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RegenwaldReport 02/2003

Kein Schweineschnitzel aus dem Dschungel

Deutscher Kredit für brasilianischen Soja-Riesen – Agrarfront dringt immer tiefer in die Amazonaswälder ein

Die von der Bundesregierung angekündigte Agrarwende gilt nach dem Berliner Politikverständnis offenbar nicht für die weltweiten Regenwälder. Die bundeseigene „Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft“ (DEG) hat der brasilianischen Unternehmensgruppe Maggi ein Darlehen zum weiteren Ausbau der Sojaproduktion zur Verfügung gestellt. Die Maggi-Gruppe bildet die Speerspitze beim Vordringen der Sojafront in den Amazonas. Dass der Sojaboom Regenwälder zerstört, ist mittlerweile auch in Berlin bekannt. Landwirtschaftsministerin Künast hat darauf in ihrem letzten Waldbericht hingewiesen. Dass trotz solcher Einsichten ausgerechnet die dem „Entwicklungsministerium“ (BMZ) unterstellte DEG dem Maggi-Konzern finanziell unter die Arme greift, ist nicht hinnehmbar.

Die Amazon Work Group, unterstützt von 430 Umweltgruppen, warnt vor den Expansionsplänen des Maggi-Konzerns, die zur Vernichtung von einer Million Hektar Wald führen könnten. Die brasilianischen Umweltbehörden haben bereits die Zerstörung von fast 50.000 Hektar Wald durch Maggi bestätigt. Das Unternehmen ist schon heute größter brasilianischer Sojaexporteur. Soja ist das meist gehandelte Landwirtschaftsprodukt auf dem Weltmarkt und wird insbesondere als Kraftfutter in der Massentierhaltung eingesetzt. Im letzten Jahrzehnt stieg die Nachfrage jährlich um zehn Prozent.

Die Sojaimporte beanspruchen außerhalb der EU große Flächen bester landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Ausweitung der Sojaplantagen hat die Randbezirke des Amazonasbeckens erreicht und beginnt das Herz der Amazonas-Regenwälder zu bedrohen. Mit dem „Soja-Hafen“ in Itacoatiara wurde das gesamte Amazonas-Wassersystem für den direkten Zugang zu den europäischen Märkten geöffnet. Die DEG verteidigt ihre Finanzspritze mit den Worten, das Projekt sei „ein an wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Kriterien gemessen unterstützungswürdiges Vorhaben“. Umso erstaunlicher ist es, dass die DEG den Kredit an Maggi vergeben hat.

Sojaplantagen dringen meist in Regionen vor, die von Kleinbauern der „Wildnis“ abgerungen worden sind. Die wachsenden Sojaplantagen verdrängen die Kleinbauernhöfe, welche besser an das örtliche tropische Klima und die Böden angepasst sind. Das verstärkt das Problem der Landlosen und die Schaffung von Slums in den Städten dieser Gebiete. Viele Kleinbauern ziehen es vor, noch tiefer in die Regenwaldgebiete vorzudringen.

An vorderster Front der expandierenden Sojabranche steht eine winzige Elite äußerst mächtiger und einflussreicher brasilianischer Familien, die über beste Beziehungen zu den Lokalpolitikern verfügen. Ihr Chef ist Andre Maggi, der es in nur 15 Jahren zum größten Sojaproduzenten der Welt gebracht hat. Seit 1984 kaufte Maggi in der Region Chapada dos Parecis im Norden von Mato Grosso riesige Flächen zu extrem niedrigen Preisen in der damals schwer zugänglichen Gegend, in der überwiegend Paresi-Indianer lebten. Inzwischen hat sich Andre Maggi aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen und das Sojaimperium an seinen Sohn, Blairo Maggi, übergeben. Der ist bereits Senator und setzt sich dafür ein, dass die Macht der Sojakönige noch ausgebaut wird. Damit kann keine Rede davon sein, dass Maggi zur nachhaltigen Existenzsicherung der Betriebe beiträgt – wie von der DEG behauptet. Vielmehr wird es zu einer nachhaltigen Abhängigkeit der Kleinbauern kommen. Laut DEG erfolgt der Sojabohnenanbau der Maggi-Gruppe unter Anwendung umweltverträglicher Anbaumethoden.

Tatsächlich benötigen Sojaplantagen eine schwindelerregende Menge an Agrargiften. In Mato Grosso verschmutzte der starke Gebrauch von Pestiziden bereits den Rio Guaporé und führte zu Vergiftungen der örtlichen Bevölkerung. Eine Alternative zum DEG-Kredit für Maggi wäre die Unterstützung von Kleinbauern, die Bio-Soja anpflanzen und dabei von der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland unterstützt werden. Im südlichsten Bundesstaat von Brasilien beispielsweise, in Rio Grande do Sul, widmen sich kleinbäuerliche Zusammenschlüsse dem Bio-Soja-Anbau. Beraten werden die Bauern von einer Kreditgenossenschaft, die mit der Caritas neue Vermarktungswege aufbauen will. Einige Kleinbauern- Zusammenschlüsse setzen auf ein erhöhtes Verbraucherbewusstsein in Europa. Auch der Evangelische Entwicklungsdienst unterstützt mit der lutherischen Kirche Brasiliens Höfe, die Bio-Soja anbauen.

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