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Regenwald Report 01/2024 · MEXIKO

Die Schatzkammer der Maya-Frauen

Eine Gruppe von Menschen sehen hinauf in die Baumwipfel. Die Kooperative auf Beobachtungstour (l.) - In ihrem Wald wachsen 63 Baumarten (© Sanz-Hess)

Das kleine Waldgebiet der Kooperative Túumben K‘óoben auf der Halbinsel Yucatán ist von großer ökologischer Vielfalt. Die indigenen Frauen schützen es, um die Natur zu bewahren und traditionelles Wissen weiterzugeben.

Wenn man den Wald bei Felipe Carrillo Puerto durchstreift, bemerkt man, wie die Affen in den Baumwipfeln wippen. Auch Jaguare, Ozelote und Pumas leben hier im dichten Dschungel. Doch sie bleiben den Blicken verborgen – nur die Wildtierkameras bezeugen ihre nächtlichen Ausflüge. 

Die Kameras haben die indigenen Maya-Frauen der Kooperative Túumben K‘óoben an die Bäume gebunden, denn ihnen gehört dieser Wald, den sie mit Unterstützung von Rettet den Regenwald gekauft haben: 51 Hektar Wildnis auf der Halbinsel Yucatán im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo. 

Ein Stück Regenwald zum Wohl der Gemeinschaft

„Wir haben unser Regenwaldgrundstück ‚Náaybi Lu’um‘ genannt, es bedeutet ‚aus der Erde geboren‘“, sagt Dulce Magaña, Gründungsmitglied von Túumben K‘óoben. „Viele Jahre haben wir nach Möglichkeiten gesucht, wie wir als indigene Frauen für das Wohlergehen unserer ganzen Gemeinschaft sorgen können.“ So geben sie ihre Erfahrungen zum traditionellen ökologischen Landbau auf der Yucatán-Halbinsel weiter, auch um angesichts der Klimakrise widerstandsfähig zu sein. 

Weißrüsselnasenbär in der Kamerafalle Weißrüsselnasenbär in der Kamerafalle (© Kamerafalle/Túumben K’óoben)

In unmittelbarer Nähe zieht sich eine Schneise der Verwüstung durch das einzigartige Tropenwaldgebiet Yucatáns, die Selva Maya: der Bau der 1.500 Kilometer langen Eisenbahnlinie, eines der größten Infrastrukturprojekte Mexikos. Der „Tren Maya“ soll die Badeorte an der Küste mit den archäologischen Maya-Stätten von Chichén Itzá bis nach Palenque verbinden. Millionen Bäume werden für den Maya-Zug gefällt.

Der Regenwald der Kooperative Túumben K‘óoben bleibt eine ökologische Schatzkammer: 63 Baumarten wurden dort erfasst. Darunter der für Yucatán charakteristische Chechén, dessen giftiges Harz brennende Schmerzen auslöst. Er wächst immer zusammen mit dem Chacá. Nach Überlieferungen der Maya waren diese Bäume einst Brüder, die sich in ein Mädchen verliebten und im Duell um sie starben. Bei ihrem Eintritt in die Unterwelt baten sie die Götter, auf die Erde zurückkehren zu dürfen. Als Bäume wiedergeboren, heilt der Chacá die Wunden des Chechén. 

Die Maya-Frauen werden mit ihrer Arbeit die heimische Flora und Fauna schützen und auch das lokale Wissen bewahren – und damit auch Überlieferungen wie diese Sage. 

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