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RegenwaldReport 02/2003

Hansestadt fällt Ureinwohnern in den Rücken

Hamburger Tropenholz- Beschluss auf der Kippe

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde ist dabei, den Tropenholz- Beschluss der Hansestadt aufzuweichen, der für öffentliche Bauten gilt. Unbeirrt von heftiger Kritik plant sie die Anerkennung des malaysischen Tropenholzsiegels MTCC (Malaysian Timber Certification Council). Rettet den Regenwald und andere Umweltorganisationen wie Robin Wood oder Greenpeace lehnen das malaysische Forstsiegel ab, weil es nicht für eine glaubwürdig sozial gerechte und ökologische Forstwirtschaft steht. Um faule Kompromisse bei der Holzbeschaffung für öffentliche Baumaßnahmen in Hamburg zu verhindern, rufen Robin Wood und Rettet den Regenwald zu Protesten an den Ersten Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust, und den Senator der Behörde für Wirtschaft und Arbeit, Gunnar Uldall.

Das malaysische Tropenholz-Zertifikat des MTCC erfüllt nicht die Anforderungen an ein international anerkanntes Zertifikat, wie es der Tropenholz-Beschluss der Hansestadt verlangt. Das malaysische Zertifikat dient allein den Interessen der Holzindustrie des Landes und missachtet die Landrechte der indigenen Bevölkerung. Die wichtigsten Organisationen der Ureinwohner Malaysias lehnen das Siegel ab, da ihre Einwände übergangen wurden. Außerdem gibt es keine unabhängige Kontrolle, da der MTCC selbst über die Vergabe des Zertifikats entscheidet. Seit dem 3. Dezember 1996 gilt in Hamburg die Regel, dass die Stadt nur Tropenholz verbauen lassen darf, das aus umweltverträglicher, sozial gerechter und wirtschaftlich nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Als Nachweis dafür hat die bis zum Regierungswechsel zuständige Umweltbehörde bisher nur das FSC-Siegel des Forest Stewardship Council anerkannt.

Jedes Jahr werden in Malaysia mehr als 230.000 Hektar Tropenwald hauptsächlich durch den kommerziellen Holzeinschlag zerstört. Zudem wird tonnenweise illegal in Indonesien geschlagenes Holz nach Malaysia geschmuggelt, von wo es reexportiert wird. Waldnomadenvölker wie die Penan im Norden der Insel Borneo wehren sich in einem verzweifelten Kampf gegen die Verwüstung ihrer noch verbliebenen Rückzugsgebiete. Als Mitglied des Klimabündnisses hat sich Hamburg verpflichtet, die Rechte der indigenen Völker in den Tropen zu achten und zum Erhalt der Tropenwälder beizutragen.

„Wenn die Hansestadt ein Siegel akzeptiert, das allein zur Ankurbelung des Tropenholz-Exports geschaffen wurde, fällt Hamburg den Ureinwohnern Malaysias in den Rücken“, kritisieren Rettet den Regenwald und Robin Wood. Statt über die Anerkennung fragwürdiger Zertifikate nachzudenken, sollte die Stadt ihre Mitgliedschaft im Klimabündnis ernst nehmen und den Tropenholz-Beschluss konsequent umsetzen. Die Praxis ist davon noch weit entfernt: So wurde erst kürzlich im Hamburger CCH Parkett aus Tropenholz ungesicherter Herkunft verbaut. Hamburg darf sich nicht länger mitschuldig machen an der rasant fortschreitenden Zerstörung der letzten tropischen Urwälder.

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