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RegenwaldReport 02/1999

Kein Öl im Wohnzimmer der U'wa!

Aus einem Ölkanister tropft träge „schwarzes Rohöl" und läuft langsam einen gemütlichen Sessel hinunter.

Noch am Morgen hat Janina, Praktikantin bei Rettet den Regenwald, das „Rohöl" aus Sossenbinder und Farbstoff hergestellt und in den Ölkanister abgefüllt. Nun stehen wir mit neun Regenwaldaktivisten vor dem kolumbianischen Konsulat in Hamburg und halten Plakate in die Höhe. Zwei zum „Schutz" der Demo abgestellte Polizisten beobachten aus ihrem Streifenwagen heraus die Aktion. Umweltgruppen in den USA und anderen Ländern haben zu weltweiten Protesten in der letzten Aprilwoche 1999 mobilisiert. Die U'wa sind ein Indianerstamm von 5000 Menschen und leben in den Regenwäldern im Nordosten Kolumbiens. Der Regenwald bildet die Lebensgrundlage der U'wa und die Basis ihrer uralten Traditionen. Die amerikanische Ölfirma Occidental Petroleum will als Führer eines Konsortiums mitten im Regenwald auf dem Stammesgebiet der U'wa Erdöl fördern. Als Vorbereitung für spätere Ölbohrungen begann die Ölfirma bereits vor acht Jahren mit seismischen Untersuchungen des Untergrunds. Der Sessel mit dem Öl darauf sieht wirklich abscheulich aus und erregt das Aufsehen vorbeieilender Passanten, die gleich von uns mit Flugblättern ausgestattet werden. Die Mitarbeiter des kolumbianischen Konsulats haben zwar unsere Protestschreiben in Empfang genommen. Auf unser Klingeln an der Tür reagieren sie aber nicht. Den Sessel, der die Lage der U'wa-Indianer in Kolumbien symbolisieren soll, wollen sie nicht annehmen. Von den Protesten der U'wa-Indianer zeigte sich der Ölkonzern wenig beeindruckt. Erst gerichtliche Klagen der U'wa und ein Urteil des kolumbianischen Verfassungsgerichts konnten den Ölkonzern zeitweise stoppen. Die Strategie der Ölfirma, einige der verstreut in Dörfern in dem Regenwaldgebiet lebenden U'wa durch den Bau von Gesundheitseinrichtungen und Schulen auf ihre Seite zu ziehen, schlug fehl. Die U'wa wollen ihren intakten Lebensraum und ihre traditionelle Lebensweise nicht opfern. Sie wissen, dass Ölförderung in Kolumbien vor allem Gewalt und Umweltzerstörung bedeutet. Allein die nördlich des U'wa-Gebiets gelegene Cano Limon Pipeline wurde von Guerillagruppen mehr als 500 Mal angegriffen und gesprengt. Riesige Ölmengen ergossen sich in den Regenwald und die Flüsse und töteten alles Leben. Die Regierung versucht seit Jahrzehnten mit militärischer Gewalt die Guerilla zu besiegen - doch ohne Aussicht auf Erfolg. Drei amerikanische Umweltschützer, die die U'wa in ihrem Kampf gegen das Öl unterstützten, wurden im März von der Guerilla ermordet. Nun drohen die U'wa gar mit kollektivem Selbstmord. Die Selbstmorddrohung ist durchaus ernst zu nehmen, denn bereits zur Zeit der spanischen Eroberung Südamerikas haben sich Tausende Uwa's von einer Bergwand in den Tod gestürzt. Sie zogen den Tod einem Leben in Unfreiheit vor. Aber weder der Ölkonzern noch die Regierung wollen sich die Ölmillionen entgehen lassen. Mit einer neuen Gesetzesinitiative versuchen Regierungsmitglieder die Gesetze zum Schutz der Umwelt und die Rechte der traditionellen Völker weiter auszuhöhlen. Die Proteste und Aktionen gegen die Ölförderung gehen weiter.

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