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RegenwaldReport 01/2003

Ecuador: Unsichere Pipeline

Kampf gegen WestLB-Pipeline mit neuer Kraft. Erste internationale Tagung kündigt „lang anhaltende internationale Kampagne“ an

Die allerbeste Nachricht zuerst: Rettet den Regenwald konnte zum Kauf des Sperrgrundstücks gegen die WestLB-Pipeline weitere 50.000 Euro nach Ecuador auf die Reise schicken. Das Grundstück liegt nahe Mindo und ist Teil der faszinierenden Nebelwälder, die von der Pipeline bedroht werden. Jetzt fehlen noch rund 30.000 Euro, um das Grundstück komplett bezahlen zu können. Inzwischen hat ein vom Gericht bestellter Gutachter bescheinigt, dass die drei vorübergehend treuhänderischen Besitzer des Grundstücks die rechtmäßigen Eigentümer sind. Damit ist das Grundstück amtlich gesichert.

Nun müssen Anwälte durchsetzen, dass das Ölkonsortium OCP, das die Pipeline baut, das Gelände nicht mehr betreten darf. Nicht nur deswegen geraten die WestLB und ihre OCP-Partner immer mehr unter Druck. Anfang November brach der Vulkan Reventador wieder einmal aus. Direkt an seinem Fuß verlaufen die staatliche Sote-Pipeline und die im Bau befindliche WestLB-Pipeline für schweres Rohöl. Das Flusstal, in dem die Pipelines liegen, führt direkt in das Amazonasbecken. Während die 30 Jahre alte Sote-Pipeline praktisch unbeschädigt blieb, ist die neue „moderne“ OCP-Pipeline von den Lava-und Schlammlawinen in diesem Abschnitt auf einer Länge von fast 900 Metern völlig zerstört worden, obwohl es sich um einen vergleichsweise harmlosen Ausbruch gehandelt hat.

In Ecuador wurden bereits Stimmen laut, es würde vielleicht minderwertiges Material beim Bau verwendet. Selbst die geplante unterirdische Verlegung der OCP-Pipeline – maximal zwei Meter – wird bei vulkanischen Ausbrüchen nicht viel nützen. Oft werden Vulkanausbrüche von Lava- und Erdbewegungen begleitet. Der El Reventador, zu deutsch „Der Explodierende“, ist seit 1541 bereits 25 mal ausgebrochen, teilweise auch über längere Zeiträume. Ölunfälle sind programmiert: Insgesamt verläuft die WestLB-Pipeline an sechs aktiven Vulkanen entlang. Nicht nur der jüngste Ausbruch, sondern auch die anhaltenden Proteste gegen das Ölprojekt im Land, haben den Bau bereits erheblich verzögert. Als Folge haben nach Zeugenaussagen die WestLB-Partner die Arbeiten vor Ort unverantwortlich beschleunigt, was zu gefährlichen Arbeitsbedingungen führt und bereits 17 Arbeitern das Leben gekostet hat.

Die Verzögerungen, die weltweiten Proteste von Umweltorganisationen, die riskante Routenführung und die politische Instabilität im Land zeigen auf der internationalen Finanzbühne erste Konsequenzen. Eine führende US-amerikanische Agentur, die das Risiko für Investoren bewertet, hat das OCP-Projekt kürzlich herab gestuft. Damit steht es mittlerweile an der Grenze zu Risikoinvestitionen. Ab Januar 2003 wird Ecuador von einem neuen Präsidenten regiert. Lucio Gutiérrez war vor allem mit den Stimmen der Indigenen und einfachen Bauern gewählt worden, die teilweise seit vielen Jahren erbittert gegen die Ölförderung kämpfen und auch die WestLB-Pipeline ablehnen. Wenn Lucio Gutiérrez das Ölprojekt unterstützt, wird er ihren Zorn auf sich ziehen.

Unterstützt werden sie von einem zunehmend breiteren und stärkeren internationalen Bündnis aus Eine-Welt-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen. Ihre Vertreter trafen sich Anfang Dezember im münsterländischen Kreis Warendorf zur ersten internationalen Tagung von Gegnern der WestLB-Pipeline und sagten vor allem der Düsseldorfer Bank den Kampf an. Die Teilnehmer kamen aus Ecuador, Argentinien, Deutschland, Kanada, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA. In all diesen Ländern haben Nichtregierungsorganisationen (NROs) Kampagnen gegen die Firmen und Banken initiiert, die das OCP-Konsortium stützen.

Die WestLB hatte sich stets bemüht, die Namen der anderen Kreditgeber geheim zu halten. Inzwischen haben die Nichtregierungsorganisationen einen Großteil der beteiligten Finanzinstitute ausfindig gemacht und wollen dementsprechend ihre Kampagne ausweiten. „Ein international organisiertes Konsortium von Ölfirmen und Banken will unser Land plündern. Deshalb setzen wir dem nun eine international organisierte Kampagne entgegen, die diese Institutionen zur Verantwortung zieht“, sagte Natalia Arias aus Ecuador. Bruce Rich, Vertreter von Environmental Defense, eine der größten US-Umweltorganisationen, fügt hinzu: „Die WestLB hat mit ihrem bisherigen Verhalten sicher gestellt, dass wir eine unnachgiebige und lang anhaltende internationale Kampagne gegen sie weltweit starten werden.“

Die Firma OCP hat ihren offiziellen Sitz auf den Cayman Inseln. Sie besteht jedoch aus Ölfirmen aus Kanada, USA, Spanien, Brasilien, Italien und Großbritannien. Insbesondere die kanadische Ölfirma Encana, die auch den Präsidenten des OCP-Konsortiums stellt, sieht sich wachsendem Widerstand in ihrem Heimatland gegenüber. Nadja Drost von der kanadischen Umweltorganisation Toronto Environmental Alliance berichtet, dass wichtige Aktionäre von Encana bereits eine Resolution in Sachen OCP für die diesjährige Aktionärsversammlung vorbereitet haben. Die Firmen Repsol in Spanien und Agip in Italien sehen sich ähnlichen Kampagnen ausgesetzt. Die NROs beschlossen übereinstimmend, der OCP und seinen Finanzierern den Kampf anzusagen. „Die beteiligten Finanzinstitutionen und Firmen werden mit uns um jeden Tropfen Öl ringen müssen, der durch diese Pipeline fließen soll.“

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