krediten den Weg ebnen werden. Zur Weltbank und nach Bonn hat DANZER bereits enge Beziehungen. Die DEG, Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, in Köln, ist direkt an der DANZER-Unternehmung im Kongo beteiligt. Und die DEG gehört der Bundesregierung. Die Aufsichtsratsliste der DEG liest sich wie ein „Who is Who" der deutschen Wirtschaft und Politik. Unter Aufsichsrat-Vorsitz von Alt-Bundespräsident Walter Scheel, widmet sich die DEG der „Förderung der Privatwirtschaft in der Dritten Welt", wobei sich ihre „Projekte in die Entwicklung der Gastländer' einfügen und „rentabel, umweltverträglich und umweltpolitisch sinnvoll" sind, so die Selbstauskunft der DEG in ihren Geschäftsberichten. Mit 21,3 Millionen DM beteiligte sich die DEG in den achtziger Jahren an dem Holzwerk von DANZER im Kongo. in den 90er Jahren wurde die Beteiligung auf 17,2 Millionen reduziert, wie und warum, darüber geben die Geschäftsberichte der DEG keine Auskunft. DANZER muss jetzt mit einer geringeren finanziellen Beteiligung der DEG leben, dafür hat er aber personelle Verstärkung aus dem Bundesunternehmen erhalten: der langjährige Experte der DEG für Afrika und Lateinamerika Olof Freiherr von Gagern wechselte von der DEG auf den Posten des Geschäftsführers der DANZER Furnierwerke GmbH. Nach den guten Beziehungen DANZERS zur Bonner Politik entwickelt sich jetzt auch noch eine enge Zusammenarbeit mit der Spitze der Weltbank. Bei einem Treffen mit Weltbankpräsident James Wolfensohn, am 9. Januar 1998 in Washington, vereinbarten die 15 internationalen Holzkonzerne, die Weltbank zukünftig in allen Fragen der globalen, nachhaltigen Forstwirt-schaft zu „beraten". Aus Deutschland mit dabei: Freiherr von Gagern für den DANZER-Konzern. Der Freiherr fand sich in passender Gesellschaft, z. B. ist Bob Hasan Chef der indonesischen Sperrholzindustrie. Selbst nach Meinung des indonesischen Umweltministers Sarwono Kusumaatmadja sind Bob Hasans Holzfirmen mitverantwortlich für die riesigen Buschfeuer auf der Insel Borneo. Er bekam vom Weltbankchef Wolfensohn die Aufgabe, eine Strategie für die Forstwirtschaft in Asien zu verfassen. Auch beim Treffen dabei Luiz Kaufmann, Boss der brasilianischen Aracruz, die riesige Eukalyptusplantagen für die Papierproduktion anlegt, ohne Rücksicht auf das angestammte Land der Indianer. Die Weltbank hat 1,8 Milliarden Mark Kredite im Forstsektor investiert. Doch 1991 wurde die Kooperation der Weltbank mit den Abholzern empfind lich gestört. Auf Druck der Öffentlichkeit beschloss die Bank einen Stopp für Kredite zum Abholzen unberührter Urwälder. Jetzt plant die Bank, diesen Beschluss wieder aufzuheben. Eine Kooperation mit unabhängigen Umweltgruppen und Vertretern der Bevölkerung aus den Tropen hatte die Weltbank schon im Vorwege abgelehnt. Dafür wurden die schlimmsten Abholzer von der Weltbank in einem internen Papier zu „globalen Vorreitern der umweltbewussten Forstwirtschaft" ernannt. Logisch, dass die Firma DANZER sich ein Vorbild an dem öffentlichkeitsscheuen Verhalten der Weltbank nimmt. Sie organisiert am 27. März ein Treffen in ihrer Firma in Reutlingen, um für die Weltbank ein Strategiepapier über Forstwirtschaft in Afrika auszuarbeiten. Eingeladen sind die IUCN, eine von Regierungen getragene „Umweltorganisation", und der „WWF", eine von Wirtschaftsvertretern dominierter Verein, auch andere Holzhändler und Weltbankmitarbeiter. Allen anderen Umweltgruppen teilt Olof Freiherr von Gagern in seiner freiherrlichen Art mit: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir über Besprechungen in unserer Firma grundsätzlich nicht informieren." Ein feines Plätzchen für Weltbankstrategen. Olof Freiherr von Gagern Geschäftsführer Danzer Funierwerke GmbH Storlachstr. 1 72760 Reutlingen Fax: 07121/307-83 Walter Scheel Bundespräsident a. D. Aufsichtsratsvorsitzender DEG - Deutsche Investionsund Entwicklungsgesellschaft mbH Belvederestr. 40 50933 Köln Fax: 0221/4986290 Mr. James Wolfensohn President The World Bank 1818 H. Street, NW Washington DC 20433 USA Fax: 001 202 5223031

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