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RegenwaldReport 03/2006

Prima Klima mit Biokraftstoffen?

Fragen an Axel Friedrich, Verkehrsexperte beim Umweltbundesamt und Preisträger des kalifornischen Umweltpreises.

Retten Biokraftstoffe unser Klima? Die meisten Biokraftstoffe zeigen zwar eine CO2-Minderung, die aber meist relativ gering ausfällt. Außerdem sind Biokraftstoffe keineswegs CO2-neutral, da beim Anbau, beim Transport und bei der Verarbeitung CO2 frei gesetzt wird. Ist die Produktion der benötigten Biomasse auf den vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen der EU möglich? In Deutschland ist das mit Sicherheit nicht machbar. Wenn sich die EU nach Rumänien, Bulgarien und in andere Länder ausdehnt, dann wird es irgendwo Flächen geben, aber nur, wenn dort ein genauso intensiver Landbau betreiben wird wie hier. Die Frage ist, ob wir dann nicht dort mehr Klimagase erzeugen, als wir über Kraftstoffe am Motor einsparen können. Bestehen Risiken für die Biodiversität durch Monokulturen? Generell führt jeder großflächige Anbau von nur einer Sorte nicht zu einer Besserung der Biodiversität. Natürlich bedroht auch der Einsatz von Herbiziden, Fungiziden und Pestiziden die Artenvielfalt. Gibt es Anwendungen für regenerative Biomasse, mit denen der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden kann? Generell ist die Verwendung von Biomasse im stationären Bereich zur CO2-Minderung günstiger als im Kraftstoffsektor. So genannte Biomassebrennstoffanlagen für Festbrennstoffe wie Holzschnitzel oder Sträucher produzieren weniger CO2 als Automotoren. Eine optimale Auslegung der Anlagen, insbesondere die gekoppelte Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte, sorgt für einen hohen Brennstoffnutzungsgrad und damit für eine Reduzierung der Umweltbelastung. Welche wirtschaftlichen Folgen hat die wachsende Biokraftstoffproduktion für andere Branchen? Biokraftstoff kostet mehr als normaler Kraftstoff. Somit erkaufen wir uns die Klimagasminderung mit sehr hohen Kosten. Die Minderung durch Biodiesel kostet irgendwo zwischen 500 bis 700 Euro pro Tonne CO2, Ethanol aus Weizen noch mehr. Wir sagen: alles was mehr als 30 Euro je Tonne CO2-Minderung kostet ist teuer. Hier verschwende ich Geld, das dem Kreislauf der Volkswirtschaft entzogen wird. Gibt es Vergleichswerte zwischen natürlichen CO2-Senken und den Einsparmöglichkeiten bei Biokraftstoffen? Der Boden des Tropenwaldes speichert etwa 100mal soviel CO2, wie durch den Anbau von Zuckerrüben für Ethanol und der anschließenden Verwendung als Biokraftstoff gespart werden könnte. Es bräuchte also 100 Jahre, um den im Boden gespeicherten C-Gehalt zu kompensieren. Wird durch die Produktion von Biomasse Regenwald zerstört? Wir haben Hinweise, dass speziell in Brasilien Zuckerohr auf ehemaligen Weideflächen für Rinder angebaut wird - also eine Umwidmung eines bestehenden landwirtschaftlichen Systems. Die Rinder werden nun intensiver gehalten, und sie brauchen ein Futtermittel. In der Regel ist das Sojakuchen, ein Nebenprodukt aus der Sojaölgewinnung. Das hat Auswirkungen auf die Wälder, weil der Sojaanbau den größten Druck auf den Regenwald erzeugt. Hat die Vernichtung von Regenwald und in den betreffenden Ländern eine soziale Komponente? Es gibt Länder, in denen Sammelsysteme in den Urwäldern existieren. Gerade untere soziale Schichten profitieren davon, indem sie Samen und Früchte suchen, um sie zu verkaufen. Dazu kommt die Frage des Tourismus. Durch die Zerstörung von Regenwald wird diesen Ländern auf Dauer eine Einnahmequelle genommen, wobei viele Länder heute schon von diesen Tourismuseinnahmen leben. Interview: Ralf Küpper

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